Die autofreien Straßen in der Mainzer Neustadt kamen gut an.  (Foto: SWR, Stefan Schmelzer)

Aktion "1. Meenzer Nachbarschaftsstraße"

"Voller Erfolg": Teile der Mainzer Neustadt zehn Tage autofrei

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Christiane Spohn
Christiane Spohn ist Reporterin im SWR Studio Mainz (Foto: SWR, Daniel Brusch)
Stefan Schmelzer
Stefan Schmelzer ist Reporter im SWR Studio Mainz (Foto: SWR, Daniel Brusch)
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Judith Seitz
Live-Schalte mit Judith Seitz vom Nature One Festival (Foto: SWR)

Zwei Straßenabschnitte waren in der Mainzer Neustadt zehn Tage für Autos gesperrt. Am Sonntag endete der Versuch und der kam bei den meisten gut an.

In der dicht besiedelten Mainzer Neustadt waren vom 12. bis 21. Mai Teile der Leibnizstraße und der Adam-Karrillon-Straße im Bereich der Leibnizschule gesperrt. Wo normalerweise Autos fahren oder parken, war Platz für die Menschen.

Es gab verschiedene Aktionen wie zum Beispiel einen großen Flohmarkt, Aktionen rund ums Fahrrad, einen Gottesdienst auf der Straße und Angebote für Kinder.

Autofreie Straßen waren voller Erfolg

Der Ortsvorsteher der Neustadt, Christoph Hand (Grüne), ist am Ende der Aktion begeistert. Die Bürgerinnen und Bürger hätten in den zehn Tagen die autofreien Straßenabschnitte genossen. Er habe fast nur positive Reaktionen bekommen.

"Statt Autos hatten wir Kinderlachen auf der Straße"

Die Menschen hätten zum Beispiel sich auf der Straße zum Picknick getroffen. Einige hätten einen Parcours für Fahrräder aufgebaut, auf der Straße Fußball gespielt oder Insektenhotels gebaut. An Muttertag seien alle zum Brunch eingeladen gewesen. "Statt Autos hatten wir Kinderlachen auf der Straße", so Christoph Hand.

Großes Problem: Keine Parkplätze während der autofreien Zeit

Einziges Problem seien die fehlenden Parkplätze gewesen. Die Anwohnerinnen und Anwohner der Leibnizstraße und der Adam-Karrillon-Straße konnten in den zehn Tagen ihre Autos nicht in den gesperrten Abschnitten parken. Insgesamt hatten 40 Parkplätze gefehlt.

"Es ist sonst schon immer qualvoll einen Parkplatz zu finden, jetzt war es noch schlimmer."

Viele Anwohner der Neustadt berichteten, dass sie in den zehn autofreien Tagen kaum einen Parkplatz gefunden hatten. "Das hätte man besser planen müssen", kritisiert ein Mann.

Bürger suchten Lösungen für Parkplatzproblem

Ortsvorsteher Hand berichtet von vielen Gesprächen unter den Besucherinnen und Besuchern der 1. Meenzer Nachbarschaftsstraße. Die Menschen hätten darüber diskutiert, wie man das Parkplatzproblem lösen könnte.

Viele forderten einen besseren Öffentlichen Nahverkehr, damit noch mehr Menschen ihr Auto abschaffen. Andere gaben zu bedenken, dass sie momentan nicht auf ihr Auto verzichten könnten, da sonst ihr Alltag mit Kindern nicht zu bewältigten sei.

Viele wünschen sich wieder autofreie Straßenzüge

Der Ortsvorsteher der Neustadt, Christoph Hand, glaubt, dass die Menschen gerne wieder autofreie Straßenzüge hätten. Alle hätten es genossen, ihre Nachbarn zu treffen und näher kennenzulernen.

Organisiert hatte das Ganze die Bürgerinitiative MainzZero, die mit dem Umwelt- und Verkehrsdezernat der Stadt zusammenarbeitet. Sie wollte zeigen, wie ein attraktives, klima- und umweltfreundliches Leben in Mainz gelingen kann. "Die Straßen sollen wieder zum Lebensraum für die Bürgerinnen und Bürger werden," so Edith Heller, die Sprecherin von MainzZero.

Ortsvorsteher Hand glaubt, dass das mit der Aktion "1. Meenzer Nachbarschaftsstraße" gelungen ist. Falls sich Bürgerinnen und Bürger der Neustadt wieder autofreie Straßen wünschen, würde er sie gerne dabei unterstützen.

Parklets bleiben stehen

Eine Sache wird jedenfalls erhalten bleiben. Die sogenannten Parklets, also die Sitzbänke aus Holz mit integrierten Blumenkästen, werden weiter genutzt. Sie wurden aus dem Etat der Sozialen Stadt der Neustadt finanziert.

Die Parklets bleiben der Mainzer Neustadt erstmal erhalten. (Foto: Pressestelle, MainzZero)
Die Parklets bleiben der Mainzer Neustadt erstmal erhalten.

Nach Angaben von MainzZero bleiben sie über den Sommer stehen und damit dauerhaft der Neustadt erhalten. "Ein schöner Erfolg unserer Aktionstage und gut angelegtes Geld", wie Edith Heller betont.

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