Kühlschränke gibt es in den kuriosesten Formen: Als Salzstreuer, in einer Schneekugel und sogar als Abbildung auf einem Feuerzeug. Eigentlich hätten solche Miniatur-Objekte gerade in den Vitrinen der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz ausgestellt werden sollen. Zusammen mit Werbeanzeigen und Firmenprospekten sowie zahlreichen Infos zur Kältetechnik.
Wegen der Corona-Pandemie findet die Ausstellung jetzt aber virtuell im Internet statt. Das hat die Bibliothek gemeinsam mit Kurator Ullrich Hellmann entschieden. Das sei zwar schade, doch biete auch einige Vorteile, so Hellmann. Immerhin könnten Besucher jetzt auch über die Region hinaus lernen, wie die künstliche Kälte sämtliche Lebensbereiche beeinflusst habe.
Weltgrößte Sammlung von Miniaturkühlschränken
Vor seinem Ruhestand war Ullrich Hellmann Professor für Bildhauerei an der Kunsthochschule Mainz. Seit 30 Jahren begeistert er sich für Kühlschränke. In dieser Zeit hat er nicht nur jede Menge Wissen, sondern auch die vielleicht weltgrößte Kühlschrank-Sammlung zusammengetragen. Anfangs sei er durch die ganze Republik gefahren und habe nicht mehr benötigte Kühlschränke eingesammelt, erzählt Hellmann. Weil diese irgendwann zu viel Platz einnahmen, löste er diese Sammlung auf und schwenkte auf Miniaturkühlschränke um. 140 Stück hat er davon mittlerweile. Bei manchen gehe sogar das Licht an, wenn man die Tür öffne. Andere hätten einen eingebauten Ventilator, "der den Anschein erwecke, aus dem Raum komme kalte Luft", so Hellmann.

Kühlschrank ist mittlerweile "lebensnotwendig"
Das Sammeln ist für ihn aber nur eine nette Nebenbeschäftigung. Ihn interessieren vor allem kulturgeschichtliche Aspekte. So gab es nach dem zweiten Weltkrieg kaum Interesse an den Küchengeräten. 1964 legte dann ein Gericht fest, dass der Kühlschrank für die Lebens- und Haushaltsführung notwendig und damit unpfändbar ist. Dieser Sinneswandel innerhalb weniger Jahre hat Hellmann beeindruckt.
"Es ist doch verrückt, dass jeder in seiner Wohnung einen Raum hat, der niedrigere Temperaturen hat als die Umgebungstemperatur. Und wir uns daran gewöhnt haben."

Eisgewinnung und Kälteproduktion in der Region Mainz
Im Zuge der Ausstellung hat er sich auch mit der Kälteproduktion in der Region beschäftigt. In Mainz-Kostheim gab es mit der Firma Linde lange eines der größten Kühlschrankwerke Deutschlands. Im hessischen Rüsselsheim wurden Frigidaire-Kühlschränke hergestellt. Bevor der Kühlschrank erfunden wurde, griffen die Menschen auf das Eis vom zugefrorenen Rhein zurück und lagerten dies in Eiskellern. Die seien bis heute präsent, etwa in Weisenau oder Finthen, weiß Hellmann.
Bei seinem eigenen Kühlschrank war er dann aber ganz leidenschaftslos unterwegs. Hier war nicht sein Expertenwissen ausschlaggebend, sondern "ob das Gerät praktisch ist". Damit unterscheidet er sich wohl kaum von den Besuchern seiner virtuellen Ausstellung.