Emanuel Letz, der für die FDP antritt, holte mit 38,8 Prozent die meisten Stimmen. Der Polizeibeamte und Diplom-Verwaltungswirt ist derzeit Referent der FDP-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag. In der Stichwahl muss er gegen die CDU-Kandidatin Sabine Drees antreten. Sie erreichte 32,9 Prozent der Stimmen.
Sabine Drees kommt aus Köln und kam über eine überregionale Ausschreibung der CDU zu ihrer Kandidatur in Bad Kreuznach. Sie ist studierte Volkswirtin und arbeitet derzeit beim Deutschen Städtetag. Elf Jahre lenkte Heike Kaster-Meurer von der SPD als Oberbürgermeisterin die Geschicke der Stadt, sie wird nun von Letz oder Drees abgelöst. Heike Kaster-Meurer (SPD) hat 23,7 Prozent der Stimmen erreicht und Karl-Heinz Delaveaux (FWG) 4,6 Prozent.
Kaster-Meurer: "Verlieren ist immer eine Option"
Für die noch amtierende Oberbürgermeisterin, Heike Kaster-Meurer (SPD), kam das Wahlergebnis unerwartet. Wie sie dem SWR sagte, habe sie damit gerechnet, zumindest in die Stichwahl zu kommen. Auch habe sie ein höheres Wahlergebnis für sich erhofft.
"Natürlich macht man keinen Wahlkampf, um zu verlieren, aber verlieren ist bei sowas immer auch eine Option."
Wie Kaster-Meurer weiter mitteilte, kann sie das Wahlergebnis dennoch gut annehmen und auch akzeptieren. "Es ist jetzt eben so wie es ist", sagte sie. Einen möglichen Grund für ihre Wahlniederlage sieht die Oberbürgermeisterin in ihrer Amtsposition. "Egal, was in der Stadt nicht gut läuft, es wird suggeriert, als sei es meine Schuld. Oft werden politische Entscheidungen an meiner Person festgemacht, dabei habe ich nur eine von vielen Stimmen im Stadtrat", analysierte sie.
Kaster-Meurer zufrieden mit Amtszeit
Auch wenn sie die Oberbürgermeisterwahl verloren habe, hadere sie nicht mit dem Ergebnis. Wie Kaster-Meurer ausführte, ist sie zufrieden mit dem, was sie in den vergangenen elf Jahren in Bad Kreuznach erreicht hat. Die Stadt habe sich in dieser Zeit gut entwickelt.
Große Freude bei CDU-Kandidatin Drees
Die Kandidatin der CDU, Sabine Drees, freut sich über ihr Wahlergebnis. Im Gespräch mit dem SWR zeigte sie sich optimistisch, dass sie die Stichwahl für sich entscheiden kann. "Der Abstand zu Letz ist sehr klein und wir haben jetzt noch weitere zwei Wochen, um Wahlkampf zu betreiben", so Drees.
Wie sie weiter mitteilte, hofft sie bei der Stichwahl, noch mehr Bürger und Bürgerinnen davon überzeugen zu können, wählen zu gehen. Die Tatsache, dass der Abstand zwischen ihr und Letz nicht sehr groß sei, könne vielleicht den ein oder anderen doch noch dazu bewegen, zur Wahl zu gehen. Die Wahlbeteiligung bei der OB-Wahl war mit 36,2 Prozent sehr niedrig.
Was sind die Schwerpunkte der Kandidaten?
Was sind die Schwerpunkte der Kandidatin und des Kandidaten der Stichwahl? Und wie sieht ihr persönlicher Werdegang aus? Sabine Drees und Emanuel Letz im Porträt.
Das unbeschriebene Blatt: Sabine Drees
Sabine - wer? Das dürften sich viele Bad Kreuznacher Bürgerinnen und Bürger gefragt haben, als die CDU im November ihre Spitzenkandidatin für die OB-Wahl in Bad Kreuznach nominierte.

Tatsächlich kommt die 57-Jährige aus Köln, hat in den vergangenen Jahren beim Bund der Steuerzahler und zuletzt beim Deutschen Städtetag gearbeitet. Und die studierte Volkswirtin strebt offensichtlich schon länger eine politische Karriere an: Erst im vergangenen September war sie bei der Landratswahl im Kreis Oldenburg angetreten, hatte aber verloren.
Warum also jetzt Bad Kreuznach? Bis zum vergangenen Herbst kannte Drees die Stadt nur als Touristin. Dann aber suchte die CDU per überregionaler Ausschreibung eine OB-Kandidatin und Drees bewarb sich erfolgreich. Sie ist überzeugt, dass sie auch als "Zugezogene" hier viel Gutes bewirken könnte. Beispielsweise habe sie schon gehört, dass der Stadtrat sehr zerstritten sei. In so einer Situation könne ein Blick von außen durchaus helfen, sagt Drees.
Die großen Probleme der Stadt seien ihr bekannt und da sieht sie auch die wichtigsten Aufgaben einer zukünftigen Oberbürgermeisterin: Etwa die Wirtschaft zu fördern, um die desolate Haushaltssituation in den Griff zu bekommen. Es könne nicht sein, dass eine Kurstadt wie Bad Kreuznach bei allen freiwilligen Ausgaben von der Kommunalaufsicht abhängig sei. Außerdem will Drees sich für die Entlastungsstraße einsetzen, um den Durchgangsverkehr aus der Bad Kreuznacher Innenstadt zu bekommen. Und auch in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz könne Bad Kreuznach noch viel mehr tun.
Der Kreuznacher Bub: Emanuel Letz
Emanuel Letz von der FDP ist ein echter Kreuznacher Bub. Der 45-Jährige ist in der Kurstadt aufgewachsen und lebt bis heute hier. Und diese Verbundenheit mit der Stadt stellt er auch in seinem Wahlkampf in der Vordergrund - mit seinem Motto "Aus Bad Kreuznach - Für Bad Kreuznach".

Letz hat bei der rheinland-pfälzischen Polizei erst eine Ausbildung und anschließend ein Studium zum Diplom-Verwaltungswirt absolviert. Seit dem vergangenen Sommer arbeitet er als Referent der FDP-Fraktion im Landtag Rheinland-Pfalz für Inneres, Landesplanung und Sport.
In seinem Programm zielt Letz auf den Wechsel ab und spart nicht mit Kritik an der bisherigen Amtsinhaberin. Er wolle einen Neustart für Bad Kreuznach, mehr Transparenz, mehr Bürgernähe, mehr Teamgeist. Und er wolle nicht zu den Menschen gehören, die nur meckern, sondern zu denen, die wirklich etwas verändern wollten.
Konkret hat sich der FDP-Mann auf die Fahnen geschrieben, die Wahrzeichen der Stadt zu erhalten und zu schützen, wie etwa die Salinen, die Brückenhäuser, den Kurpark oder die Kauzenburg. Außerdem will auch Letz die Bad Kreuznacher Innenstadt vom Verkehr entlasten und - naheliegend als Polizeibeamter - für mehr Sicherheit und Sauberkeit in der Stadt sorgen.