Sarah Termeer hat gerade ihren kleinen Sohn Anton in den Kindergarten gebracht. Seit zwei Jahren besucht er die Kita Zahlbach. Doch mit idyllischer Kinderwelt hat die nichts zu tun. Schmucklose weiße Container stehen auf dem Gelände des Fort Hauptstein in Mainz. Davor ein trister Sandplatz, mitten in der prallen Sonne.
Ein Provisorium. Denn die eigentliche Kita Zahlbach in der Mainzer Oberstadt, die Anton besucht, wird neu gebaut. Sie soll die größte Kindertagesstätte in Mainz werden. Zudem die erste sogenannte "Baukasten-Kita" in Holzbauweise, gedacht als Pilotprojekt für die Landeshauptstadt.
Neubau der Kita verzögert sich immer weiter
Doch das Projekt stockt. Seit inzwischen drei Jahren erfahren die Eltern alle paar Monate auf Nachfrage, dass der Eröffnungstermin verschoben wird. Aktuell ist die Eröffnung für September 2022 geplant - das wäre dann genau zwei Jahre später als ursprünglich vorgesehen.
Eltern und Kinder empfinden die Übergangslösung in den Containern, die längst zur Dauerlösung wurde, als unzumutbar. Mutter Sarah Termeer erzählt SWR Aktuell, die ungeklärte Situation mache sie "fassungslos".

Eltern: "Untragbare Zustände" in den Containern
Der Vorsitzende des Elternausschusses, Frank Dette, fügt an: "Uns ist unbegreiflich, wie die Stadt Mainz es dulden kann, dass unsere Kinder seit Sommer 2018 hier in diesen kahlen, beengten, schmutzigen Containern betreut werden."
Die hygienischen Verhältnisse seien nicht nur angesichts der Corona-Pandemie miserabel: Für 110 Kinder gäbe es nur zwei Waschräume mit je drei Toiletten. Dazu komme die mangelhafte Isolation der Räume: "Die Container heizen im Sommer total auf", berichtet Dette, "und im Winter wird der Krippenbereich für die kleineren, krabbelnden Kinder gar nicht richtig warm."
"Wir fühlen uns von der Stadt im Stich gelassen."
Trostloses Außengelände ohne Spielplatz
Auch das Außengelände hinter den Containern verärgert die Eltern. "Für über 80 Kindergartenkinder gibt es ein Klettergerüst", sagt Frank Dette. "Das kann doch nicht sein." Der Platz ist außerdem der prallen Sonne ausgesetzt. Damit die Kinder ein wenig Schatten bekommen, haben die Eltern selbst ein Sonnensegel angeschafft und finanziert.
Denn: Neue Anschaffungen würden von der Stadt seit Jahren abgelehnt - mit dem Verweis darauf, dass man bald in den Neubau umziehe.
Stadt weist Kritik an Bauverzögerung von sich
Auf Anfrage des SWR teilt die Stadt Mainz mit, das Projekt und insbesondere die Entscheidung zur Holzbauweise habe das gesamte Planungsteam vor große Herausforderungen gestellt. "Es zeigte sich bereits in einem frühen Stadium, dass der Schwierigkeitsgrad wesentlich höher war als angenommen", so Stadtsprecherin Ellen König.

Zudem habe die Stadt kurzfristig einem externen Planungsbüro kündigen müssen, weil dies "unzureichend" gearbeitet habe. Die Folge: Die gesamte Gebäudetechnik habe neu geplant werden müssen. Erschwerend kämen seit diesem Frühjahr Lieferschwierigkeiten von Baumaterial wie Holz und Stahl sowie die Corona-Pandemie dazu.
"Die Folge ist ein nur noch schwer zu kalkulierender Bauablauf."
Stadt verweist auf eigene Gesellschaft
Zur Kritik der Eltern am Zustand der Container am Fort Hauptstein verweist die Stadtsprecherin auf die zuständige Gebäudewirtschaft Mainz (GWM). Stadtsprecherin König schreibt, zusammen mit dem Eigentümer der Mietcontainer sei die GWM für die provisorische Kita verantwortlich. Allerdings: Die GWM ist ein Eigenbetrieb der Stadt Mainz unter Leitung des Baudezernats.
Die GWM hat sich bisher nicht zur Kritik der Eltern am Zustand der Container äußern können. Der Leiter befindet sich derzeit im Urlaub.
Eltern fordern Spielmöglichkeiten
Die Eltern fordern nun, so schnell wie möglich zumindest die Situation rund um die Container zu verbessern. Relativ schnell könne man beispielsweise zusätzliche Kletter- oder Spielmöglichkeiten auf dem Außengelände aufstellen, sagt Mutter Sarah Termeer.
Ihr Sohn Anton kommt voraussichtlich im kommenden Sommer in die Schule. "Wenn er Pech hat, hat er seine ganze Kindergartenzeit in den Containern verbracht - das macht uns echt traurig."