Menschen versammeln sicha auf einer Demonstration der "Querdenken"-Bewegung gegen die geltenden Corona-Bestimmungen.  (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Nach Bluttat in Idar-Oberstein

Ehemalige Bürgermeisterin warnt vor "Querdenken"-Bewegung

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Nach der Tötung eines Tankstellenkassierers wegen eines Maskenstreits hat die ehemalige Bürgermeisterin von Simmertal davor gewarnt, "Querdenken" als harmlose Bewegung abzutun.

Der Mord an einem jungen Tankstellenmitarbeiter in Idar-Oberstein habe sie tief erschüttert, "aber es war wirklich nur eine Frage der Zeit, bis so etwas passiert", sagte die ehemalige Bürgermeisterin von Simmertal (Landkreis Bad Kreuznach), Christina Bleisinger (SPD), dem SWR. "Man sieht ja, dass sich diese Querdenker-Bewegung zunehmend radikalisiert."

Radikalisierung in sozialen Medien

Zum Beispiel in den sozialen Medien lasse sich die Radikalisierung der "Querdenken"-Bewegung verfolgen, erklärte Bleisinger. Dort behaupteten Verschwörungstheoretiker beispielsweise, dass die Corona-Krise erfunden sei, um nach und nach die Grundrechte auszuhebeln. Zu der Bewegung gehörten zwar zum Teil auch "normale Bürger", aber eben auch "Verschwörungsideologen, Reichsbürger und Rechte", so die ehemalige Bürgermeisterin von Simmertal.

Bleisinger forderte in Zusammenhang mit "Querdenken" mehr Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung. "Man sollte die 'Querdenken'-Bewegung nicht als harmlose Bewegung sehen, sondern durchaus ernst nehmen."

Amt nach Anfeindungen durch "Querdenker" niedergelegt

Bleisinger selbst hatte Anfang September ihr Amt als Ortsbürgermeisterin von Simmertal nach massiven Anfeindungen durch "Querdenkende" aufgegeben. In dem Ort mit knapp 2.000 Einwohnern finden seit mehreren Monaten wöchentlich Demonstrationen der "Querdenken"-Bewegung mit bis zu 100 Teilnehmern statt. Sie protestieren gegen die geltenden Coronabestimmungen.

Bleisinger hatte sich diesen Demonstrationen als Bürgermeisterin entgegengesetzt und Gegenproteste organisiert. Nur ein Bruchteil der "Querdenken"-Demonstrierenden kommen Bleisinger zufolge jedoch aus Simmertal selbst, die Mehrheit reise aus anderen Orten in Rheinland-Pfalz an - wie Worms, Mainz oder Bad Kreuznach.

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