Eine technische Assistentin sitzt beim pipettieren in einem Labor. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert)

BioNTech und TRON

Wie in Mainz der Kampf gegen Krebs geführt wird

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Pascal Kiss

Seit der Corona-Pandemie ist Mainz weltweit als Biotechnologie-Standort bekannt. Könnten nach dem Corona-Impfstoff auch neue Krebs-Therapien aus Mainz kommen? Im Institut TRON wird daran geforscht.

Nach dem Erfolg mit dem Corona-Impfstoff schauen alle auf BioNTech und auf Mainz – denn eigentlich soll die mRNA-Technologie in Zukunft vor allem im Kampf gegen Krebs helfen. Es herrscht Aufbruchstimmung. Neben BioNTech gibt es hier ein immer stärkeres Forschungsnetzwerk, um immer mehr Krebsarten besser behandeln oder sogar besiegen zu können. Zu dem Netzwerk gehört unter anderem das Institut TRON.

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Neue Therapien: Immunsystem soll Krebs selbst besiegen können

Im Kampf gegen Krebs arbeitet TRON eng mit BioNTech zusammen, aber eher im Hintergrund. Weg von der Grundlagenforschung, hin zu konkreten Therapieansätzen - das ist das Ziel der aktuellen Krebsforschung. Der Plan: Das Immunsystem soll in Zukunft durch neue Therapien den Krebs selbst besiegen. Eine große Herausforderung, denn das Immunsystem erkennt den Tumor oft viel zu spät.

Das ist das große Problem mit Krebs, weil Krebs eben aus eigenen Zellen entsteht. Das heißt, das Immunsystem muss erst mal merken, hier ist eine Zelle, die gehört zu meinem Körper, aber sie ist bösartig.

Mit neuen Therapien soll das Immunsystem den Tumor früher erkennen und dann gezielt angreifen, vernichten. TRON sucht nach neuen Ansätzen, damit der Körper die eigenen Krebszellen früher erkennt. Im Labor ist das oft eine Frage der Ausdauer. "Sehr oft wegen den Kosten, aber auch wegen den wissenschaftlichen Konzepten, werden Projekt gestoppt, bevor sie die Patienten erreichen und Medikamente entstehen", sagt Dr. Fulvia Vascotto von TRON.

Zwei Mitarbeiterinnen der Firma TRON im Labor (Foto: SWR)
Zwei Mitarbeiterinnen der Firma TRON im Labor

TRON wurde von BioNTech Gründern gegründet

Das Institut für Translationale Onkologie hat die Zeit, kann nach einem konkreten Ansatz für die Praxis suchen. Das Institut forscht seit 12 Jahren, ist vom BioNTech-Gründerpaar Uğur Şahin und seiner Frau Özlem Türeci gegründet worden. BioNTech wäre ohne TRON wahrscheinlich nicht an dem Punkt, wo das mittlerweile weltweit bekannte Unternehmen steht - vor allem im Kampf gegen Krebs.

Mit der mRNA-Technologie laufen bei BioNTech erste große klinischen Studien zur Behandlung von mehreren Krebsarten - unter anderem Hautkrebs, Darmkrebs oder Prostatakrebs. Dahinter steckt viel Grundlagenforschung, mit vielen Herausforderungen im Kampf gegen die Krebszellen. Denn Tumor ist nicht gleich Tumor.

Jeder Tumor ist anders. Man wird nie einen zweiten Tumor finden. Das heißt, ich muss auch für jeden Patienten einen neuen Impfstoff generieren.

Krebszellen und gesunde Zellen werden also immer wieder verglichen, um möglichst große Unterschiede zu finden. Diese Unterschiede sind sogenannte Biomarker, die Krebszellen verraten. Doch diese Erkennungszeichen der Tumorzellen sind gar nicht so leicht zu finden, sagt Weber. "Die sind bei jedem Menschen anders und müssen mit sehr aufwändigen Labormethoden ermittelt werden. Und diese Methoden erzeugen sehr, sehr viele Daten." Diese sollen mit künstlicher Intelligenz in Zukunft noch besser interpretiert werden.

Krebs früher entdecken durch regelmäßige Blutanalysen

Vielversprechende Biomarker entpuppen sich in Studien immer wieder als Sackgasse. Künstliche Intelligenz könnte in Zukunft vorhersagen, wie gut sich ein Biomarker für einen geplanten Therapieansatz eignet.

Die besten Angriffsziele auf die Krebszellen sollen gefunden werden oder Krebs früher entdeckt werden, zum Beispiel mit regelmäßigen Blutanalysen von Risikopatienten. Denn im Blut von Krebspatienten wurden bestimmte Antikörper bereits Jahre vor der Krebsdiagnose nachgewiesen. Werden die Antikörper im Blut rechtzeitig erkannt, könnte Krebs schneller behandelt werden, was die Heilungschancen erhört. Ideen aus der Grundlagenforschung, die hier möglichst groß gemacht werden sollen.

Uniklinik Mainz ist an TRON beteiligt

TRON steigt aber aus, wenn es um große klinische Studien geht. Dann sind Pharmaunternehmen gefragt. Das müssen nicht automatisch BioNTech und Pfizer sein. Denn an TRON ist die Uniklinik Mainz beteiligt, wird zum Großteil durch öffentliche Gelder finanziert. Das Institut darf sich also nicht an ein einziges Unternehmen binden. Doch die Nähe ist vorhanden - allein schon örtlich, an einem Standort, der mittlerweile weltweit bekannt ist.

"Lange kannten nur Deutsche Mainz, jetzt ist Mainz weltweit bekannt. Meine Freunde in Boston kannten nur Moderna, aber sie haben gelernt, wie schnell hier BioNTech in Mainz den Corona-Impfstoff entwickelt hat."

Die Stadt Mainz versucht sich als Biotechnologiestandort zu positionieren, ist durch die Gewerbesteuereinnahmen von BioNTech wahrscheinlich Ende 2022 schuldenfrei. Gleichzeitig vergrößern sich BioNTech und TRON. Sie hoffen beide, das von hier aus wieder Impfstoffe oder andere Therapieansätze um die Welt gehen, dann im Kampf gegen Krebs.

Mainz

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