Seitdem Russland mit seinen Truppen in der Ukraine einmarschiert ist, haben militärische Fragen wieder an Bedeutung gewonnen. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) reiste kürzlich in die USA. Bei Gesprächen im Pentagon, dem Hauptsitz des US-Verteidigungsministeriums, ging es auch um US-Stützpunkte in Rheinland-Pfalz. Diese sollen als Drehscheibe für die Ostflanke der NATO aufgewertet werden. In den kommenden Jahren seien Investitionen von einer Milliarde Euro in Rheinland-Pfalz geplant, sagte Lewentz.

Neben US-Stützpunkten gibt es in Rheinland-Pfalz auch die NATO-Rampen - zum Beispiel am Rhein oder an der Mosel. Die Anlagen wurden während des Kalten Krieges an gegenüberliegenden Ufern gebaut. Offiziell heißen sie Ersatzübergangsstellen und gehören dem Bund. Die Rampen sollten dann zum Einsatz kommen, wenn zum Beispiel bestehende Brücken zerstört worden wären. Panzer und sonstige Fahrzeuge hätten in einem solchen Fall die Flüsse an den Rampen gequert. Für den Übersetzverkehr gab es auch sogenannte Notstandsfähren.
Standorte für Behelfsbrücken
Außerdem könnte die Bundeswehr an diesen Stellen am Rhein Behelfsbrücken bauen. Zuständig für die Rampenanlagen sind die Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter. Beim Amt in Bingen heißt es, aktuell deute nichts daraufhin, dass die Anlagen von der Bundeswehr im Rahmen des Krieges in der Ukraine gebraucht würden. Zumal es im Zuständigkeitsbereich inzwischen nur noch eine Ersatzübergangsstelle gebe, die für militärische Zwecke vorgehalten werde.

NATO-Rampe in Neuwied in militärischem Bestand
Am Rhein zwischen Mainz und dem nördlichen Rheinland-Pfalz gibt es derzeit 20 solcher Rampenanlagen. Militärisch genutzt werden könnte aber nur noch die Anlage zwischen Urmitz (Kreis Mayen-Koblenz) und Engers, einem Stadtteil von Neuwied. Andere NATO-Rampen, wie die in Budenheim, Bingen, Ingelheim oder St. Goar wurden nach Angaben des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes aus dem militärischen Bestand entlassen. Viele Rampen werden inzwischen von Fährbetrieben genutzt. Feuerwehren und die DLRG lassen an den Rampen ihre Boote bei Einsätzen oder Übungen in den Rhein, Wassersportlerinnen und -sportler nutzen die NATO-Rampen ebenfalls.

Nach über 40 Jahren sind einige Rampen reparaturbedürftig. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter kümmern sich um, wie es heißt, "das erforderliche Mindestmaß an baulicher Instandhaltung". Uferbefestigungen, Pflaster, rostige Spundwände oder Holme werden vorzugsweise bei Niedrigwasser repariert oder erneuert. Die NATO-Rampen sorgen aber auch immer wieder für Schlagzeilen. Zum Beispiel, wenn Autos versehentlich im Rhein landen.

Vor etwa einem Jahr war beispielsweise an der NATO-Rampe in Mainz ein Auto in den Rhein gerollt. Verletzt wurde niemand. Die Polizei sagte damals, die drei Insassen hätten rechtzeitig den Wagen verlassen können. Offenbar hatte der Fahrer beim Parken den falschen Gang eingelegt.
Tragische Badeunfälle an den Rampen
Im Sommer werden die NATO-Rampen auch gerne genutzt, um bequem zum Baden in den Rhein zu kommen. Und das, obwohl hinreichend bekannt ist, dass Schwimmen im Rhein gefährlich ist. Zwischen den Jahren 2015 und 2021 sind allein an der Rampe in Worms-Rheindürkheim sieben Menschen im Rhein ertrunken. Darunter waren auch zwei Mädchen im Alter von acht und elf Jahren. Inzwischen gibt es dort Warnschilder, auf denen in mehreren Sprachen vor den Gefahren gewarnt wird.