Ende Februar 2020 ist die erste Covid-Patientin in die Mainzer Universitätsmedizin eingeliefert worden. Zehn Tage blieb sie. Die Frau hatte Glück, ihre Corona-Infektion verlief mild. Viele weitere Fälle waren weitaus dramatischer - viele Menschen starben an dem neuen Virus.
Corona-Virus muss weiter beobachtet werden
Heute, fünf Jahre danach scheint es so, als ob die Corona-Pandemie schon fast vergessen wäre, sagt Professor Bodo Plachter, der kommissarische Direktor des Instituts für Virologie an der Mainzer Universitätsmedizin. "Corona führt nicht mehr zu Überlastung von Kliniken, die Infektion reiht sich in ein normales Infektionsgeschehen ein, zusammen mit vielen anderen Erregern", erklärt Plachter, "aber wir müssen das Virus weiter beobachten." Es sei unklug, die Pandemie zu vergessen.
Im Moment ist die Coronavirus-Infektion kein außergewöhnliches, klinisches Problem mehr, aber natürlich müssen wir das Virus weiter beobachten und schauen, ob es sich verändert.
Bodo Plachter hatte viel zu tun, als die ersten Corona-Fälle in die Mainzer Universitätsmedizin eingeliefert wurden. Mit seinem Team untersuchte er mithilfe des PCR-Tests die Proben der Patientinnen und Patienten, um das Corona-Virus verlässlich nachzuweisen. Außerdem hat er die rheinland-pfälzische Landesregierung während der Corona-Pandemie beraten.
"Vogelgrippe-Virus muss überwacht werden"
Aber nicht nur das Corona-Virus beobachtet Plachter mit seinen Kollegen, auch andere Viren. Zum Beispiel Vogelgrippe-Viren wie das H5N1-Virus. Diese Viren tauchten 1997 zum ersten Mal auf. Unter Wildvögeln und Geflügel breiten sich derartige Erreger seitdem rasant aus. Vergangenes Jahr gab es in den USA erste Übertragungen auf Milchkühe. Und auch Menschen haben sich schon mit dieser Variante von H5N1-Viren infiziert.
Im Augenblick gibt es keine Hinweise, dass eine Vogelgrippe-Virus Pandemie bevorsteht, aber die epidemiologische Situation muss weiterhin ständig überwacht werden.
Virologe Plachter sagt, Vogelgrippeviren wie das H5N1 Virus müssten engmaschig überwacht werden. Seit gut 25 Jahren gebe es immer wieder einzelne Infektionen beim Menschen. Aber noch hätten sich diese Viren nicht soweit an den Menschen angepasst, dass sie von Mensch zu Mensch übertragen würden.
Asiatische Tigermücke könnte Pandemien auslösen
Die Asiatische Tigermücke haben Virologen wie Bodo Plachter auch im Blick. Die Mücke verbreitet sich seit 2017 in Deutschland. Die Schnaken-Art stammt aus Südostasien. Sie ist bei uns eingeschleppt worden und fühlt sich in den Rheinauen sehr wohl. Sie kann gefährliche Krankheiten wie das Dengue-, Chikungunya- oder Gelbfieber übertragen.
Bekämpfung läuft auch im Südwesten Tigermücken: So gefährlich sind sie wirklich
Sommer, Sonne, Mückenstiche. In den vergangenen Jahren hat sich auch in Deutschland zunehmend die Asiatische Tigermücke verbreitet. Das könnte ein Problem werden.
Noch gebe es keine Fälle in Deutschland erworbenen Fälle von Dengue-Fieber, sagt Professor Bodo Plachter. "Aber im Zuge der Klimaerwärmung muss auch mit einer weiteren Ausbreitung der Mücken gerechnet werden", so Plachter, "dann wird es möglicherweise auch bei uns Erkrankungen geben, die von Tigermücken übertragen werden."
Forderung nach Corona: Medikamente und Forschung in Deutschland
All das würden die Virologen und Epidemiologen weltweit beobachten, sagt Plachter. Sie wollen sofort reagieren können, wenn eine Pandemie droht. Aber nicht nur die Virologen müssten vorsorgen. Für künftige Pandemien sei es sehr wichtig, dass Materialien wie Schutzkleidung und auch Medikamente nicht nur im Ausland, sondern auch in Deutschland produziert würden. Das sei eine Lehre aus Corona.
Die nächste Pandemie kommt bestimmt, wir wissen nur nicht wann.
Außerdem sollte natürlich in die Infektionsforschung investiert werden, um für eine kommende Pandemie besser gerüstet zu sein, fordert Plachter. "Die nächste Pandemie kommt bestimmt, wir wissen nur nicht wann."