Der zwölfjährige Yevsevii kämpft gegen die Leukämie (Foto: SWR, SWR)

Letzte Hoffnung - Knochenmarktransplantation

Krank im Krieg - Junge aus der Ukraine kämpft gegen den Krebs

Stand
AUTOR/IN
Marcel Fehr

Die medizinische Versorgung in der Ukraine ist durch den Krieg am Boden. Betroffen sind auch Kinder, wie der zwölfjährige Yevsevii. Er hat Krebs und kämpft in Mainz ums Überleben.

Seinen Rucksack hat Yevsevii immer dabei. Darin: Eine Pumpe und ein Schlauch mit flüssigen Medikamenten, die den geschwächten Körper des zwölfjährigen Ukrainers versorgen. Er hat Leukämie, braucht täglich seine Medizin. Das Krankenhaus in Kiew, in dem er war, musste evakuiert werden. Dann ist er mit seinem Vater nach Mainz gekommen.

Zuerst ging es in die ukrainische Stadt Lwiw, dann nach Polen und schließlich in einer 17-stündigen Busfahrt nach Mainz. Den Krieg im Nacken, den Krebs vor Augen. Grenzkontrollen, lange Wartezeiten und Stau. Eine Tortur für alle Beteiligten, besonders für den krebskranken Jungen aus Kiew.

"Es ist eine große Erleichterung, dass wir hier aufgenommen wurden. In Kiew hat man uns dauernd hin- und hergeschickt. Es war laut, man konnte nicht schlafen. Das war hart."

Mainzer Förderverein nimmt Vater und Sohn auf

Schon mit sieben Jahren bekam er die Diagnose Leukämie. Nach langer Chemotherapie schien der Krebs besiegt. Dann der Rückschlag. Der Krebs hat Yevsevii geschwächt: Er ist blass, dünn und spricht leise. Sein offenes Lachen, wenn er mit seinem Vater Oskar eine Runde am Handy spielt zeigt aber, welche Energie in ihm schlummert.

Zusammen wohnen die beiden im Elternhaus des Mainzer Fördervereins für Tumor- und Leukämiekranke Kinder. Vorstand Kai Leimig konnte dort einen Platz für die beiden anbieten, direkt neben der Klinik, in der die Behandlung stattfindet.

"Das Wichtigste in dieser Situation ist wieder das Gefühl zu haben, sicher zu sein. Ein Nest zu haben, eine Basis zu finden."

Mutter und Geschwister noch in Kiew

Die Mutter und die vier Geschwister von Yevsevii konnten nicht mitkommen. Der jüngste Bruder Ivan ist gerade erst ein Jahr alt - der Vater konnte nur durch eine Ausnahmeregelung die Ukraine verlassen und seinen Sohn begleiten.

Die Familie, seit über zwei Monaten getrennt. Tägliche Videotelefonate sorgen für ein bisschen Normalität in einer Zeit, in der nichts mehr normal zu sein scheint.

"Eigentlich ist alles gut. Es sind nur wieder ein paar Bomben explodiert."

"Wie geht es meinen Tomaten", möchte Yevsevii von seiner Mutter wissen. Stolz zeigt sie ihm durch die Handykamera, wie saftig und rot sie schon geworden sind. Ein Lächeln zaubert sich auf Yevseviis Gesicht. Sein großer Traum: Er möchte einmal Landwirt werden. Verschmitzt erzählt er, dass immer mehr Menschen auf der Welt auch immer mehr zu Essen brauchen. Sein Einkommen sei damit gesichert.

Yevsevii Matviienko und sein Vater Oskar Matviienko beim Spazierengehen (Foto: SWR)
Yevsevii Matviienko und sein Vater Oskar Matviienko beim Spazierengehen. Yevsevii hat Leukämie, musste aus der Ukraine fliehen und wird in Mainz medizinisch versorgt.

Letzte Chance: Knochenmarktransplantation

Während in der Ukraine der Krieg tobt, führt Yevsevii in Mainz seinen ganz eigenen Kampf: Den gegen den Krebs. Die Chemotherapie konnte die Leukämie nicht besiegen. Die letzte Chance für Yevsevii - eine Knochenmarktransplantation.

Ein Eingriff, der nicht ungefährlich ist. Vater Oskar versucht seinem Sohn Mut zu machen, ihm manche Details über die Risiken des Eingriffs zu ersparen. Manche Informationen müsse man ihm schonend beibringen, manche sogar für sich behalten, erzählt er.

"Ich fühle mich, als ob ich ins Unbekannte springen muss. Ich muss springen und will das eigentlich gar nicht. Wir hoffen, dass alles gut geht."

Trotzdem bedeutet die Transplantation nicht nur Risiko. Es ist auch eine Hoffnung und eine Chance für Yevsevii, seinen Vater Oskar und seine Familie, bald wieder gemeinsam in Kiew zu sein.

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