Zum Ausbildungsbeginn am 1. September bestätigt sich wieder ein schon bekanntes Problem: Viele Lehrstellen sind unbesetzt. In Rheinhessen waren laut Arbeitsagentur noch 1.300 Lehrstellen unbesetzt - 580 junge Menschen suchten nach einer Stelle.
Einer, der eine Ausbildung gemacht hat und nach wie vor davon überzeugt ist, ist Benjamin Fey. Der 35-Jährige ist gelernter Schreiner. Seit Kurzem ist er nun selbstständig und baut in Ingelheim Camper aus und um.
SWR Aktuell: Herr Fey, warum wollten Sie Schreiner werden?
Benjamin Fey: Puh, das ist schon sehr lange her. Damals wollte ich einen Kontrast zur Schule und nach der ganzen Theorie lieber etwas handwerkliches machen. Vor knapp 20 Jahren hatte sich schon angekündigt, was sich heute bestätigt: Immer weniger Menschen machen eine handwerkliche Ausbildung. Und so kam es, dass die Schreinerinnung auf Werbetour war und zu uns in die Schule kam, damit die vielen freien Plätze besetzt werden konnten. Für mich war das damals mein erster Schritt ins Handwerk - der Beruf kam quasi auf mich zu.
SWR Aktuell: Was hat Ihnen während der Lehre Spaß gemacht? Und wozu mussten Sie sich aufraffen?
Fey: Die Lehrjahre waren damals keine leichten Jahre. Ich weiß noch, dass ich oft unzufrieden in der Ausbildung war. Das Betriebsklima war sehr schlecht und die Auszubildenden wurden nicht gut behandelt. Ich wechselte nach dem zweiten Jahr den Betrieb. Dann wurde es deutlich besser. Ich fand es immer gut, wenn ich Verantwortung übernehmen durfte und nicht nur die Arbeiten übertragen bekam, die keiner machen wollte. Die Fensterproduktion hat mir immer Spaß gemacht. Allerdings mochte ich das Schleppen der fertigen, schweren Fenster auf der Baustelle nicht.
SWR Aktuell: Was haben Sie nach der Lehre gemacht?
Fey: Ich habe mein Fachabitur nachgeholt und dann recht zielstrebig in Mainz Technisches Gebäudemanagement mit dem Abschluss Master of Engineering studiert. Dabei habe ich nie den Bezug zum Handwerk verloren. Danach hat es mich dann in die Immobilienverwaltung und Bauwelt gezogen. Zuletzt habe ich dort Neu- und Umbauten geplant und umgesetzt. Meine Schreiner-Ausbildung hat mir auf meinem Berufsweg immer geholfen, zum Beispiel beim Verständnis und im Umgang mit Fachfirmen.
SWR Aktuell: Wo stehen Sie jetzt?
Fey: Ich habe mich gerade in Ingelheim als Camper-Ausbauer selbstständig gemacht. Bei diesem Job kann ich eine Vielzahl von Gewerken und Fähigkeiten miteinander verbinden und mich voll ausleben. Natürlich hilft mir da auch meine Ausbildung zum Schreiner weiter. Im Prinzip ist es, wie wenn man ein Haus baut, nur im Mini-Format. Von allem ist etwas dabei: Das geht von der Planung bis hin zur Umsetzung. Das finde ich total spannend.
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SWR Aktuell: Handwerksbetriebe suchen händeringend junge Leute, die eine Ausbildung machen. Für alle, die darüber nachdenken, Schreinerin oder Schreiner zu werden: Was sollte man aus Ihrer Sicht in diesem Beruf mitbringen?
Fey: Man sollte natürlich Freude daran haben, mit den Händen zu arbeiten. Eine Gewisse Affinität zum Werkstoff Holz sollte vorhanden sein, Schreiner müssen zudem präzise arbeiten. Daher sollte man es mögen, exakt und nach Plan zu arbeiten.