Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DRK-Krankenhauses in Alzey wurden am Dienstag über das Insolvenzverfahren informiert. Löhne und Gehälter sollen weiterhin bezahlt werden. Auch der Betrieb des Krankenhauses soll nach Angaben der DRK-Trägergesellschaft Süd-West ohne Einschränkungen weiterlaufen.
Landrat und Bürgermeister sorgen sich um Zukunft der Klinik
Der Landrat des Kreises Alzey-Worms Heiko Sippel (SPD) und Alzeys Bürgermeister Steffen Jung (SPD) blicken nach eigenen Angaben mit Sorge auf die aktuellen Entwicklungen. Zwar sollen die Mitarbeitenden weiterhin ihre Gehälter bekommen und auch die Versorgung der Patientinnen und Patienten sei sichergestellt. Dennoch fürchten beide Politiker um die Zukunft des Standorts Alzey.
"Das DRK-Krankenhaus Alzey ist unverzichtbar für die medizinische Versorgung in Stadt und Landkreis und muss unbedingt erhalten werden", betonte auch Heiko Sippel.
Beide erwarten nun eine offene und transparente Kommunikation zwischen DRK und Kommunen und haben bereits ihre Unterstützung zugesagt. Mit der Klinikleitung stehe man bereits in engem Austausch. Jung und Sippel hoffen, dass sich für die Mitarbeitenden aber auch für die Patientinnen und Patienten eine schnelle Lösung findet.
Landtagsabgeordneter glaubt an den Standort Alzey
Der SPD-Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Alzey, Heiner Illing, blickt dem Insolvenzverfahren des DRK-Krankenhauses in Alzey hingegen optimistisch entgegen. Er glaubt an die Zukunft des Standorts, sagte er auf SWR-Anfrage.
Illing geht davon aus, dass der Standort in Alzey in einer Art Kollateralbeziehung zu den anderen betroffenen Häusern steht. Bei Gesprächen mit der Klinikleitung habe sich immer wieder gezeigt, dass Alzey ein Standort mit Perspektive sei. Daran ändere auch die Insolvenz nichts.
Notfallversorgung muss gewährleistet sein
Gleichzeitig sagte Illing, dass sich die Krankenhauslandschaft verändere. Nicht jedes Krankenhaus müsse in der Lage sein, eine Hüft- oder Knie-OP durchzuführen. Eine möglichst wohnortnahe Notfallversorgung müsse aber sichergestellt sein. Für eine nachhaltige Finanzierung seien hier der Bund und die Kostenträger gefordert.
Auch der Aufsichtsratsvorsitzende der DRK-Trägergesellschaft Süd-West, Manuel González, sieht Alzey in dem Verbund als sehr gut aufgestellt. Dennoch gebe es auch hier Potentiale, die noch genutzt werden könnten.
Kam Insolvenz für DRK-Krankenhaus in Alzey unerwartet?
Erst vor wenigen Tagen antwortete der Kaufmännische Direktor des DRK-Krankenhauses in Alzey, Michael Nordhoff, in einem anderen Zusammenhang auf die SWR-Frage: Wird es das DRK-Krankenhaus in fünf Jahren noch geben mit "Ja, davon bin ich überzeugt. Das DRK-Krankenhaus in Alzey erfüllt eine wichtige Aufgabe in einer Region zwischen Mainz und Worms, in der es sonst kein Krankenhaus gibt".
Das Krankenhaus sei außerdem Standort des ärztlichen Notdienstes und erfülle vor allem am Wochenende damit eine sehr wichtige Aufgabe. Außerdem vermittle die Klinik den Menschen in der Umgebung ein Gefühl der Sicherheit.
Insgesamt fünf DRK-Standorte von Insolvenz betroffen
Von dem Insolvenzverfahren betroffen sind neben dem Krankenhaus in Alzey auch die DRK-Krankenhäuser in Altenkirchen, Hachenburg, Kirchen und Neuwied. Sie alle sollen jetzt in Eigenverwaltung saniert werden.
Grund für das Insolvenzverfahren sei die allgemein angespannte wirtschaftliche Situation, teilte das DRK mit. Die Gesellschaft sei auch durch die gestiegenen Energiekosten in wirtschaftliche Schieflage geraten.
Fünf Kliniken in Rheinland-Pfalz betroffen Insolvente DRK-Krankenhäuser: Kritik von Politikern und Angst vor Ort
Nach dem Insolvenzantrag für DRK-Kliniken im Westerwald und in Alzey kommen Vorwürfe an Bund und Land. Und in Hachenburg haben die Menschen Angst um ihr Krankenhaus.
ver.di macht auch Landespolitik für Insolvenz verantwortlich
Die Gewerkschaft ver.di sieht mit dem Insolvenzverfahren die gesundheitliche Versorgung vor allem im ländlichen Raum von Rheinland-Pfalz gefährdet. Frank Hutmacher, Fachbereichsleiter für das Gesundheitswesen bei ver.di, fordert die Landesregierung auf, die Kliniken im Land stärker finanziell zu unterstützen. "Das Land darf dem fortschreitenden Krankenhaussterben in Rheinland-Pfalz nicht weiter tatenlos zusehen", so Hutmacher.
Seiner Ansicht nach müsse die Landespolitik ihrer Verpflichtung nachkommen und notwendige Investitionen der Krankenhäuser ausreichend finanziell unterstützen. Diese müssten bisher notgedrungen immer wieder aus den Betriebsmitteln der Kliniken finanziert werden. Auch die geplante Krankenhausreform werde die Situation weiter verschlimmern.
Gesundheitsminister Hoch: Medizinische Versorgung hat Priorität
Auch Gesundheitsminister Clemens Hoch hat sich bereits zu dem Insolvenzverfahren geäußert. Er bedauere die Entwicklung, sehe es aber als einen kleinen Lichtblick, "dass das DRK an allen Häusern weiterhin die medizinische Versorgung im Rahmen des Landeskrankenhausplans sicherstellt und eine grundsätzliche Neuausrichtung der Kliniken anstrebt, um sie zukunftsfest aufzustellen", so Hoch. Damit werde die medizinische Versorgung der Menschen in den Regionen gewährleistet bleiben - "das ist und hat für mich die höchste Priorität".
Der Antrag der DRK-Krankenhausgesellschaft auf Eröffnung eines Eigenverwaltungsverfahrens zeige aber, "wie dramatisch die Unterfinanzierung der laufenden Kosten unserer Krankenhäuser durch den Bund und die Kostenträger sind".
Andere Kliniken in der Region nicht von Insolvenz betroffen
Die Kliniken, die von der DRK-Trägerschaft Süd-West selbst betrieben werden, sind laut Aussage des Aufsichtsratsvorsitzenden nicht betroffen. Dazu zählen unter anderem die DRK-Krankenhäuser in Bad Kreuznach, Mainz und Worms.