In Ingelheim gibt es Streit um den Notarztstandort (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Stephan Jansen/dpa | Stephan Jansen)

Kein 24-Stunden-Betrieb

Ingelheimer Notarztzentrale weiter nachts unbesetzt

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Der Kreis Mainz-Bingen hat eine Mitfinanzierung der Ingelheimer Notarztzentrale abgelehnt. Damit gibt es nachts dort keinen Arzt.

Am Montagnachmittag hatte sich der Kreisausschuss Mainz-Bingen erneut mit dem Notarztstandort in Ingelheim beschäftigt. Seit Wochen geht es darum, ob die Wache auch wieder nachts besetzt werden kann. Die Stadt Ingelheim hatte die Mitfinanzierung einer nächtlichen Wiederbesetzung der Notarztwache in Aussicht gestellt, wenn der Kreis Mainz-Bingen sich ebenfalls beteilige.

Ein entsprechender Antrag der FDP im Kreistag wurde jetzt aber im Ausschuss mit den Stimmen der Koalition von CDU, SPD und FWG abgelehnt. Der Antrag sei zu ungenau, zudem seien die Krankenkassen als Kostenträger zuständig, so die Argumentation der Koalitionfraktionen. FDP, Grüne und AfD hatten dafür gestimmt.

Rheinhessen "überversorgt"?

Nach Angaben eines Sprechers der Kreisverwaltung hat Landrätin Dorothea Schäfer (CDU) aber angekündigt, dass weitere Daten der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern ausgewertet werden. So sollen nun Zahlen aus dem Jahr 2021, die dann auch auf den gesamten Rettungsdienstbereich Rheinhessen bezogen sind, herangezogen werden.

Zudem, so der Sprecher der Kreisverwaltung, werde ja noch bis zum Sommer eine Bedarfs- und Standortanalyse von Rettungswachen vom Fraunhofer-Institut zum gesamten Rettungsdienst in Rheinhessen erwartet. 

Mathematiker der TU Kaiserslautern hatten bereits Einsatzdaten ausgewertet. Ergebnis: Eine 24-Stunden-Besetzung des Ingelheimer Notarztstandortes führe zu einer "Überversorgung" des Bereichs Bingen/Ingelheim. Auf diese Studie hatte sich der Kreis immer wieder in seiner Argumentation gegen eine nächtliche Besetzung des Ingelheimer Notarzt-Standortes bezogen.

Nach der Schließung des Ingelheimer Krankenhauses ist der Standort des Notarzteinsatzfahrzeuges unklar und provisorisch an einem Privathaus (Foto: SWR, Stefan Schmelzer)
Von 7 bis 19 Uhr ist der Ingelheim Notarzt-Standort besetzt.

Petition für Rund-um-die-Uhr-Besetzung

Seit 1. März betreibt das Rote Kreuz die Notarztzentrale in Ingelheim, allerdings nur noch von 7 bis 19 Uhr besetzt. Die Krankenkassen finanzieren einen 24-Stunden-Betrieb nicht mehr. Nachts müssen Ingelheim und Umgebung derzeit von Mainz und Bingen aus notärztlich mitversorgt werden.

Daran gibt es Kritik, unter anderem weil die Anfahrten zum Teil zu lange dauern würden. In einer Petition haben sich mehr als 6.500 Bürgerinnen und Bürger dafür eingesetzt, dass der Standort rund um die Uhr betrieben wird.

Stadt Ingelheim will neu beraten

Nach der Entscheidung des Kreisausschusses muss sich auch die Stadt Ingelheim neu beraten. "Ich kann die Entscheidung des Kreises nicht ganz nachvollziehen", sagte der Ingelheimer Oberbürgermeister Ralf Claus (SPD) dem SWR. Über eine Finanzierung der Nachtbesetzung durch die Stadt müsse nun weiter diskutiert werden. Es gehe aber vor allem um die Frage, wie die gesamte Region am besten notärztlich versorgt werden könne, so Claus weiter. Dazu sei womöglich auch ein anderer Standort sinnvoll. Das müsse nun durch ein Gutachten ermittelt werden.

Auslöser Krankenhaus-Schließung

Die Diskussion um die Zukunft des Notarztstandortes in Ingelheim läuft seit mehr als einem Jahr. Damals wurde das Ingelheimer Krankenhaus geschlossen, an das die Notarztzentrale bis dahin angebunden war.

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SWR