Die Mieter müssen jetzt bis in den 18. Stock zu Fuß laufen. (Foto: SWR)

Wann kommt endlich das Ersatzteil?

18 Stockwerke ohne Aufzug: Mieter in Mainzer Hochhaus verzweifelt

STAND

310 Stufen runter und wieder rauf in den 18. Stock – da überlegt man sich, ob man wirklich einkaufen muss oder noch einen Tag warten kann. So geht es gerade den Bewohnern eines Hochhauses in Mainz.

Diese 310 Stufen muss zum Beispiel Ursula Hubrath bewältigen, wenn sie ihre Wohnung verlässt. Die 67-Jährige wohnt im 18. Stock des Hochhauses in der Elsa-Brändström-Straße in Mainz. Zwei Aufzüge gibt es im Hausflur. Der eine sei seit Mai defekt, erzählen mehrere Bewohner des Hauses. Seit Montag nun auch der andere.  

Notfall-Aufzug funktioniert nicht zuverlässig 

Ein Notfall-Aufzug, eigentlich für Rettungsdienst und Feuerwehr, ist zwar seitdem für die Bewohner freigegeben. Allerdings hält der nur in den ungeraden Stockwerken und funktioniert immer wieder gar nicht.

In diesem Hochhaus in Mainz-Gonsenheim funktionieren die Aufzüge nicht. (Foto: SWR)
In diesem Hochhaus in Mainz-Gonsenheim funktionieren die Aufzüge nicht.

"In der Nacht ist der Aufzug steckengeblieben. Die Leute mussten dann warten, bis jemand kommt und sie befreit", erzählt Karl-Heinz Rath. Er ist 76 Jahre, arbeitet in einer Autowerkstatt und wohnt in der 6. Etage in dem Hochhaus: "Ich habe Probleme mit dem Knie und schleppe mich die Treppen hoch." Den Notfall-Aufzug nimmt er nicht. Die Zeit auf ihn zu warten habe er selten, wenn er zur Arbeit müsse. 

Mieter müssen auf die Treppe ausweichen

Am Mittwochnachmittag funktioniert der Notfall-Aufzug gerade mal wieder nicht. Mitarbeitende der Reparatur-Firma sind da und versuchen, ihn wieder in Gang zu bekommen. Ursula Hubrath, die am Mittag noch mit dem Aufzug runtergefahren war, zuckt mit den Schultern: "Hätte ich das gewusst, wäre ich nicht einkaufen gegangen. Man überlegt sich gerade genau, ob man wirklich raus muss oder nicht."

Etwas mehr als 20 Minuten braucht die 67-Jährige, bis sie im 18. Stock angekommen ist, muss immer wieder Pause machen, durchatmen, versucht auf einigen Stockwerken nochmal, ob der Aufzug nicht doch wieder funktioniert. Letztendlich bleibt es aber beim Treppenhaus. 

Ersatzteil für Aufzug im Ausland bestellt 

Auf den Defekt weisen seit Mittwoch Zettel von der Hausverwaltung im Hausflur hin:

"Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass für den Rest der KW 34 auf Grund von Reparaturarbeiten keiner der Personenaufzüge zur Verfügung steht."

Die Sache liest sich kompliziert. Das Ersatzteil für den einen Aufzug sei da - um es einzubauen, brauche es aber den anderen Aufzug. Dieser sei verkeilt gewesen, die Monteure hätten bei der Reparatur festgestellt, dass auch für den zweiten Lift ein Ersatzteil gebraucht wird. Das sei per Express bestellt, kommt aber aus dem Ausland. "Seien Sie versichert, dass wir bemüht sind, solche Situationen in Zukunft zu vermeiden", steht da zu lesen.

Bewohner sollen Mietminderung bekommen 

Eigentümerin des betroffenen Hochhauses in der Elsa-Brändström-Straße in Mainz ist die Bayerische Versorgungskammer aus München. Einer ihrer Sprecher bestätigt, dass es mit einem Lift seit Mai wiederholt Probleme gibt und er stillsteht. Eine Antriebseinheit sei defekt. Die Reparatur sei für Mitte August zugesagt gewesen, aber wegen Lieferverzögerungen auf diese Woche verlegt worden.

"Wir als Vermieterin sehen natürlich die Unannehmlichkeiten, denen die betroffenen Mieterinnen und Mieter derzeit ausgesetzt sind. Daher werden wir allen betroffenen Bewohnern für die Dauer des Ausfalls beider Aufzüge eine Mietminderung gewähren", heißt es von der Versorgungskammer. Ein entsprechendes Schreiben werde am Donnerstag zugestellt. 

STAND
AUTOR/IN
SWR