Emilia und Ivanka aus der Ukraine tanzen in einer Mainzer Tanzschule Hip-Hop (Foto: SWR)

"Beim Tanzen sind alle gleich"

Kostenlose Tanzstunden für Flüchtlingskinder in Mainz

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Ob Ballett, Kindertanz oder Hiphop, in der Mainzer Tanzschule Manfred S. können Kinder und Jugendliche, die aus ihren Heimatländern geflüchtet sind, umsonst an Tanzstunden teilnehmen.

Hip-Hop-Kurs in der Tanzschule Manfred S: Zehn Mädchen üben angeleitet von Tanzlehrer Benni fleißig eine Choreografie für ein Musikvideo, das sie drehen wollen. Mit dabei sind auch die beiden ukrainischen Mädchen Ivanka und Emilia Slavova.

Sie waren gleich zu Kriegsbeginn mit ihrer Mutter zu ihrer Tante nach Mainz geflüchtet. In ihrer Heimat hatten die beiden Mädchen in der Freizeit getanzt. Eine Bekannte der Tante kam deshalb auf die Idee, die Tanzschule Manfred S. anzufragen.

Zweimal in der Woche im Hip-Hop-Kurs

"Wir haben sofort gesagt, das geht in Ordnung", erzählt der Inhaber der Tanzschule, Holger Gabel-Thiedig. Die Mädchen kamen zur Probestunde und es machte ihnen viel Spaß. Seither tanzen sie zweimal in der Woche umsonst im Hip-Hop-Kurs mit.

"Wir wollen die schlechten Nachrichten für eine Weile vergessen und nur tanzen", sagt die 14-jährige Ivanka. Am liebsten würden sie wieder zurück in die Ukraine, erzählen die Mädchen. Sie vermissen ihren Vater, der dort bleiben musste, und ihre Freunde. In ihrer Heimatstadt Irpin, in der Nähe von Kiew, sei jetzt eigentlich alles ruhig, aber man wisse ja nicht, für wie lange. Ihr Haus sei unbeschädigt. "Wir hatten großes Glück. Das Haus meiner Freundin wurde von einer Bombe zerstört", erzählt Ivanka.

In einer Mainzer Tanzschule tanzen die beiden Mädchen Emilia und Ivanka aus der Ukraine gemeinsam mit anderen Tanzschülern (Foto: SWR)
In der Tanzgruppe sind Ivanka und Emilia mit vollem Einsatz dabei.

Neue Heimat Nieder-Olm

Mittlerweile sind die 14-jährige Ivanka und die elfjährige Emilia mit ihrer Mutter in eine Wohnung in Nieder-Olm gezogen. Sie gehen in Mainz aufs Gymnasium. Nach der Schulzeit wollte Ivanka eigentlich sowieso zum Studieren nach Deutschland kommen. Dass es jetzt schon so früh passiert, wollte sie nicht.

In der Tanzschule Manfred S. in Mainz tanzen mittlerweile 13 Kinder aus der Ukraine in verschiedenen Kursen mit. "Dass Emilia und Ivanka zu uns kamen, war wie eine Initialzündung. Wir haben uns überlegt, dass es eine gute Idee ist, den Kindern etwas Abwechslung zu bieten und haben das Angebot allen Flüchtlingskindern gemacht", sagt Tanzschul-Inhaber Gabel-Theidig.

"Tanzen dient auch sehr der Integration, denn beim Tanzen sind alle gleich."

Alle sind willkommen

Er betont, dass auch Kinder, die aus anderen Ländern geflüchtet sind, willkommen sind, ebenso wie Kinder aus sozial schwachen Familien. Tanzen diene sehr der Integration, denn beim Tanzen seien alle gleich. "Es machen alle die gleichen Bewegungen, alle tanzen zur gleichen Musik, es gibt keine Unterschiede."

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SWR