Auswirkungen der Energiekrise. In der Mainzer Innenstadt werden viele öffentliche Gebäude nachts nicht mehr beleuchtet  (Foto: SWR, Corinna Lutz)

Energie sparen: Licht aus in Mainz

Nabu Rheinhessen: Dunklere Städte sind gut für die Tiere

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Andreas Neubrech
Andreas Neubrech (Foto: SWR)

Der Naturschutzbund Rheinhessen-Nahe (NABU) findet es gut, dass in den Städten der Region die Gebäude derzeit nachts nicht beleuchtet werden. Das rette vielen Tieren das Leben.

"Die Dunkelheit in den Städten ist für die Tiere eine reine Wohltat", sagt der Leiter der NABU-Geschäftsstelle Rheinhessen-Nahe, Rainer Michalski. Vor allem Fledermäuse, Vögel und Insekten würden davon profitieren, dass die Städte zurzeit ihre Wahrzeichen abends und nachts nicht beleuchten. Die Kommunen wollen so im Rahmen der Energiekrise Strom sparen.

Fledermäuse warten vergebens auf Dunkelheit

Fledermäuse zum Beispiel würden erst ausfliegen, wenn es in ihrer Umgebung richtig dunkel sei, erklärt Michalski. "Deshalb kann es passieren, dass sie abends in ihren Ritzen sitzen bleiben und verhungern, wenn in ihrer Nähe Gebäude angestrahlt werden."

Bei der Fledermausnacht 2022 gibt es unter anderem die Möglichkeit, mit Nachtsichtgeräten und Wärmebildkameras die Tiere aufzuspüren. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / imageBROKER | Franz Christoph Robiller)
Fledermäuse suchen sich erst Nahrung, wenn es richtig dunkel ist.

Vögel verteidigen ihr Revier länger als nötig

Auch Vögeln komme die Dunkelheit zugute. Durch die künstliche Helligkeit verlieren sie dem Fachmann zufolge ihre zeitliche Orientierung. Sie gehen davon aus, dass der Tag länger dauere als es tatsächlich der Fall ist. Die Folge: Sie singen drei Stunden länger als normal üblich, um ihr Revier zu verteidigen. Das bedeute Stress, der ohne die Beleuchtung entfalle, so Michalski.

Insekten verlieren die Orientierung

Für Insekten sei das künstliche Licht am Abend und in der Nacht tödlich. Wissenschaftler gehen derzeit davon aus, dass die Insekten durch die Dunkelheit navigieren, indem sie sich am Mond orientieren. Der Navigationstheorie zufolge fliegen sie geradeaus, indem sie versuchen, den gleichen Winkel zum Mond zu halten. Das funktioniert, weil der Mond sehr weit weg ist und für das Insekt quasi immer an der gleichen Stelle am Himmel steht.

Bei den Nachtfaltern gibt es große Rückgänge, die wir auf die Lichtverschmutzung in den Städten zurückführen.

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Insekten fliegen im Kreis, bis sie sterben

Künstliche Beleuchtungen irritieren die Insekten, weil sie sie mit dem Mond verwechseln. Weil die Lampen deutlich näher sind als der Mond, verändert sich für die Insekten permanent der Winkel zum vermeintlichen Mond. Folglich passen sie die ganze Zeit ihre Flugrichtung an. Die Folge: Die Tiere fliegen orientierungslos im Kreis bis sie sterben.

"Bei den Nachtfaltern gibt es große Rückgänge, die wir auf die Lichtverschmutzung in den Städten zurückführen", so Experte Michalski. Deshalb befürworte der NABU generell, wenn abends und nachts künftig noch weitere Lichter abgeschaltet werden würden. Das sei zum Wohl der Tiere.

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