Die Stimmung unter den Mitarbeitern schwanke zwischen Depression und Wut, sagt Karin Weingärtner. Sie ist Vorsitzende der Mitarbeitervertretung des KKM. Manchmal käme sie sich vor wie eine Seelsorgerin, wenn wieder Mitarbeiter vor ihrer Tür stehen, die sie trösten muss.
"Marienhausgruppe hat schlechten Ruf"
Die Sorge der Mitarbeiter beruhe auf den Erfahrungen, die sie bereits in den vergangenen Jahren mit dem neuen Träger gemacht hätten. "Die Marienhausgruppe hat einfach einen schlechten Ruf bei den Beschäftigten", so Weingärtner.
Seit etwa zwei Jahren kehrten deren Verantwortliche im KKM mit einem eisernen Besen. Die Arbeitsbelastung sei enorm gestiegen. Außerdem seien ganze Bereiche, wie etwa Personalverwaltung oder Technik, ausgelagert worden. Man habe viel Eigenständigkeit aufgeben müssen.
"Versprechungen wurden nicht eingehalten"
Im ersten Corona-Lockdown im Frühjahr seien den Mitarbeitern zudem Versprechen gemacht worden, von denen später keiner mehr etwas wissen wollte, erzählt Karin Weingärtner. Damals sammelten viele Pflegekräfte Minusstunden, weil der Regelbetrieb im Krankenhaus heruntergefahren wurde, um Betten für mögliche Covid 19-Patienten frei zu halten.
Den Beschäftigten sei gesagt worden, sie müssten sich wegen dieser Minusstunden keine Sorgen machen. Kaum sei der Lockdown beendet gewesen, hätten die Pflegekräfte aber jede Menge Überstunden machen müssen, um diese Stunden wieder einzuarbeiten.
Mitarbeiter fühlen sich fallen gelassen
Besonders schmerzt Karin Weingärtner, dass niemand vom Bistum Mainz versucht habe, mit den Mitarbeitern Kontakt aufzunehmen. Sie und ihre Kollegen fühlten sich schlicht fallen gelassen. Schließlich hätten sie sich bewusst für das Katholische Klinikum als Arbeitgeber entschieden. Für viele sei es ein Identitätsverlust, den sie nun erlebten.
"Es muss trotz allem weitergehen"
Auch für sie persönlich, so Weingärtner. 44 Jahre lang sei das Krankenhaus ihr Lebensmittelpunkt gewesen. Jetzt sei sie einfach nur enttäuscht. "Mir wäre es lieber gewesen, das Biotechnologieunternehmen Biontech hätte uns übernommen. Dann hätte ich eine Zukunft gesehen", fügt sie mit einer gewissen Selbstironie an.
Für sich habe sie deshalb ihre Entscheidung getroffen, sagt die frühere Radiologie-Assistentin. Sie werde nun mit 64 Jahren vorzeitig in Rente gehen. Trotzdem hoffe sie, dass nicht alle dem Krankenhaus den Rücken kehren. "Es muss trotz allem weitergehen. Die Patienten brauchen uns!"