Antje Boetius (Foto: dpa Bildfunk, Bernd von Jutrczenka)

Eintauchen in den "Planet Tiefsee"

Meeresbiologin Antje Boetius ist neue Stiftungsprofessorin in Mainz

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Was passiert tausende Meter unter dem Meeresspiegel - auf dem "Planet Tiefsee"? Das erforscht die Meeresbiologin Antje Boetius. Als neue Stiftungsprofessorin an der Gutenberg-Universität in Mainz gibt sie Einblicke in eine andere Welt.

Sie ist Medienprofi, hat schon viele Interviews gegeben - Antje Boetius hat Routine darin, ihre komplexe Forschungswelt so zu erklären, dass man ihr gerne zuhört. Eine Eigenschaft, die als Stiftungsprofessorin an der Johannes Gutenberg-Universität viele Menschen animieren könnte, ihr zuzuhören. Denn Antje Boetius hat viel zu sagen.

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Sie forscht zwischen Arktis und Südsee und dokumentiert die Ökosysteme der Tiefsee und ihren Einfluss auf Klima und Klimawandel. Seit 2017 ist die Forscherin Leiterin des Alfred Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Dort plant sie mit ihrem Team Expeditionen in die Tiefsee mit weltweit einzigartigen Messgeräten und Unterwasserkameras. Bei den Forschungsexpeditionen gibt es ganz praktische Dinge zu bedenken.

50 Expeditionen auf Forschungsschiffen

"Ähnlich wie bei einer Raumfahrtmission geht es darum, wie kommt man da hin?", erzählt sie. "Es ist stockduster, da gibt es kein Sonnenlicht. Jedes Gerät braucht eine eigene Energiequelle." Außerdem gebe es in der Tiefsee auch kein GPS-Signal. "Man muss daran denken, wie finden Roboter den Weg, wie finden Sie wieder zurück?"

Sie selbst hat an fast 50 Expeditionen auf internationalen Forschungsschiffen teilgenommen und war schon 3,4 Kilometer unter Wasser, erzählt sie in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Ihre Roboter noch viel, viel tiefer.

Interview mit Antje Boetius von 2019

Korallenriffe sind bedroht

Eine wie sie sagt traurige Vorhersage ihrer Forschung ist: "Wenn wir nicht bis 2050 alternative Energien wie Wind und Sonne nutzen, dann verschwinden die Korallenriffe." Deshalb forscht sie gerade unter anderem daran, wie man Riffe wieder gewinnen kann. "Wir versuchen dabei auch die europäische Auster zurückzubekommen", gibt sie ein Beispiel. "Die ist verdrängt worden durch die pazifische Auster, die mit ihren eigenen Parasiten und Viren gekommen ist und die angestammten Arten bedroht."

Für ihre Forschung hat Antje Boetius viele Preise gewonnen, 2019 ist sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Bei der Vorlesungsreihe im Rahmen der Stiftungsprofessur an der Mainzer Universität geht es um ein Thema, dass indirekt an den Klimaschutz anknüpft. Es geht um die Beziehung von Mensch und Natur und deren Netzwerke untereinander.

Netzwerke zwischen Lebewesen ergründen

"Ich und meine Gäste haben uns vorgenommen, darüber zu diskutieren, wie sehr der Mensch Teil des Netzwerks des Lebens ist - und wie viele Chancen wir immer noch haben, es gut zu machen." Es gehe darum, diese ganzen versteckten Verbindungen zwischen uns und anderem Leben zu entdecken und zu nutzen, sagt sie. Ein Satz wie dieser zeigt ihre positive Ausstrahlung - selten sieht man Boetius im Interview ohne ein Lächeln auf den Lippen.

Antje Boetius freut sich, Stiftungsprofessorin des Jahres 2022 an der Universität Mainz zu sein. "Mainz kenne ich sehr gut, weil ich Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur bin und die Mainzer Universität hat einen Weltruf."

Mit Zuhörern und Gästen diskutiert Antje Boetius darüber, warum die Vielfalt auf der Erde wichtig für unser Überleben ist. Denn gerade jetzt in Zeiten von Klimakrise und Pandemie drohten diese Netzwerke zu zerreißen.

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SWR