Der Autobahntunnel der A60 bei Mainz-Hechtsheim ist auch bei Stau oft gesperrt. (Foto: SWR, Daniel Brusch)

Schranken schließen auch bei Stau

Darum ist der Mainzer Autobahntunnel so oft gesperrt

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Golo Schlenk

Der Tunnel an der A60 bei Mainz-Hechtsheim ist bei Feueralarm geschlossen, obwohl es oft gar nicht brennt. Darum schließen die Schranken trotzdem.

Der Autobahntunnel der A60 in Mainz-Hechtsheim ist etwa 350 Meter lang und hat fast 60 Millionen Euro gekostet. Er hat - das macht ihn besonders - in jeder Richtung eine Auffahrt. Seit der Eröffnung vor gut zehn Jahren gab es in dem Bereich rund um den Tunnel mehrere hundert Verkehrsunfälle.

So wie am 2. September am östlichen Tunnelausgang. Damals wurden sechs Menschen verletzt. Schon kurz nach dem Unfall schlossen die Schranken an beiden Tunnelröhren und an den Auffahrten, damit keine weiteren Fahrzeuge in den Tunnel einfahren konnten.

Tunnelsperrung führt zu Verkehrschaos

Wie in diesem Fall führt jede Tunnelsperrung in Mainz zu großem Verkehrschaos, weil sich die Autos ihren Weg durch die Stadt bahnen. Umso ärgerlicher, wenn die Schranken geschlossen sind, obwohl es gar nicht brennt oder es gar keinen Unfall gibt.

Das kommt im Mainzer Tunnel mehrmals im Jahr vor. Im Mai dieses Jahres sogar zweimal binnen weniger Stunden. Woran liegt es, dass im Tunnel der A60 so oft Alarm gegeben wird?

Anders als in Wohnhäusern gibt es im A60-Tunnel keine punktuellen Feuermelder, sondern sogenannte Brandmeldekabel an der Tunneldecke. Sie messen Temperaturunterschiede beziehungsweise plötzliche Temperaturanstiege, erklärt die Autobahngesellschaft des Bundes.

Heiße Abgase können Feueralarm auslösen

Problematisch seien Lkw, deren Abgase nach oben geführt werden, heißt es. Wenn sich im Tunnel ein Stau bildet, dann führen die heißen Abgase die Brandmeldekabel gewissermaßen in die Irre. Sie registrieren hohe Temperaturen und schließen daraus, dass es im Tunnel brennt. Die Folge: Der Alarm wird ausgelöst und gleichzeitig springt vor dem Tunnel die Ampel auf Rot. Zusätzlich schließen sich die Schranken vor den Tunneleingängen automatisch.

Die Autobahn GmbH schreibt auf eine Anfrage des SWR: "Diese automatische [...] Vollsperrung ist nach den "Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln sowie den Empfehlungen für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln zwingend vorgeschrieben und kann nicht abgeändert werden."

Rettungskräfte müssen auch bei Fehlalarmen im Tunnel ausrücken

Für Polizei und Feuerwehr haben die ungewollten Alarmierungen auf der A60 Folgen. Denn sie werden bei jedem Feueralarm automatisch informiert und müssen jedes Mal zum Tunnel ausrücken. Polizeisprecher Matthias Bockius sagt: "Selbst, wenn wir auf den Kameras erkennen können, dass es nicht brennt, müssen wir mindestens drei Streifenwagen rausschicken." Diese würden allerdings auch benötigt, um den Verkehr an den Autobahnauffahrten umzuleiten und die Schranken nach der Freigabe wieder zu öffnen.

Die Feuerwehr rückt nach Angaben von Sprecher Michael Ehresmann immer mit drei Löschfahrzeugen und zehn Feuerwehrleuten aus, auch dann, wenn auf den Kameras im Tunnel kein Rauch zu sehen ist. "Die Kameras zeigen beispielsweise einen Schwelbrand nicht unbedingt an, also fahren wir sicherheitshalber zum Tunnel", so Ehresmann.

Die Autobahn GmbH sei sich des Problems mit den Fehlalarmen bewusst, schreibt sie dem SWR. Aktuell sei man damit beschäftigt, eine Lösung zu erarbeiten, um Sperrungen durch Fehlalarme und damit ungewollte Staus zu vermeiden.

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