Das Wasserwerk in Guntersblum. (Foto: SWR, Golo Schlenk)

300.000 Menschen wären betroffen

Angst vor dem Blackout: Wasserwerk Guntersblum bekommt Notstromaggregat

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Wenn im größten Wasserwerk im Land in Guntersblum der Strom ausfällt, dann sind 300.000 Menschen ohne Trinkwasser. Die Gefahr ist jetzt gebannt.

Der Betreiber des Wasserwerks, die Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz (wvr), hält einen flächendeckenden Stromausfall, einen so genannten Blackout, in den nächsten drei Jahren für wahrscheinlich. Ursachen könnten beispielsweise ein Hackerangriff oder eine Naturkatastrophe sein. Das Risikomanagement der wvr beschäftigt sich seit Jahren mit einem solchen Vorfall.

Stromausfall im Wasserwerk hätte fatale Folgen

Ein Stromausfall im Wasserwerk Guntersblum wäre fatal. Pumpen, die in zehn Brunnen das Wasser aus bis zu 60 Metern Tiefe nach oben befördern, würden still stehen, auch die Aufbereitung des Wassers würde nicht mehr funktionieren. Innerhalb von weniger als zwei Tagen hätten rund 300.000 Menschen im südlichen Rheinhessen und der Nordpfalz kein Trinkwasser mehr.

Am Rheinufer bei Gunterblum stehen zehn Brunnen in einer Reihe, die das Uferfiltrat fördern.  (Foto: SWR)
Am Rheinufer bei Gunterblum stehen zehn Brunnen in einer Reihe, die das Uferfiltrat fördern.

Die wvr hat sich deshalb entschlossen, das Wasserwerk in Guntersblum abzusichern. In den vergangenen Monaten entstand neben dem Werk eine Hybrid-Netzanlage, die im Notfall die Stromversorgung übernimmt. Sie besteht im Wesentlichen aus einem Dieselaggregat und zwei Tankcontainern. Am Mittwoch wurde sie feierlich eingeweiht.

Batterien verhindern Abschaltung

Bei einem Stromausfall könnte es theoretisch zu einer kurzen Unterbrechung kommen, bis das Aggregat anspringt. Damit das nicht passiert, wurden auch zwei Batteriecontainer errichtet, die den Strom ständig zwischenspeichern. Würde es nämlich zu einer Unterbrechung der Stromzufuhr kommen, dann müsste das Werk aufwändig wieder hochgefahren werden. 

Ein Teil der Hybrid-Netzanlage, die im Notfall die Stromversorgung übernimmt. (Foto: SWR, Gesa Walch)
Ein Teil der Hybrid-Netzanlage, die im Notfall die Stromversorgung übernimmt.

Anlage ist hochwasser- und erdbebensicher

Die komplette Anlage hat eine Leistung von bis zu drei Megawatt und wurde in einem mehrgeschossigen Bau untergebracht. Dadurch sei sie vor einem Extrem-Hochwasser geschützt, das am Rhein nur höchstens alle 100 Jahre auftrete, heißt es von der wvr. Zudem sei die Hybrid-Netzanlage erdbebensicher bis zu einer Stärke von 7,5. Um die hohen Kosten für Diesel (Verbrauch 600 Liter pro Stunde) mittelfristig einsparen zu können, plant die wvr, im nächsten Jahr eine Photovoltaikanlage zu errichten.

Förderung vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz

Der Bau hat vier Millionen Euro gekostet, 800.000 davon bezahlt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Referatsleiter Peter Lauwe sagte dem SWR, dass die Wasserversorgung zur kritischen Infrastruktur gehöre, die auch in Krisenzeiten funktionieren müsse. Deshalb unterstütze man das Projekt.

Das Wasserwerk Guntersblum ist nach Angaben der wvr das größte in Rheinland-Pfalz. Pro Jahr pumpt es rund elf Millionen Kubikmeter Frischwasser aus dem Uferfiltrat des Rheins, das sind gut 80 Prozent der gesamten Fördermenge der wvr. Insgesamt versorgt das Werk rund 300.000 Menschen.

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SWR