Gewerkschaft: "Ein erster Schritt"

Mehr Geld für Kita-Erzieherinnen und -Erzieher in Mainz

Stand

Von Autor/in Gesa Walch

Hunderte Kita-Erzieherinnen und Erzieher in Mainz sollen künftig mehr Lohn bekommen. Mehr als die Hälfte der städtischen Stellen für Kita-Fachkräfte sollen in eine höhere Tarifgruppe eingeordnet werden - ursprünglich sollten es alle sein.

Seit Jahren gehen die Erzieherinnen und Erzieher auf der Straße, um für mehr Anerkennung und mehr Lohn zu kämpfen - in Mainz zuletzt Anfang März. Das Problem: steigende Anforderungen, etwa bei der Sprachförderung oder Inklusion und gleichzeitig zu wenig Zeit, diese umzusetzen, da das Personal fehlt. All das bei einem Gehalt, das Kita-Fachkräfte und Gewerkschaften für nicht angemessen halten.

Auch der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase nicht - das hatte er sich vor zwei Jahren zum Wahlkampfthema gemacht. Sein erster Vorstoß im vergangenen Jahr war eine Schlappe. Alle Kita-Fachkräfte sollten in eine höhere Entgeltgruppe eingruppiert werden (S8b statt S8a) - die Aufsichtsbehörde des Landes ADD hatte dem aber eine Absage erteilt. Der vorgesehene Stellenplan der Stadt könne wegen des hohen Haushaltsdefizits nicht genehmigt werden, hieß es von der Behörde.

Bis zu 500 Euro mehr Lohn für Kita-Fachkräfte

Die Stadt Mainz setzte sich an ein neues Konzept und erhielt Ende März grünes Licht - sowohl vom Bildungsministerium als auch vom Kommunalen Arbeitgeberverband. Die Auflagen der ADD seien somit erfüllt, so die Stadt Mainz. Die Genehmigung der ADD für den städtischen Haushalts- und Stellenplan 2025 stehe jedoch noch aus.

Mit dem neuen Konzept soll festgestellt werden, wie viele Kita-Fachkräfte mit einer höheren Qualifikation - die entsprechend höher bezahlt wird - gebraucht werden. Mit dieser sogenannten Bedarfsermittlung hat die Stadt Mainz berechnet, dass gut die Hälfte der Stellen für Kita-Fachkräfte höhergruppiert werden darf - in die Entgeltgruppe S8b. Je nachdem, wie lange sie schon als Kita-Fachkraft arbeiten, bedeute das 50 bis 500 Euro brutto mehr Lohn im Monat, so Oberbürgermeister Haase.

Erzieherinnen und Erzieher müssen 160 Stunden Fortbildung machen

Voraussetzung dafür sei, dass die entsprechenden Erzieherinnen und Erzieher eine 160-stündige Fortbildung gemacht haben, zum Beispiel in der Sprachförderung. Dann könnten sie sich auf die Höhergruppierung bewerben. Eine Kommission entscheide dann darüber, so der Mainzer Oberbürgermeister.

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Mainz als Modell für andere Kommunen?

Mainz sei die erste Kommune in Rheinland-Pfalz, die im großen Stil eine Stellenaufwertung bei ihren Erzieherinnen und Erziehern vornehmen darf, heißt es von der Stadt. Das Modell der Bedarfsermittlung beschreibt Haase als Blaupause für andere Kommunen in Rheinland-Pfalz.

"Es macht mich stolz, dass wir hartnäckig geblieben sind", so Nino Haase. "Dies ist eine Anerkennung der wertvollen Arbeit unserer Erzieherinnen und Erzieher."

Ein erster Schritt hin zu mehr Lohn für alle Kita-Fachkräfte

Auch aus den Reihen der Kitas kommt Anerkennung. "Wir sind einfach dankbar, dass die ersten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jetzt in die 8b eingruppiert werden und freuen uns über den kleinen Erfolg", so die Leiterin der städtischen Kita Wolkenburg in Mainz-Ebersheim, Anne Hassinger. Die Fortbildungen seien zudem wichtig für eine gute Qualität der Kinderbetreuung.

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz (GEW) wertet den "Mainzer Weg" als Teilerfolg. "Das jetzt gefundene Vorgehen kann nur ein erster Schritt sein hin zu einer allgemeinen Höhergruppierung", so GEW-Landesvorsitzende Kathrin Gröning.

Gewerkschaft GEW kritisiert Aufsichtsbehörde

Dabei kritisiert sie die Aufsichtsbehörde ADD, die zu zögerlich bezüglich der Höhergruppierung von Kita-Fachkräften sei. In Hessen seien die Hürden nicht so hoch. In Wiesbaden zum Beispiel bekommen schon jetzt die meisten Erzieherinnen und Erzieher mehr Geld.

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