Einer Studie zu Folge ist die Stadt Mainz geeignat als Biotechnologie-Standort. (Foto: SWR, G. Schlenk)

Stadt präsentiert Studie zum Biotech-Hub

Mainz als Biotechnologie-Standort - heimische Unternehmen im Blick?

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Die Stadt Mainz will in zehn Jahren zu den weltweit führenden Biotechnologie-Standorten gehören. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Deloitte ist sie dafür geeignet.

Die Studie, die am Freitag präsentiert wurde, sieht in der Stadt ein Potenzial für 5.000 neue Arbeitsplätze. Allein das Unternehmen BioNTech in der Oberstadt will in den nächsten Jahren 2.000 Menschen einstellen. Durch die Strahlkraft des Corona-Impfstoffherstellers hat sich Mainz weltweit einen Namen gemacht. Dieses Momentum, sagt Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), müsse die Stadt nutzen.

Mehrere Faktoren für Erfolg als Biotechnologie-Standort

Die Studie hat anhand von Interviews, Analysen und Vergleichen mit anderen Biotechnologie-Standorten, auch im Ausland, mehrere Erfolgsfaktoren für einen Standort-Ausbau ausgemacht: einen weltweit bedeutenden Biotechnologie-Campus, ein langfristig gedachtes Flächenentwicklungs- und Vergabekonzept und die Förderung von Start-ups, also kleineren, jungen Unternehmen.

Unternehmern fordern Bürokratie-Abbau

Nach Angaben der Stadt gibt es bereits viele Interessenten im Biotechnologie-Bereich, auch aus dem Ausland, die mit ihren Unternehmen nach Mainz ziehen möchten. Die Nähe zu Universität und dem milliardenschweren Branchenriesen BioNTech sind verlockend. Aber auch Mainzer Biotechnologiefirmen suchen nach Expansionsflächen. Manchmal erfolglos, wie beim Speziallabor für genetische Tests, Galantos Genetics. Es hat seinen Sitz mitten auf dem Universitätscampus.

Die Mainzer Biotechnologiefirma Galantos Genetics braucht mehr Fläche. (Foto: Martin Schatzl)
Die Geschäftsführung von Galantos Genetics aus Mainz.

"Ich muss nur aus dem Fenster rufen, ob jemand Arbeit wolle, dann kommt schon jemand."

Geschäftsführer Martin Schatzl spricht von einer idealen Lage des Unternehmens - zumindest was die Suche nach Mitarbeitern angehe. Er müsse nur aus dem Fenster rufen, ob jemand einen Job brauche, schon habe er jemanden. Nun sucht er aber keine neuen Mitarbeiter, sondern zwei Büroräume. Weder auf dem Campus noch in Uninähe sei er fündig geworden. Die Stadt mahnt er auch deshalb an, die Planungen für den Biotech-Campus zügig voranzutreiben und die langwierige Bürokratie abzubauen.

Oberbürgermeister Ebling entgegnet, dass man zügig plane, sich aber an geltende Gesetze halten müsse und gründlich arbeiten wolle. Man stimme sich auch ständig mit dem Land ab, um keine Verzögerungen zu riskieren.

Biotechnologie-Campus in Uni-Nähe geplant

Einen Standort für den Biotechnologie-Campus hat die Stadt bereits im Auge: die Fläche westlich des Universitätsgeländes bis zur Autobahn. Aktuell ist das noch Ackerfläche, auf den 50 Hektar wäre aber genug Platz für neue, auch größere Unternehmen. Das Gelände, so die Stadt, könne eine Achse bilden, über den Uni-Campus und die Universitätsmedizin bis hin zum Standort des Unternehmens BioNTech in der Oberstadt.

Allein dort, auf dem Gelände einer ehemaligen Bundeswehrkaserne, stehen voraussichtlich ab nächstem Frühjahr zwölf Hektar Baufläche zur Verfügung, davon wird allein BioNTech die Hälfte für den eigenen Expansionsbedarf benötigen. Westlich der Universität sind schon jetzt 18 Hektar ausgewiesen, für die gerade die Bauanträge bearbeitet würden, heißt es. Dort sollen schon in wenigen Wochen die Bagger rollen. Die Chance für Mainz, sich für die Zukunft nachhaltig aufzustellen, sei da, so Ebling.

Stadt wirbt für sich als Biotechnologie-Standort

Ab sofort werde die Stadt die Vermarktung seiner Flächen auch aktiv vorantreiben, und das auf allen Kanälen, heißt es. Bei der Werbung um neue Unternehmen dürfe die Stadt aber nicht um jeden Preis verhandeln, warnt Sven-Ernö Bikar, Geschäftsführer des Mainzer Unternehmens StarSEQ. Es wertet Gensequenzen aus, beispielsweise Erbmaterial.

Der Firmensitz vom Biotechnologie-Unternehmen StarSEQ auf dem Unicampus in Mainz. (Foto: StarSEQ)
Der Firmensitz vom Biotechnologie-Unternehmen StarSEQ auf dem Unicampus in Mainz.

Netzwerk für Biotechnlogie gefordert

Durch die Anwerbung von Unternehmen aus dem Ausland dürften die heimischen nicht benachteiligt werden. Sven-Ernö Bikar fürchtet chinesische Biotechnologie-Firmen. "Die haben Interesse, hierher zu kommen und bieten ihre Dienstleistungen zu Dumpingpreisen an", so der Wissenschaftler. Von der Stadt erwartet er, dass solche Unternehmen abgelehnt werden. Er regt auch ein Netzwerk der Biotechnologie-Firmen aus Mainz und Umgebung an, das allerdings organisiert werden müsse. Bisher gebe es einen gemeinsamen Austausch nur unter den großen Unternehmen.

Mehr Ansprechpartner bei der Stadt

Beide Unternehmer zeigen sich besorgt darüber, dass in Mainz zu wenig Fach-Personal eingestellt sei, um die Entwicklung als Biotechnologie-Hub voranzutreiben. Bürgermeister Günter Beck teilt in seiner Funktion als Geschäftsführer der Zentralen Beteiligungsgesellschaft diese Ansicht nicht. Inzwischen gebe es dort sechs Menschen, die als Ansprechpartner für die schon ansässigen, vor allem aber für die neuen Biotechnologie-Unternehmen dienen würden, so Beck. Diese Jahrhundert-Chance, bekräftigte er, dürfe sich Mainz nicht entgehen lassen.

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