"Die Herausforderung ist enorm", sagt der Mainzer Kinderarzt Thomas Koffler. Schon jetzt kümmere sich eine Mitarbeiterin fast ausschließlich um die Organisation der bevorstehenden Corona-Impfungen für Kinder ab fünf Jahren. Sie nimmt Anrufe entgegen, setzt Kindernamen auf die Warteliste, macht Zeitpläne.
Impfen in der Mittagspause und am Wochenende
"Wir impfen ja schon länger Kinder ab zwölf Jahren gegen Covid - das machen wir in der Mittagspause", erzählt Koffler. Anders gehe es nicht, denn seine Praxis sei wie die vieler Kolleginnen und Kollegen in diesem Winter "extrem voll". Im vergangenen Jahr seien wegen der Corona-Maßnahmen viele Infekte ausgeblieben, jetzt kämen sie geballt zurück, beschreibt der Kinderarzt die Situation.

Wenn nun noch die jüngeren Kinder gegen Corona geimpft würden, werde sein Praxisteam auch am Wochenende im Einsatz sein müssen. "Noch können wir unsere Mitarbeiter motivieren, ihre Freizeit zu opfern, aber irgendwann sind die durch die Menge an Arbeit auch erschöpft."
Infektwelle überrollt Kinderarztpraxen
Auch die Praxis von Kinderarzt Claudius Ries in Bad Kreuznach bereitet sich auf mögliche Kinderimpfungen vor. Doch Ries gibt zu bedenken: "Wir können gar nicht im großen Stil impfen, dafür sind wir viel zu ausgelastet. Die Infektwelle hat uns - wie viele andere Kinderärzte - in diesem Winter überrollt."
Zudem sei noch nicht klar, wann und wie der Impfstoff überhaupt in die Praxen kommen werde. Auch seine Praxis habe bereits eine Warteliste für die Corona-Kinderimpfungen. Bei der Terminvergabe werde man priorisieren, sagt Ries: "Wir impfen zuerst chronisch kranke Kinder."
Warten auf die STIKO-Empfehlung
Grundsätzlich plädiert Ries dafür, die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) abzuwarten. Die wird für diese Woche erwartet. Möglich ist, dass die STIKO eine Impfung gegen Corona für Kinder ab fünf Jahren nur empfiehlt, wenn Vorerkrankungen wie Diabetes, Herz- oder Lungenkrankheiten vorliegen.
Dem Bad Kreuznacher Kinderarzt ist vor allem wichtig, Eltern die Angst vor einer Corona-Erkrankung ihrer Kinder zu nehmen. "Die Angst ist nicht begründet", sagt der Mediziner. "Kinder bekommen nur sehr, sehr selten größere gesundheitliche Probleme durch Corona."
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Das sieht auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte so. "Gesunde Kinder unter zwölf Jahren erkranken nur selten schwer an Covid-19 und müssen nur ganz selten im Krankenhaus behandelt werden. Es besteht also bei den Kinderimpfungen absolut kein Grund zur Eile", sagt Bundessprecher Jakob Maske.
"Flächendeckende Impfungen der Altersgruppe ab fünf befürworten wir als Verband nur, wenn sie auch die STIKO empfiehlt."
BioNTech-Impfstoff für Mitte Dezember angekündigt
Bereits Ende November hatte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) den BioNTech-Impfstoff als sicher und wirksam für Kinder ab fünf Jahren eingestuft und grünes Licht für die Zulassung gegeben. Das Mainzer Unternehmen BioNTech und der US-Konzern Pfizer haben angekündigt, ab dem 13. Dezember mit der EU-weiten Auslieferung des Kinderimpfstoffes zu beginnen.
Impfung von Kindern braucht mehr Zeit
Dem Mainzer Kinderarzt Thomas Koffler ist beim Thema Kinderimpfungen noch ein Punkt wichtig: "Das braucht Zeit. Kleinere Kinder können nicht einfach den Arm hinhalten und das war’s." Nötig sei immer eine zusätzliche Assistenzkraft und doppelt so viel Zeit wie bei Erwachsenen oder Jugendlichen. "Mal eben schnell viele Kinder gleichzeitig impfen, das geht bei Kindern ab fünf Jahren nicht."