Es ist eine Traditionsveranstaltung am Fastnachtssonntag, die auch durch die Corona-Pandemie nicht gestoppt werden konnte: Der Gottesdienst der Mainzer Garden. Viele Menschen sind an diesem Sonntagvormittag in den Mainzer Dom gekommen, um den Gottesdienst zu feiern.
Zelebriert wurde er von Domdekan Henning Priesel zusammen mit dem emeritierten Domdekan Heinz Heckwolf. In seiner Predigt ging Heckwolf dann auch auf den Krieg in der Ukraine ein und warb für Solidarität. Auch an die Bombardierung von Mainz vor 77 Jahren, die Betroffenen der Flutkatastrophe im Ahrtal und an das Leid aufgrund der Corona-Pandemie erinnerte er in seiner Predigt.
Fastnachtslieder als Aufruf zur Solidarität
Dabei zitierte aus dem berühmten Fastnachtslied "Gell, du hast mich gelle gern" von Margit Sponheimer. Wie das "Heile, heile Gänsje" habe auch dieses Lied die Herzen der Mainzerinnen und Mainzer getroffen, sagte Heckwolf. "Dieses Lied geht auch deshalb vielen zu Herzen, weil es schließlich eine inständige Bitte ausspricht, nämlich, wenn die Welt mir Böses bringt, gell dann bitt' ich dich, gell du lässt mich net im Stich!‘" Heckwolf interpretiert diese Worte als Aufruf zur Solidarität.
Keine Umzüge, keine Sitzungen
Normalerweise geht es nach dem traditionellem Fastnachtsgottesdienst für die närrischen Menschen zu den Feierlichkeiten und Umzügen - zum Beispiel zum "Zug der Lebensfreude" nach Mainz-Finthen. In diesem Jahr gehen die meisten Narren und Närrinen aber direkt nach Hause. Oder machen maximal noch einen Bummel durch die Mainzer Innenstadt. Von Feierstimmung keine Spur, sagt beispielsweise Horst Kau, der Sitzungspräsident der Husarengarde: "Wir sind zweigeteilt, man denkt an Menschen, die flüchten müssen, die erschossen werden, die bombadiert werden. Aber gerade in der Mainzer Fassnacht halten wir der Politik den Spiegel vor und da gehört das einfach dazu."
"Es wäre unpassend jetzt hier lustig zu sein, während anderswo die Welt untergeht!"
So wie Horst Kau geht es in diesen Tagen vielen. Der Schock über den Krieg in der Ukraine sitzt bei vielen tief. In dieser Situation noch an Fastnacht zu denken, fällt schwer, sagt auch die Mainzerin Martina Lauterbach. Sie hat sich, anders als sonst, nur einen bunten Schal und das Mainzer Zugplakettchen um den Hals gehängt: "Es wäre unpassend jetzt hier lustig zu sein, während anderswo die Welt untergeht. "
Auch private Feiern selten
Schon im Vorfeld sind die meisten Fastnachtsveranstaltungen in Mainz wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden. Kleine Feiern im privaten Rahmen wären aber möglich. Doch auch darauf haben jetzt nur noch wenige Lust. Das sagt auch der Mainzer Wolfgang Elzer: "Ich muss ganz ehrlich sagen, das, was in der Ukraine abgeht, macht das Feiern unmöglich"

Spenden sammeln statt feiern
Auch bei der Mainzer Ranzengarde wurde die im kleinen Kreis geplante Feier abgesagt. Stattdessen sammeln die Mitglieder für die Menschen in der Ukraine Spenden, erzählt Kilian Bauer, der mit seiner Familie auch den Gottesdienst im Mainzer Dom besucht hat. Ein bisschen Fastnachtsstimmung darf aber aufkommen, findet er: "Fastnacht und Krieg passen nicht zusammen, aber man will den Kindern ja auch in Zeiten wie diesen etwas Normalität bieten. Ein bisschen Unbeschwertheit soll halt auch sein. "