Der Mainzer Obdachlosen-Arzt Gerhard Trabert und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka)

Nach Treffen auf Schloss Bellevue

Steinmeier besucht im Juni Mainzer Obdachlosen-Ambulanz

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Beide hatten für das Amt des Bundespräsidenten kandidiert. Der Mainzer Obdachlosenarzt Trabert besuchte den Sieger Steinmeier danach - und jetzt folgt Steinmeier der Einladung nach Mainz. Das erfuhr der SWR am Freitagabend.

Wie der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert dem SWR am Freitagabend am Rande des Rheinland-Pfalz-Tages mitteilte, wird Steinmeier am 2. Juni die Obdachlosen-Ambulanz besuchen. Bei der Wahl zum Bundespräsidenten hatten sich der Politiker Frank-Walter Steinmeier und Trabert erstmals getroffen. Steinmeier kandidierte für die SPD, Trabert wurde als parteiloser Kandidat von der Linken unterstützt.

Steinmeier zollte Trabert Respekt für seine Arbeit

Nachdem Steinmeier die Wahl gewonnen hatte, sprach er Trabert damals großen Respekt für seine Arbeit für benachteiligte Menschen aus. Er hoffe, dass dieser Impuls erhalten bleibe. Im März hatte er Trabert dann nach Schloss Bellevue eingeladen. Nun also folgt der Gegenbesuch. Der Bundespräsident kommt nach Mainz und schaut sich die Arbeit von Traberts "Medizinischer Ambulanz ohne Grenzen" auf der Mainzer Zitadelle persönlich an.

BKA checkt Räume auf Mainzer Zitadelle

Am Donnerstag seien Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes auf der Zitadelle gewesen, berichtete Trabert dem SWR. Sie seien mit Hunden durch die Räumlichkeiten gegangen und hätten sich alles genau angeschaut. Nun stehe der Plan: Am Donnerstag, dem 2. Juni, soll Steinmeier gegen Mittag die Mainzer Obdachlosen-Ambulanz besuchen.

Bundespräsident wird auch mit Betroffenen sprechen

Der Bundespräsident solle durch die Räumlichkeiten geführt werden und das Mainzer Arztmobil kennenlernen, so Trabert. Aber er werde auch mit Betroffenen ins Gespräch kommen, die ihm von ihrer persönlichen Situation berichten und erzählen, wie sie in die Obdachlosigkeit geraten sind.

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Darüber hinaus solle der Blick des Bundespräsidenten auf die schwierige medizinische Situation von Asylbewerbern und wohnungslosen Menschen aus Osteuropa gelenkt werden. Außerdem will Trabert die besonderen Probleme von Menschen ansprechen, die sich illegal in Deutschland aufhalten.

Trabert sagte, natürlich freue er sich, dass Steinmeier seiner Einladung folgen werde. Es sei ein gutes Zeichen, dass der Bundespräsident dies gerade jetzt mache, wo der Fokus der Öffentlichkeit auf den vielen Konflikten in der Welt liege, wie dem Krieg in der Ukraine.

Steinmeier soll Thema mit nach Berlin nehmen

Er erhoffe sich aber auch, dass es nicht nur bei dem Besuch bleibe, sondern dass Steinmeier das Thema der sozialen Ungleichheit mit nach Berlin nehme, sagte Trabert. Das Bewusstsein der politischen Entscheidungsträger für die Menschen am Rande der Gesellschaft müsse geschärft werden.

"Man kann schöne Fotos machen und öffentlichkeitswirksame Auftritte, aber die Frage ist immer: Was kommt dabei für die betroffenen Menschen heraus."

Für Trabert geht es dabei nicht nur um humanitäre und medizinische Hilfe für benachteiligte Menschen in Deutschland. Das Thema der sozialen Ungleichheit habe auch noch eine weitere Dimension.

Soziale Ungleichheit: "Gefahr für die Demokratie"

Wenn Menschen, die in schwierigen finanziellen und Wohnverhältnissen lebten, nicht unterstützt und aufgefangen würden, dann sei das auch eine Gefahr für die Demokratie, so Trabert. Denn Armut und soziale Benachteiligung mache die Menschen empfänglicher für Populisten.

Trabert fordert mehr Unterstützung für sozial Benachteiligte

Nach Traberts Ansicht müsste beispielsweise der Hartz IV-Satz dringend erhöht werden. Auch die jetzt versprochenen Hilfen des Bundes angesichts der Inflation und der steigenden Energiekosten reichten bei Weitem nicht aus. Auch diese Themen will der Sozialmediziner beim Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ansprechen.

Hilfe für die Ukraine Mediziner Trabert berichtet über Situation im Kriegsgebiet

Der Sozialmediziner Gerhard Trabert befindet sich derzeit in der Ukraine, um Menschen vor Ort medizinsch zu helfen. Im SWR-Interview schildert er eindringlich die Stimmung vor Ort und appelliert an die Menschlichkeit aller für mehr humanitäre Hilfe.

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