Etwa hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren dem Aufruf des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA gefolgt und hatten sich am Dienstag in der Nähe des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums zu einer Kundgebung versammelt. Mit Sprüchen wie "Für uns ist 2G+ ein dickes Minus" oder "Mama, müssen wir das Restaurant verkaufen?" protestierten sie gegen die 2G-Plus-Regelung. Demnach müssen auch Gäste, die geimpft oder genesen sind, einen negativen Corona-Test vorweisen.
Gäste bleiben weg
Diese Regelung führt nach Angaben der DEHOGA zu massiven Einbußen in der Branche. Gastwirte berichten, dass die Gäste fernblieben, weil sie den Aufwand scheuten, sich extra einen Testnachweis zu besorgen. In Mainz trete dieses Problem in verschärfter Form auf, da auf der anderen Rheinseite im hessischen Wiesbaden lockerere Regeln gelten würden. "Die Gäste sagen ab", berichtet Hans-Jürgen Kern, Inhaber des Restaurants L'Angelo in Mainz. "Sie sagen, wir fahren nach Wiesbaden und gehen dort was essen und können dort 2G machen."
Adrian Valdes, Betreiber des Restaurants Mexico Lindo in Mainz, sieht sich in seiner beruflichen Existenz bedroht. Der Aufwand, das Restaurant zu betreiben, lohne sich seit der Einführung von 2G Plus fast nicht mehr, so Valdes. Er habe weiterhin die Personalkosten, mache aber kaum Umsatz.
DEHOGA fordert 2G
Der Hotel- und Gaststättenverband fordert deshalb, die Testpflicht für Geimpfte und Genesene sofort aufzuheben. DEHOGA-Präsident Gereon Haumann hat keine gesundheitlichen Bedenken. Seiner Ansicht nach reicht 2G völlig aus, um einen sicheren Aufenthalt in Restaurants oder Cafés zu garantieren.
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Hoch: 2G Plus wird dieses Jahr wohl bleiben
Anders sieht das Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD), der die Kundgebung am Dienstag kurz besuchte. "Natürlich ist unser Ziel, dass wir wieder auf das Plus verzichten können und zu einem 2G-Modell kommen", so Hoch. "Das wird aber wahrscheinlich dieses Jahr nicht mehr funktionieren. Unsere Zahlen sind noch viel zu hoch und wir müssen erst einmal sehen, dass wir mit den Zahlen runter kommen. Dann können wir im neuen Jahr auch darüber reden, ob man auf das Plus bei Aktivitäten drinnen ohne Maske auch wieder verzichten kann." Die strengen Maßnahmen sollten auch einen neuen Lockdown verhindern helfen, sagte Hoch.
Binz: Kinder und Jugendliche von 2G Plus ausgenommen
Unterstützung bekam Hoch von Familienministerin Katharina Binz. Die Grünen-Politikerin sagte, vor dem Hintergrund der pandemischen Entwicklung seien die derzeitigen Maßnahmen notwendig. Über die Ausnahmen für geboosterte Bürgerinnen und Bürger hinaus sähen sie auch familienfreundliche Ausnahmen für Kinder und Jugendliche vor.
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) wies auf die Überbrückungshilfen für Gastronomen hin. Gastwirte könnten die Überbrückungshilfe III Plus für einen Monat von Juli bis Dezember 2021 beantragen, wenn sie in diesem Monat einen coronabedingten Umsatzeinbruch von mindestens 30 Prozent im Vergleich zum Vergleichsmonat im Jahr 2019 erlitten hätten, so Schmitt.
Klöckner und Baldauf kritisieren 2G-Plus-Regelung
Unterstützung für ihre Forderungen bekamen die Gastronomen von der CDU in Rheinland-Pfalz. Die CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner bezeichnete die seit dem 4. Dezember geltende 2G-Plus-Regelung als unnötigen rheinland-pfälzischen Sonderweg, der "wie ein Bremsklotz für die Gastronomie und die Hotellerie" wirke. Sie forderte die Landesregierung auf, die Regelung zu überarbeiten. Ähnlich äußerte sich Fraktionschef Christian Baldauf. Er warf der Landesregierung einen "Lockdown durch die Hintertür" vor.