"Im vergangenen Jahr hätte uns mehr Geld nicht geholfen, weil wir den Produktionsprozess im großen Maßstab erst sicher aufstellen mussten", sagte Biontech-Finanzvorstand Sierk Poetting dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" auf eine entsprechende Frage. "Jetzt aber würde Geld helfen. Erst recht, wenn wir für nächstes Jahr eine Kapazität von drei Milliarden Dosen antizipieren sollen, wie es diese Woche bereits angefragt wurde."
Poetting geht davon aus, dass der Bedarf an Impfstoff weiter steigen wird. "Es gibt unterversorgte Länder, es könnte eine dritte Impfdosis gegen mutierte Varianten des Virus notwendig werden, oder es könnten sich ganz neue Mutationen entwickeln", sagte Poetting. "Deswegen arbeiten wir daran, weitere Standorte auszubauen und neue Partner in unser Netzwerk zu nehmen."
Spahn spricht von 400 Millionen Euro
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärte, Biontech habe "auf dem Impfgipfel einen möglichen Finanzbedarf von bis zu 400 Millionen Euro für die Reservierung von Kapazitäten und Rohstoffen bis in das nächste Jahr hinein dargelegt". Die Bundesregierung sei im Austausch mit dem Unternehmen, "um dies weiter zu konkretisieren". Darüber spreche man auch mit anderen Impfstoff-Herstellern. "Wir wollen für den Fall problematischer Mutationen oder notwendiger Auffrisch-Impfungen auch für 2022 ausreichend Kapazität für Deutschland, Europa und die Welt sichern."
Finanzminister Olaf Scholz (SPD) bekräftigte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Am Geld wird die schnellere Beschaffung von Impfstoff jedenfalls nicht scheitern."
Von der Leyen will weitere EU-Mittel
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) hatte angesichts der Lieferengpässe bei Corona-Impfstoffen für die Bereitstellung weiterer EU-Mittel geworben. Als Beispiel wurden zusätzliche Investitionen in den Ausbau oder die Umwidmung von Produktionsstätten genannt. Poetting sagte dem Magazin dazu: "Den Vorschlag müsste man prüfen. Er könnte idealerweise dazu führen, dass mittelfristig Kapazitäten erhöht werden könnten."
Zwei Milliarden Dosen in diesem Jahr
Am Montag hatte Biontech mitgeteilt, man wolle 2021 zwei Milliarden Dosen des Vakzins herstellen - und damit mehr als bisher erwartet. Kritik an seinem Unternehmen wegen Verzögerungen wies Biontech-Chef Ugur Sahin zurück. Die Umbauten im belgischen Pfizer-Werk Puurs seien erfolgreich abgeschlossen worden. "Nun sind wir zurück im eigentlichen Zeitplan für die Lieferung von Impfstoffdosen an die Europäische Union."