Seit vier Jahren wird in Mainz über ein mögliches Naturschwimmbad im nördlichen Hafenbecken des Mainzer Zollhafens diskutiert - die "Heilige Makrele". Jetzt ist klar: Das Projekt ist tot.
Studie: Wasser zu dreckig, Schwimmbad zu laut
Die Verwaltung hatte eine Studie zum geplanten Schwimmbad in Auftrag gegeben. Ergebnis: die Wasserqualität des Rheins sei zu schlecht und der Lärm für die Anwohner an dieser Stelle nicht zumutbar . 82 Seiten lang ist die Untersuchung, die das Amt für Stadtforschung und nachhaltige Stadtentwicklung selbst durchgeführt hat - im Oktober letzten Jahres beauftragt von Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos).
Kommt ein Badeschiff am Rheinufer in Mainz?
Statt des Schwimmbades am Zollhafen will die Stadt jetzt prüfen lassen, ob ein Badeschiff südlich der Kaiserbrücke realisierbar ist. Eine entsprechende Machbarkeitsstudie soll in Auftrag gegeben werden.
Kritik am Naturschwimmbad "Heilige Makrele"
Zum Thema Lärmbelastung hatte die Studie zu den Plänen für die "Heilige Makrele" ergeben: Damit der Schwimmbadlärm für die Anwohner nicht zu groß wird, dürften dort nur 160 Menschen gleichzeitig baden. Die Stadt kritisiert, die Besucherzahl lasse "für die Stadt nicht im Ansatz einen nachhaltigen und wirtschaftlichen Badebetrieb erkennen." Für ein Bad mit der Fläche der "Makrele" wäre eine Besucheranzahl von 1.300 Menschen gleichzeitig üblich.
Initiator des Projekts "Heilige Makrele" ist sauer
Dieses Urteil sei "methodisch unzulässig und führt zu einer völlig verzerrten Darstellung", sagt Alexander Kiefer, Wasserbauingenieur und Initiator des Projekts. Die hier zu Grunde gelegte Richtlinie beziehe sich auf "klassische, stark frequentierte Freibäder oder Hallenbäder mit Chlorbetrieb" - nicht auf die Betriebsmodelle von Naturbädern, wie zum Beispiel das Naturerlebnisbad Bingen oder Badeseen.
Wie gut ist die Wasserqualität im Rhein-Hafenbecken in Mainz?
Ein weiteres Streitthema ist die Wasserqualität. Die Untersuchung der Stadt merkt an, dass es kein erkennbares Konzept zur Filterung des Rheinwassers gebe. Das stimme nicht, sagt Kiefer. Sein Konzept sehe vor, eine Filteranlage einzubauen, sollten sich beim Monitoring der Wasserqualität erhöhte Messwerte ergeben. Außerdem habe er Laborgutachten vorliegen, die dem Rhein im Hafenbecken eine "ausgezeichnete Badewasserqualität" bescheinigen würden. - Und die Liste an unterschiedlich bewerteten Kriterien geht weiter.
Schwere Vorwürfe des "Heilige Makrele"-Initiators
Die Ergebnisse der städtischen Untersuchung seien durch "manipulative Methodik" entstanden, kritisiert Makrele-Initiator Alexander Kiefer. Seine Vorwürfe an die Stadt wiegen schwer: Es gebe "zahlreiche sachliche Fehler, selektive Bewertungen und ausgelassene Nachweise".
"Die Idee der ,Heiligen Makrele' ist zwar charmant, hält in ihrer vorgelegten Form jedoch der fachlichen Prüfung nicht stand", hatte Oberbürgermeister Nino Haase in seiner Reaktion auf Kiefers Vorwürfe gesagt. "Unsere zuständigen Ämter haben zahlreiche Kriterien sorgfältig bewertet und in ihre Beurteilung einfließen lassen."
"Pauschale Vorwürfe der Manipulation entbehren jeder Grundlage und gehören nicht in eine konstruktive Debatte."
Oberbürgermeister Haase rückte von Projekt ab
Vor drei Jahren hatte Nino Haase auf seinem Instagram-Account noch ein Foto von sich und Alexander Kiefer gepostet und über die "Heilige Makrele" geschrieben: "Ganz ehrlich: Megaprojekt". Er schien angetan von der möglichen Strahlkraft des Projekts. "Kluge Ideen aus der Stadt aufnehmen und entwickeln. Das größte Hafenbad der Welt. Danke @heilige.makrele.mainz."
Doch seit der Stadtratssitzung am Mittwoch ist klar: Die "Heilige Makrele" endgültig vom Tisch.