Bernhard Piel ist mit den Nerven sichtlich am Ende. Er hatte das alte Haus in der Saulgasse in Bechtheim vor Jahren gekauft. Früher, erzählt er, war hier eine Gaststätte drin – die "Schnitzelranch“ sei im ganzen Kreis bekannt gewesen. Schritt für Schritt wollte er das gut 200 Jahre alte Bruchsteinhaus renovieren, aus verschiedenen Gründen hat er das bis heute nicht geschafft. Und dann wurde die Seitenstraße aufgerissen. „Der Kanal musste erneuert werden. Dabei wurde auch ein Kabel der Telekom neu verlegt.“ Das ist über zwei Jahre her.
Risse laufen durch das ganze Haus
Danach fing der Ärger an. Erst unmerklich, inzwischen aber deutlich sichtbar, ist ein Teil des Hauses in den Boden gesunken. Es entstanden Risse in der Außenwand, ein steinerner Fenstersturz ist gebrochen. Bernhard Piel hat Holzbalken zur Stütze in die Fenster gestellt. Auch innen sind die Risse in den Wänden deutlich zu sehen, eiserne Stangen stützen in dem ehemaligen Schankraum die Decke. Eine Wasserwaage macht deutlich: um fünf bis zehn Zentimeter hat sich der Fußboden gesenkt.
Waren die Straßenbauarbeiten fehlerhaft?
Für Bernhard Piel ist klar: Bei der Sanierung der Straße sind Fehler gemacht worden. Die Bauarbeiten waren von der Gemeinde Bechtheim und der Verbandsgemeinde Wonnegau beauftragt worden. Beiden hatte Piel die Schäden gemeldet. Die schickten einen Gutachter. Laut VG-Bürgermeister Walter Wagner (CDU) bewertete der die Schäden am Haus anders. Sie seien nicht auf die Straßenarbeiten zurückzuführen.
Parkverbot soll Autos schützen
Das hätte bedeutet, dass Piel für alle Reparaturarbeiten an seinem Haus selbst aufkommen müsste. Deshalb zog er vor Gericht. Es geht aber nicht nur um diese Kosten. "Momentan hafte ich, wenn irgendetwas passiert, zum Beispiel, wenn Steine aus der Mauer brechen und auf die Straße fallen.“ Zumindest hier ist die Gemeinde Piel entgegengekommen und hat Parkverbotsschilder um das alte Bruchsteinhaus aufgestellt. So können keine Steine mehr auf den parkenden Autos landen. "Und schwerere Fahrzeuge, die an meiner Hauswand parken, würden dem Untergrund sicher auch nicht guttun“, erklärt Piel weiter.
Verbandsgemeinde wartet Urteil ab
Allerdings fühlt er sich in seinem eigenen Haus nicht mehr wohl. Das Gefühl, etwas könnte einstürzen oder eine Wand könnte umfallen, lässt den gesundheitlich angeschlagenen Mann nicht zur Ruhe kommen. VG-Bürgermeister Wagner kann das gut nachvollziehen, und es tue ihm leid. "Aber wir haben hier unterschiedliche Ansichten, wer schuld an dem Absacken ist.“ Das sei jetzt ein Fall für das Gericht. Wahrscheinlich werde ein Gutachter bestellt, um die Sachlage zu klären. "Sollten die Straßenarbeiten schuld sein, dann werde die Verbandsgemeinde selbstverständlich zahlen. Dafür haben wir Versicherungen.“
Zu Bernhard Piels Ärger verzögert sich der Gerichtstermin seit Monaten aus den unterschiedlichsten Gründen. Jetzt hat das Verwaltungsgericht Mainz Anfang April einen ersten Verhandlungstermin angesetzt.