Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte zum Abschluss seines Besuches bei dem Mainzer Obdachlosenarzt Gerhard Trabert, dass es in den Gesprächen auf der Mainzer Zitadelle darum gegangen sei, wie die Gesundheitsversorgung für Menschen, die keine Wohnung haben, verbessert werden könnte.
Steinmeier besichtigt das Arztmobil für Obdachlose
Steinmeier zeigte sich tief beeindruckt von der Arbeit, die der Mainzer Verein "Armut und Gesundheit" leiste.
"Dieser Verein macht uns auf die Lücken im System aufmerksam - aber er klagt nicht nur an, sondern er hilft tatkräftig."
Das Arztmobil für Menschen, die auf der Straße leben, aber auch die Ambulanz ohne Grenzen, in der Menschen ohne Krankenversicherung aus allen Ländern versorgt werden – das alles gehöre zu dem sehr guten Modell des Mainzer Vereins. Dann dankte der Bundespräsident allen haupt- und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des Vereins ausdrücklich für ihre Arbeit.
Ein intensiver Ideenaustausch
Gerhard Trabert, der den Mainzer Verein Armut und Gesundheit ins Leben gerufen hat, bezeichnete das Gespräch mit dem Bundespräsidenten als intensiven Austausch. Steinmeier habe durch seinen Besuch die Themen Armut, Ausgrenzung und Obdachlosigkeit in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Eine Gesellschaft werde destabilisiert, wenn man nicht genügend für sozialen Ausgleich und Gerechtigkeit tue, so Trabert weiter.
Frank-Walter Steinmeier habe den Menschen, die die Unterstützung des Vereins brauchen, eine hohe Wertschätzung entgegengebracht. Vor dem Gespräch mit Trabert hatte sich der Bundespräsident mit obdachlosen Menschen unterhalten, die regelmäßig in der Ambulanz Hilfe bekommen. Anschließend hätten beide verschiedene Ideen besprochen, wie armen und obdachlosen Menschen geholfen werden könnte. Allerdings, so Trabert, hätten sie vereinbart, damit erst in die Öffentlichkeit zu gehen, wenn die Ideen konkret umgesetzt werden könnten. Trabert und Steinmeier wollen sich wieder treffen, dann erneut in Berlin.
Steinmeier und Trabert nicht immer einer Meinung
Der Mainzer Sozialmediziner betonte aber auch, dass Steinmeier und er bei verschiedenen Themen sehr unterschiedlicher Meinung waren, zum Beispiel bei der Agenda 2010, die Steinmeier als Mitglied der Bundesregierung mit auf den Weg gebracht hatte. Auch bei der Frage, wie man die Unterstützung für die Ärmsten in der Gesellschaft finanzieren könnte, hätten er und der Bundespräsident keine gemeinsame Haltung. Trabert sagte: "Ich kann den Bundespräsidenten da verstehen“, sagte Trabert, "er ist in einer anderen Position und kann vielleicht nicht so klare Worte sagen wie ich."
Auf Einladung Traberts in Mainz
Es war der Gegenbesuch des Staatsoberhauptes. Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert war im Februar bei der Bundespräsidentenwahl angetreten – als parteiloser Kandidat, nominiert von der LINKEN. Die Wahl hatte dann Frank-Walter Steinmeier gewonnen, war aber sehr beeindruckt von Gerhard Traberts Arbeit. Steinmeier hatte nach seiner Wahl gesagt: "Herr Trabert, Sie haben mit ihrer Kandidatur auf ein Thema aufmerksam gemacht, das mehr Aufmerksamkeit verdient." Gemeint hatte der Bundespräsident die Obdachlosigkeit in Deutschland. "Ich würde mich freuen, wenn wir darüber ins Gespräch gehen", so Steinmeier damals.

Trabert im Schloss Bellevue
Wenige Tage nach Beginn des Krieges in der Ukraine war Gerhard Trabert dann Anfang März ins Schloss Bellevue gekommen, den Amtssitz des Bundespräsidenten in Berlin. Damals kam der Mainzer Obdachlosenarzt direkt von der polnischen Grenze, an die er einen von ihm organisierten Hilfstransport begleitet hatte. Rund eine Stunde hatten die beiden damals über die Situation der Ärmsten im Land gesprochen. Im Anschluss wiederholte Trabert die Einladung an Steinmeier, die er bereits unmittelbar nach der Bundespräsidentenwahl ausgesprochen hatte.