Eis gegen Frost

Rheinhessische Landwirte beregnen Obstbäume

Stand

Von Autor/in Vanessa Siemers

Es klingt auf den ersten Blick vielleicht etwas paradox: Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt beregnen Landwirte ihre Obstbäume, um die Blüten vor Frost zu schützen.

Die Methode der sogenannten Frostschutzberegnung gibt es schon seit ein paar Jahren. Auch Ursula Avenarius von Obstbau Schmitt in Mainz-Laubenheim nutzt sie. In den vergangenen zwei Nächten war ihre Beregnungsanlage bereits angeschaltet.

"Wann wir mit der Beregnung beginnen, hängt von der Feuchttemperatur und der Blüte ab," erzählt sie. Die Feuchttemperatur liege unter der Trockentemperatur und berechne noch die Verdunstungskälte mit ein. Je weiter die Blüte fortgeschritten sei, desto empfindlicher sei sie auch. Dann müsse man mit der Beregnung schon bei wärmeren Temperaturen beginnen.

App gibt Warnsignal aufs Handy

Momentan startet der Obsthof ab 0,5 Grad mit der Beregnung. Sobald diese Temperatur unterschritten wird, bekommen Avenarius und ihr Sohn eine Warnung aufs Handy. Dann fahren sie raus in die Apfelplantage und schalten die Anlage ein. Erst, wenn die Feuchttemperatur 0 Grad oder mehr erreicht, wird die Beregnung wieder ausgeschaltet.

Landwirte nutzen physikalische Gesetze als Schutz

Bei der Methode der Frostschutzberegnung nutzen die Landwirte die physikalischen Gesetze. Wenn das Wasser seinen Aggregatzustand von flüssig auf fest ändert und zu Eis gefriert, wird sogenannte Erstarrungswärme freigesetzt. Genau diese Energie wird dann genutzt, um die Blüte "warm zu halten".

"Die Wärme wird nur freigesetzt, solange frisches Wasser nachkommt. Deswegen ist es auch so wichtig, dass fortlaufend beregnet wird, damit immer wieder Wasser neu gefrieren kann", erzählt Ursula Avenarius.

Frostberegnung braucht sehr viel Wasser

Um den Eisregen als Frostschutz einsetzen zu können, braucht man also viel Wasser. Das heißt, genügend Grundwasser, geeignete Brunnen und die entsprechende Infrastruktur in Form von Wasserleitungen. Nach Angaben des Bauern- und Winzerverbandes gibt es aus diesem Grund nur wenige Landwirte in Rheinhessen, die diese Methode nutzen.

Der Obsthof von Ursula Avenarius hat die nötige Infrastruktur. Allerdings ist diese Form der Beregnung sehr teuer. Pro Hektar kann das schnell einen fünfstelligen Betrag kosten, sagt sie.

Die Beregnung ist zwar recht teuer, aber es ist unsere Lebensversicherung.

Deswegen setzen sie die Frostschutzberegnung auch nur bei den Äpfeln ein. Bei den Süßkirschen verwenden sie, wie viele andere Landwirte in der Region, Frostkerzen.

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