Für den Klimschutz: Ziel des Projektes ist es ein nachhaltiges Gebäudebegrünungsprojekt zu entwickeln.  (Foto: SWR, Sabine Steinbrecher)

Hilfe gegen den Klimawandel

Grüne Dächer in Bingen für Klimaschutz

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Sabine Steinbrecher

Jeder Hausbesitzer kann etwas für den Umweltschutz tun. Pflanzen auf Dächern können in den Städten die Luft sauberer machen, Überflutungen verhindern und Hitze abschwächen.

Die Technischen Hochschule (TH) Bingen zeigt wie es geht. Professor Oleg Panferov und sein Team haben verschiedene Modelle erforscht und belegen: Begrünte Dächer können die Auswirkungen des Klimawandels mildern. Der Professor für Klimawandel und Klimaschutz hat mit Studierenden solche Grünflächen auf Dächern angelegt.

Auf der Forschungsfläche der TH Bingen wachsen unter anderem Bergenienen.  (Foto: SWR, Sabine Steinbrecher)
Auf der Fläche wachsen unter anderem Bergenienen, auch Wickelwurzen genannt.

Mit dabei war auch Elke Hietel, Professorin für Landschaftspflege, Landschafts- und Stadtplanung. Sie sagt, mit relativ wenig Aufwand könnte auf jedem Dach etwas für die Pflanzen- und Artenvielfalt getan werden. Angepflanzt wurden zum Beispiel Zittergras, Kartäusernelke und Storchschnabel. Interessant sei gewesen, dass andere Pflanzen wie zum Beispiel Hasenklee von alleine dazu kamen.

Pflanzen machen Dächer nicht undicht

Der Aufwand sei gering, die Gefahr, dass Gehölze sich mit ihren Wurzeln durch die Abdichtung bohren und das Dach undicht machen, sei unbegründet. Erfolgreich war vor allem ein Dach mit geringer Substrathöhe, das bewässert wurde.

"Wir haben nach drei Jahren zum ersten Mal geschnitten, das ist wirklich sehr wenig Pflegeaufwand, das hat uns auch überrascht."

Bewässert wurden die Dächer klimaneutral mit Wasser aus Regentonnen, das einmal am Tag auf die Dächer gepumpt wurde. Auch das, sagt Professor Panferov, sei klimaneutral: Der Strom kam von einer kleinen Photovoltaik-Anlage. Die Kosten für Pumpe und Solaranlage seien mit etwa 100 Euro überschaubar.

Grüne Dächer bringen allen etwas

Für die Umwelt seien begrünte Dächer in mehrerer Hinsicht ein Gewinn: Die Pflanzen fördern die biologische Vielfalt, Insekten und Spinnen finden einen neuen Lebensraum. Wenn viele Dächer in den Städten begrünt wären, könnte dies bei Starkregen vor Überflutungen schützen.

Denn die Gründächer nehmen das Wasser wie einen Schwamm auf und speichern es. Über die Pflanzen verdunstet das Wasser. "Das Mikroklima wird bis zu zweieinhalb Grad abgekühlt", sagt Professor Panferov. Damit könne auch etwas gegen überhitzte Städte getan werden. Die Pflanzen sammeln auf klebrigen Blättern Feinstaub und nehmen so Schadstoffe aus der Luft auf. Schließlich produzieren sie durch die Photosynthese Sauerstoff und reduzieren Kohlendioxid.

Mit dem Projekt der TH Bingen sollen urbane Räume an den Klimaschutz angepasst werden. (Foto: SWR, Sabine Steinbrecher)
Oleg Panferov, Professor für Klimaschutz und Klimaanpassung und Elke Hietel, Professorin für Landschaftspflege, Landschafts- und Stadtplanung.

Stadt Bingen fördert Eigentümer

Die TH Bingen war mit ihrem Projekt der begrünten Dächer für den "Blauen Kompass 2018" vom Bundesumweltamt nominiert. Seitdem kommen Anfragen aus ganz Deutschland.

Die Stadt Bingen will jetzt eine sogenannte klimaneutrale Stadt werden. Sie hat mit der Hochschule eine Kooperation abgeschlossen und plant, die Forschungsergebnisse im Stadtgebiet direkt umzusetzen. Um möglichst viele Bürgerinnen und Bürger dafür zu gewinnen, unterstützt sie die Dachbegrünungen mit Fördergeldern von bis zu 2.500 Euro.

In den ersten zwei Monaten haben die Kooperationspartner mit einer Ausstellung, einem Vortrag und einer Projektbesichtigung die Interessenten informiert. Inzwischen seien schon zwei Förderbescheide für begrünte Carports mit rund 1.000 Euro bewilligt, so die Stadt Bingen.

Hochschule hilft bei der Planung

Auch die TH Bingen unterstützt die Binger Bürgerinnen und Bürger, wenn sie ihre Dächer begrünen wollen. Auf Anfrage kann man Listen mit besonders geeigneten Pflanzen bekommen oder Anleitungen, wenn es um Fragen der Bewässerung geht. Auch die Studierenden der Hochschule helfen mit.

Sie haben ihre Forschungsergebnisse teilweise in Abschlussarbeiten festgehalten. Ziel war es nach Angaben von Professor Panferov, dass die Studierenden lernen mit eigenen Händen herauszufinden, ob eine Maßnahme tatsächlich etwas für den Klimaschutz bringt oder nicht. Jetzt kommen ihre Erkenntnisse Privatpersonen oder Architekten zugute. Eine "win-win-Situation" für die Studierenden, für die Umwelt und für die Bürgerinnen und Bürger in Bingen.

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