Es ist ein Verbrechen, das fassungslos macht. Am 16. Juni 2024 wurde am Rheinufer bei Worms-Rheindürkheim die Leiche der 15-Jährigen aus Pirmasens gefunden. Schnell war klar, wer für die Tat mutmaßlich verantwortlich ist: die Eltern des Mädchens. Der 40-jährige Vater und die 34-jährige Mutter stammen aus Afghanistan - leben seit mehreren Jahren in Pirmasens. Seit Ende Februar müssen sie sich vor dem Mainzer Landgericht wegen gemeinschaftlichen Mordes verantworten.
Vater gesteht, seine Tochter getötet zu haben
Am ersten Prozesstag hatte der Vater ein Geständnis abgelegt. Über seinen Anwalt räumte er alles im Sinne der Anklage ein. Weitere Fragen wollte er nicht beantworten.
Mutter will am Mord nicht beteiligt gewesen sein
Anschließend gab die Mutter über ihre Anwältin eine Erklärung ab. Sie sei an der Ermordung der Tochter nicht beteiligt gewesen, ließ die 34-Jährige über ihre Anwältin mitteilen. Sie sei am Rheinufer in Worms zwar dabei gewesen, habe jedoch weder etwas von einem Mordplan gewusst, noch habe sie gesehen, was mit ihrer Tochter passiert sei.
Eltern bekamen 15-Jährige nicht in den Griff
Was das Motiv für die grausame Tat war, was es genau damit auf sich hat, dass die Eltern mit dem Lebenswandel der Tochter nicht einverstanden waren, das konkretisierte sich während des Prozesses durch die Zeugenbefragungen. Demnach hatten die Eltern im Jahr 2024 seit Februar bis zur Ermordung des Mädchens im Juni zahlreiche Male Kontakt zur Schule, dem Jugendamt, der Polizei und der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Jugendamt Pirmasens vielfach um Hilfe gebeten
Ein Sozialpädagoge sagte im Zeugenstand aus, die Mutter habe mehrmals darum gebeten, dass die 15-Jährige aus der Familie genommen wird. Der Kontakt zum Vater sei seltener gewesen, aber auch er habe sich viermal an das Jugendamt gewandt und habe einen instabilen und leidenden Eindruck gemacht.
Schule geschwänzt und Drogen konsumiert
Die Mutter hatte zuvor im Prozess über ihre Anwältin ausgesagt, dass das Verhältnis zur Tochter gut gewesen sei, bis sie "die falschen Freunde" kennengelernt und Drogen genommen habe. Seitdem habe es immer wieder Streit und auch körperliche Auseinandersetzungen zu Hause gegeben. Sie habe sich deswegen auch ans Jugendamt gewendet und versucht, die Tochter in einer Psychiatrie unterzubringen. Dort sei sie aber immer nur kurz gewesen.
Der Sozialpädagoge des Jugendamtes bestätigte dies in seiner Aussage vor Gericht. Die Mutter habe mehrmals gesagt, ihre Tochter sei "nicht mehr klar im Kopf gewesen", wenn sie Drogen genommen habe. Sie sei nicht mehr in die Schule gegangen, sei tagelang von zuhause weg und teilweise in Schlägereien verwickelt gewesen. Das Jugendamt befürwortete eine Erziehungshilfe. Zunächst seien die Eltern an ihre Verpflichtung erinnert worden, dass das Mädchen in die Schule gehen muss.
Unterbringung in Kinder- und Jugendpsychiatrie nur vorübergehend
Aber offenbar hatten die Eltern bereits im April längst schon keinen Einfluss mehr auf ihre Tochter. Der Sozialpädagoge sagt zum Drogenkonsum der 15-Jährigen, sie habe zu ihm gesagt: "Mein Leben ist gut momentan, ich nehme alle Drogen außer Spritzen". Das Verhalten der Mutter sei "ambivalent" gewesen. Einerseits habe sie gefordert, dass das Mädchen in der Psychiatrie oder einer Wohngruppe unterkomme, weil es zuhause immer Äger gebe. Andererseits habe sie sie dann doch wieder in die Wohnung gelassen, wenn sie auf Drogen nachts vor der Tür gestanden habe.
Am Tattag war die Situation zuhause eskaliert
Die 34-jährige Mutter schilderte den Tattag wie folgt: An dem Tag sei es zuhause in Pirmasens wieder zu einem Streit gekommen. Die Tochter habe randaliert, sodass sie sie zusammen mit ihrem Sohn mit Klebeband gefesselt habe. Dann sei der Vater gekommen. Zusammen seien sie mit der 15-Jährigen losgefahren. Die Angeklagte schilderte dies in ihrer Erklärung so, als ob es ein Familienausflug gewesen sei.
Sie seien schließlich in Worms-Rheindürkheim ausgestiegen und zum Rhein gegangen. Die Mutter will dann im Dunkeln schon alleine zum Auto zurückgekehrt sein. Ihr Ehemann sei dann ohne die Tochter vom Wasser zurückgekommen. Da sei sie wohl schon tot gewesen.

Betäubt, gewürgt und in den Rhein geworfen
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hat sich der Tattag anders abgespielt: Die Mutter hatte der Tochter zu Hause in Pirmasens Tabletten gegeben, die sie betäubten. Dann waren die Eltern mit ihrer "arglosen" Tochter, wie es in der Anklageschrift heißt, gut 100 Kilometer nach Worms-Rheindürkheim ans Rheinufer gefahren. Dort hatten sie ihr laut Staatsanwaltschaft noch einmal Medikamente verabreicht.
Die 15-Jährige sei zu diesem Zeitpunkt völlig hilflos gewesen. In diesem Zustand habe die Mutter ihr dann einen Schal um den Hals gelegt. Der Vater habe zugezogen und als die 15-Jährige bewusstlos war, habe er sie in den Rhein geworfen, wo sie ertrank. Laut Obduktion starb die Jugendliche an "Ertrinken in Kombination mit Gewalteinwirkung gegen den Hals". Die Obduktion ergab auch, dass sie vorher misshandelt worden war.
Mädchen Opfer von Femizid Polizei rekonstruiert Tötung von 15-Jähriger am Rheinufer in Worms
Der Tod eines 15-jährigen Mädchens in Worms hat im Juni für Entsetzen gesorgt. Am Dienstag hat die Polizei die Tat am Rheinufer in Rheindürkheim nachgestellt.
Die Mutter hatte sich selbst bei der Polizei gemeldet. Sie gab an, dass ihre Tochter umgebracht worden sein könnte. Als mutmaßlichen Täter nannte sie ihren Ehemann. Beide sitzen seit Juni in Untersuchungshaft.
Absprache zwischen den Eltern?
Gesprächsaufzeichnungen, die im Gericht verlesen wurden, legen den Verdacht nahe, dass sich die beiden Eltern abgesprochen haben. Das Gericht versucht nun weiter zu klären, was das Motiv für die Tat war und wie sie sich abgespielt hat. Dabei wird das Mainzer Landgericht auch prüfen, ob sich die Eltern darauf verständigt haben, dass der Vater die Schuld alleine auf sich nimmt, damit die Mutter freigesprochen wird.
Für den Mordprozess am Mainzer Landgericht sind Verhandlungstage bis Mitte April angesetzt.