Die Einfahrt zu dem Garten- und Landschaftsbaubetrieb Seip in Nierstein nennt Geschäftsführer Marc Seip "ein Mauseloch". Wer in seinen Betriebshof will, muss vom 2. März an vor einem Bahnübergang in der Wörrstädter Straße in einen schmalen Weg abbiegen. Das könnte zu einem Problem werden: Denn die Wörrstädter Straße ist für die nächsten zwei Jahre wegen der B420-Sperrung in Nierstein als Umleitungsstrecke vorgesehen.

"Es wird so sein, dass der ganze Schwerlastverkehr und der komplette Verkehr dann über die Wörrstädter Straße läuft", sagt Garten- und Landschaftsbauer Seip. Normalerweise fahren laut Landesbetrieb Mobilität rund 14.000 Fahrzeuge am Tag auf der B420. "Und wenn dann noch die Schranke zu ist, entsteht natürlich ein Rückstau."
Bahnschranke mehr als 10 Minuten in der Stunde dicht
Nach Angaben der Stadt Nierstein ist die Bahnschranke mehrmals in der Stunde für gut zehn Minuten geschlossen. Wenn also ein Zug kommt, ist das "Mauseloch" zum Garten- und Landschaftsbaubetrieb Seip erstmal zu. "Das kann für uns ein existenzielles Problem werden, weil wir müssen in unser Grundstück rein- und raus fahren." Täglich bis zu 60 Mal, sagt Seip. "Ich glaube, am Anfang wird das hier schon sehr dramatisch werden."
Wenn der Stau wegen der B420-Sperrung nach den ersten Wochen nicht nachlasse, müsse er im schlimmsten Fall einen Teil seines Betriebs auf ein anderes Gelände auslagern. Das könnte Mehrkosten von rund 70.000 Euro im Jahr bedeuten, sagt Seip.
Stadt Nierstein kann nicht helfen
Er habe auch die Stadt Nierstein wegen eines Ausweichsgrundstück kontaktiert. "Da wurde uns aber keine Lösung angeboten", sagt Seip. Auch der Niersteiner Bürgermeister Jochen Schmitt (FWG) betont, dass die Situation für die Betriebe in der Wörrstädter Straße schwierig wird. Die Stadt habe allerdings kein Gewerbegebiet oder Gelände, das Betriebe wie der Garten- und Landschaftsbau-Betrieb Seip nutzen könnten.
Weingüter befürchten Probleme beim Lieferverkehr
Mit dem Roten Hang gibt es in Nierstein eine der bekanntesten Weinlagen in Deutschland. Auch die Weingüter auf den Umleitungsstrecken in Nierstein leiden unter ähnlichen Problemen wie der Garten- und Landschaftsbau-Betrieb Seip, sagt Bürgermeister Schmitt. Gerade der Lieferverkehr könnte zu einem Problem werden. "Wenn die Sattelschlepper kommen, um Wein abzuholen, wäre es am besten, wenn sie nach 9 Uhr morgens kommen würden, wenn der Berufsverkehr durch ist", rät Schmitt.
Stadt verhängt Halteverbot auf Umleitungsstrecke
Um für die Fahrzeuge möglichst viel Platz zu schaffen, hat die Stadt auf den Umleitungsstrecken ein absolutes Halteverbot verhängt. Für die Anwohnerinnen und Anwohner sollen in der Umgebung dafür neue Parkplätze geschaffen werden.

"Wir hoffen, dass das große Verkehrsaufkommen nach ein, zwei Wochen (nach der Sperrung, Anm. d. Red.) aufhört", sagt der Niersteiner Bürgermeister Schmitt. Diese Zeit werde es aber dauern, bis jeder seinen neuen Weg gefunden hat. "Kein Mensch will gerne im Stau stehen. Da wird man eher das kleinere Übel und den Umweg über die Autobahn 63 oder die Rheinhessenstraße (L425) nehmen."