Es war ein Auf und Ab, ein Hoffen und ein Bangen - nun ist auf einem Flip-Chart vor dem früheren Haupteingang zu lesen: geschlossen. Nach Jahrzehnten gibt es in Ingelheim (Kreis Mainz-Bingen) kein Krankenhaus mehr. Patienten werden künftig in Bingen, Mainz oder Bad Kreuznach behandelt. Etwa 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ihren Job verloren. Sie mussten Resturlaub einreichen oder Überstunden abbauen. Kliniken in der Umgebung haben Interesse an den Fachkräften bekundet - alle werden aber wohl nicht sofort einen neuen Job finden.
Krankenhaus wir leergeräumt
Der Insolvenzverwalter sagte dem SWR, der Klinikbetrieb sei vor wenigen Tagen komplett eingestellt worden. Die Patientinnen und Patienten seien nach Hause entlassen worden, für eine gerade erst operierte Frau sei noch ein Reha-Aufenthalt organisiert worden. Hinter den Fenstern des Krankenhauses brennt kein Licht mehr, in der Kantine wird nichts mehr gekocht oder gespült. Im Wintergarten stapeln sich weiße Stühle. Nach Angaben des Insolvenzverwalters wird Inventar wie Geräte, Betten oder Schränke an andere Krankenhäuser oder Pflegeheime verkauft. Medikamente, die noch original verpackt sind, werden den Herstellern zurückgegeben.

Mehrere Zettel am Haupteingang und am Zaun weisen darauf hin, dass das Gebäude noch nicht ganz verwaist ist. Über einen Seiteneingang erreicht man die ärztliche Bereitschaftspraxis und eine Praxis für Radiologie. Was langfristig mit dem Gebäude des Krankenhauses passiert, ist noch unklar.
Wie geht es nun in Ingelheim weiter?

Das Gebäude gehört der Stadt Ingelheim. Sie hatte sich als letzter Betreiber aus finanziellen Gründen zurückgezogen, danach musste Insolvenz angemeldet werden.
Eine gute Gemeinschaft und viele Tränen Das Ingelheimer Krankenhaus - eine Chronik
Alles muss raus - die Klinik in Ingelheim wird gerade leergeräumt. Vor ein paar Tagen war endgültig Schluss in dem Krankenhaus. Von der Corona-Klinik zum Insolvenzfall - eine Chronik des vergangen Jahres. mehr...
Oberbürgermeister Ralf Claus (SPD) sagte dem SWR, er wolle an anderer Stelle eine Art ambulantes Gesundheitszentrum bauen lassen, damit Menschen für eine Behandlung nicht nach Mainz fahren müssten. Sollte auf dem Krankenhaus-Gelände gebaut werden, dann bezahlbarer Wohnraum für Familien, sagte Claus. Mitarbeiter des Krankenhauses befürchten offenbar etwas anderes: Auf Zetteln, die auf einem Fenster oberhalb der ärztlichen Bereitschaftspraxis kleben, steht: "Hier entstehen Luxus-Wohnungen".