Nachfolge ungeklärt

Kinderarztmangel - Kirner Arzt verschenkt seine Praxis

Stand

Von Autor/in Vanessa Siemers

Kinderarzt Bernd Zerfaß sucht verzweifelt nach einem Nachfolger. Um jemanden zu finden, will er seine Praxis sogar verschenken. Doch die Suche gestaltet sich schwierig.

Seit zehn Jahren ist Bernd Zerfaß schon auf der Suche. Es waren auch immer wieder welche da, die sich die Praxis angeschaut haben. Zugesagt hat aber noch keiner. Und das, obwohl der Kinderarzt seine Praxis zum Nulltarif anbietet.

Rund 140.000 Euro ist sie wert. Darin inbegriffen sind alle Geräte, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die übernommen werden können und die vielen Patienten und Patientinnen. Der Kinderarzt möchte seinem potentiellen Nachfolger die Übernahme so einfach und so attraktiv wie möglich machen.

Ich dachte, dass es angenehm wäre für einen eventuellen Nachfolger, wenn er ohne Schulden einfach hierherkommen und dann praktizieren kann.

Kinderärzte sind am Limit

Dass er trotz seines großzügigen Angebots immer noch niemanden gefunden hat, bereitet ihm Sorgen. Rund 1.600 Kinder kommen in seine Praxis nach Kirn - nicht gerade wenig. Die alle auf die Kinderärzte in den benachbarten Städten zu verteilen, ist unmöglich, sagt er. Seine Kolleginnen und Kollegen könnten keine neuen Kinder mehr aufnehmen.

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Und auch die Hausärzte seien bereits am Limit, erzählt er. "Es werden auch immer weniger Hausärzte. Deswegen gehe ich davon aus, dass die Versorgung sicherlich schlechter werden wird. Das wird ein Problem werden, was ich nicht lösen kann", sagt Zerfaß.

Ich habe keine Antwort auf das Problem. Ich habe viel überlegt, aber ich hab´ sie einfach nicht.

Muss Kirner Praxis geschlossen werden?

Bernd Zerfaß ist fast 70. Er möchte zwar nicht gleich morgen aufhören zu praktizieren, aber irgendwann möchte auch er in den Ruhestand gehen. Dass die Praxis irgendwann vielleicht geschlossen werden muss, macht den Eltern Angst.

"Man fragt sich schon, ist ein Arzt greifbar, wenn dann wirklich mal etwas ist", sagt Lisa Huck, die Mutter eines Kindes. Und auch Anuschka Spanier ist besorgt: "Ich weiß, dass auch viele Kinderärzte Kinder nicht mehr nehmen, weil sie einfach überlaufen sind und wenn dann der Kinderarzt hier in Kirn auch noch wegfällt, dann wird es sehr, sehr schwierig."

Arzt verschenkt Praxis

Ländliche Lage macht Suche nach Nachfolge schwierig

Bernd Zerfaß vermutet, dass es vor allem zwei Punkte sind, die Kirn als Standort nicht gerade attraktiv machen. Das eine sei die Lage. Kirn ist zwar eine kleinere Stadt, liegt aber verhältnismäßig ländlich. Vor allem junge Kolleginnen und Kollegen würde es da eher nach Bad Kreuznach ziehen. "Ich blicke mit Neid auf die Kollegen in Bad Kreuznach. Da wurden in den letzten sechs, sieben Jahren mindestens fünf Praxen übernommen", sagt Zerfaß.

Hinzu komme, dass sich viele der jungen Ärzte nicht selbstständig machen wollen, so Zerfaß: "Die Tätigkeit als niedergelassener Kinderarzt ist etwas anders als in der Klinik. Man muss gucken, dass das Unternehmen läuft, muss sich um seine Angestellten kümmern und dafür sorgen, dass genügend Geld reinkommt. Das scheuen wahrscheinlich viele."

Die Eltern hoffen, dass die Praxis nicht geschlossen werden muss und sich ein Nachfolger findet.
Die Eltern hoffen, dass die Praxis nicht geschlossen werden muss und sich ein Nachfolger findet.

Kinderarzt gibt Hoffnung nicht auf

Die Hoffnung aufgeben - das kommt für den Kirner Kinderarzt nicht infrage. Er hofft weiterhin darauf, einen Arzt bzw. eine Ärztin zu finden, die sich nicht nur in seiner Praxis, sondern auch in Kirn wohl fühlt.

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Vanessa Siemers
SWR-Redakteurin Vanessa Siemers