Die 15 Mitglieder des Wormser Jugendparlaments stehen vor dem Ende ihrer Amtszeit. Der Blick zurück zeigt: In den zwei Jahren haben sie einiges bewegen können, zum Beispiel einen Sportplatz gerettet.
Basketballplatz bleibt für Kinder offen
"Wir haben uns dafür eingesetzt, dass der Basketballplatz an der Westend Grundschule geöffnet bleibt, obwohl er geschlossen werden sollte“, zählt Taran Veer Kaur Singh ein Beispiel für ihre Aktivitäten auf. Die 20-jährige Studentin ist Pressesprecherin des Parlaments.

"Die Anwohner hatten sich beschwert, dass das Dribbeln des Balls zu laut ist oder zu laute Musik gespielt wird. Wir verstehen die Anliegen der Anwohner und es war uns möglich, hier einen Kompromiss zu finden und die Anlage geöffnet zu lassen.“
Pfandringe an Wormser Mülleimern eingeführt
Ebenfalls auf das Konto des Jugendparlaments gehen die Pfandringe, die seit kurzem an Mülleimern der Wormser Innenstadt zu sehen sind. In diese Ringe können Menschen Pfandflaschen oder -dosen stellen anstatt sie in den Mülleimer zu werfen.

Bedürftige Menschen müssen dann nicht im Müll nach Flaschen wühlen, sondern können sie einfach an sich nehmen und das Pfand einlösen.
U-18 Wahl in Worms organisiert
"Ein weiterer Punkt, der mich sehr glücklich gemacht hat: Wir haben es geschafft, zur Bundestagswahl 2021 eine U-18-Wahl in Worms zu organisieren. Da konnten Schüler an drei Schulen von der siebten Klasse bis zum Wahlalter von 18 Jahren wählen und schon mal Demokratie leben“, sagt Daniel Usner, der Vorsitzende des Parlaments.
Junge Parlamentarier haben viel gelernt
Die Beispiele zeigen: Die Arbeit des Parlaments hat viele Gewinner. Zum einen die Jugendlichen, für die sich die Parlamentarierinnen und Parlamentarier einsetzen. Zum anderen haben auch sie selbst in den vergangenen beiden Jahren viel durch ihre Aufgaben gelernt.
Taran Veer Kaur Singh sagt, sie habe auf diesem Weg zum ersten Mal erfahren, dass auch Jugendliche eine politische Stimme haben können und gehört werden.
"Ich habe gelernt, dass ich meine Meinung äußern kann, dass man untereinander spricht und Kompromisse findet."
Selbstbewusster sei sie auch geworden, sagt sie. Daniel Usner ergänzt: "Ich habe gelernt, wie man sich nach außen hin präsentiert und verkauft – gerade auch, wenn man um verschiedene Zielgruppen bemüht ist.“
Nicht alles hat geklappt
Auch ein Lernprozess: Nicht alles, was sich die Jugendlichen für die beiden Jahre vorgenommen haben, konnten sie umsetzen. Sie haben sich zwar in Arbeitsgruppen aufgeteilt und so versucht, möglichst viele ihrer Ideen umzusetzen, aber „wir haben uns mit dem Arbeitspensum übernommen“, bilanziert die 16-jährige Laura Kraft, die Schriftführerin des Parlaments.
"Man muss auch bedenken, dass wir neben ehrenamtlichen Politikern auch noch Schüler und Studenten sind und eventuell noch andere Ehrenämter haben. Da muss man die goldene Mitte finden.“
Auch politischen Widerstand gespürt
Manchmal scheiterte das Jugendparlament aber auch an inhaltlich – an politischem Widerstand. Daniel Usner erinnert sich an einen Fall aus der vorigen Legislatur: "Es ging um eine Innenstadtschule in Worms, die keinen Schülerparkplatz hat. Da hatten wir einen Prüfantrag im Stadtrat gestellt, ob man über eine Art Schul-Parkausweis in dieser Sache etwas bewegen kann. Das ist damals abgeschmettert worden mit dem Verweis, es würden auch Jugendliche bei Fridays for Future mitlaufen, verbunden mit der Frage, warum man jetzt Parkplätze brauche. Es kommt also schon auch vor, dass einen Stadtratsmitglieder abspeisen, weil ein Antrag nicht mit ihrem Bild von Jugendlichen zusammenpasst. Aber im Großen und Ganzen haben wir den Eindruck, dass sie uns positiv gegenüberstehen.“
Treffen mit Bundespolitikern
Zur Amtszeit der Jugendlichen gehören auch Ausflüge in den rheinland-pfälzischen Landtag und in den Bundestag nach Berlin. Dort treffen sie Landes- und Bundespolitikerinnen und -politiker und lernen von deren Arbeit. In dieser Legislatur haben die Jugendlichen auch die Wormser Bundestagskandidaten interviewt, sie zu ihren Ansichten befragt und die Videos anschließend ins Netz gestellt.

Jugendparlament wird im Sommer neu gewählt
Die 20-jährige Taran Veer Kaur Singh und die 16-jährige Laura Kraft haben sich bereits für die nächste Amtszeit beworben. Ihnen macht die Arbeit so viel Spaß, dass sie sich weitere zwei Jahre im Jugendparlament engagieren möchten. Für Daniel Usner endet diese Zeit. Er ist 22 Jahre und damit zu alt für dieses Gremium. Er sagt, er werde sich trotzdem weiter politisch engagieren – über die Jugendorganisation einer Partei. Ein weiterer Gewinner dieses Parlaments liegt also auf der Hand: Es ist die Demokratie.