Ein neuer weißer Turm ragt auf dem Mainzer Schott-Gelände in die Luft. 21 Meter hoch und innen hohl - aber nicht leer. Es ist ein Wasserstofftank. Der Wasserstoff ist Grundlage für einen ersten großen Test einer neuen Technologie, die Schott entwickelt hat.
Ab Ende Herbst will das Unternehmen versuchen, mithilfe von Wasserstoff Spezialglas herzustellen. Eine Temperatur von 1.700 Grad ist dafür nötig. Bisher wurden die Schmelzwannen mit Erdgas erhitzt. Und das ist zurzeit nicht nur knapp, sondern sorgt auch für hohe CO2-Emissionen.
Schott will eigene Wasserstoff-Pipeline
Wasserstoff gilt eigentlich als klimaneutral. Für seinen Versuch könne Schott jedoch zurzeit nur "grauen" Wasserstoff verwenden, sagte Finanzvorstand Jens Schulte am Donnerstag. "Grüner" Wasserstoff, der mit erneuerbaren Energien produziert werde, sei gerade nicht in ausreichenden Mengen verfügbar.
Zeigt das Projekt Erfolg, solle aber auf grünen Wasserstoff umgestellt werden. Und damit nicht täglich mehrere Lkw mit Wasserstoff durch Mainz fahren müssten, um den Tank zu befüllen, sei man auch schon mit den Stadtwerken im Gespräch. Eine eigene Pipeline - das wäre eine Lösung.
Technologiewandel bei Schott dauert länger als bis 2030
Der Versuch mit dem Wasserstoff steht beispielhaft für viele Forschungsansätze, an denen Schott gerade tüftelt. Das Ziel des Unternehmens ist kein Geringeres als ein Technologiewandel - die radikale Umstellung aller traditionellen Produktionsweisen.
Diese zu erforschen, zu testen und einzusetzen braucht Zeit. "Das dauert länger als bis 2030", so Finanzvorstand Jens Schulte.
60 Prozent weniger CO2-Emissionen bei Schott in Mainz
Aber auch kurzfristig konnte Schott schon seinen CO2-Fußabdruck verbessern. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben weltweit zu 100 Prozent auf Grünstrom umgestellt, also auf Strom aus erneuerbaren Energien.
Dafür habe das Unternehmen entsprechende Zertifikate erworben. Allein dadurch habe Schott seine CO2-Emissionen in den vergangenen zwei Jahren um 60 Prozent verringern können, so Schulte.
Klimaschutzprojekte als Ausgleich
Aber er stellte auch klar, dass ein produzierendes Unternehmen wie Schott nicht alle Emissionen vermeiden könne. Als Ausgleich engagiere man sich für Klimaschutzprojekte, zum Beispiel die Aufforstung in Südamerika.
Der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, all das gehe auch an Schott nicht spurlos vorbei. Die Produktionskosten seien stark gestiegen. Und zurzeit müsse sogar Propangas statt Erdgas verwendet werden, was noch mehr CO2 verursache. "Der höhere CO2-Fußabdruck muss dann wieder kompensiert werden", so Finanzvorstand Jens Schulte. Es sei also vieles in Bewegung. Aber das Ziel, klimaneutral zu werden, stehe: "Daran ändert auch der Krieg nichts."