Im Weingut St. Antony in Nierstein (Kreis Mainz-Bingen) hatte man nicht lange überlegt, als vor einem Jahr die Bilder von der Not der Winzerkolleginnen und Kollegen an der Ahr zu sehen waren: Mit der Spendenaktion „SolidAHRität“ wurde spontan Hilfe organisiert. Winzer aus Deutschland, Europa und Südafrika spendeten ihre Weine und schickten sie nach Nierstein. Dort verpackten viele freiwillige Helfer immer sechs Flaschen in Überraschungspakete. Diese wurden dann zu einem festen Preis im Internet verkauft. Über die sozialen Netzwerke hatte sich die Idee in wenigen Tagen verbreitet. Und das Ergebnis war überwältigend.

Bürokratie verhindert die Auszahlung der Spendengelder
Wochenlang wurde im Weingut St. Antony und in einer angemieteten Halle Wein in Kisten verpackt und verschickt. Über den Verkauf des gespendeten Weines nahm "SolidAHRität" über 1,3 Millionen Euro an Spenden ein. Als das Geld dann an die Winzerkollegen an der Ahr ausgezahlt werden sollte, kam die Ernüchterung: Einzelpersonen dürfen keine Spenden annehmen, hieß es von den Behörden. Und wenn die Spenden an Weingüter ausbezahlt werden, müssten diese Steuern dafür bezahlen. Das war nicht im Sinne der engagierten Rheinhessen, die versprochen hatten, dass das Geld eins zu eins bei den Winzern von der Ahr ankommen werde.
"Das war ein Hin und Her mit dem Land, dem Bund und Bundesfinanzminister Lindner.“
Die Wut in Nierstein war groß
Diese bürokratischen Hürden verhinderten nun fast ein Jahr die Auszahlung der gesammelten Gelder. "Wir waren so sauer, dass wir zwischendurch überlegt haben, alle Spendengelder zurückzubezahlen“, sagt der Initiator des Projekts Dirk Würtz vom Weingut St. Antony in Nierstein. Jetzt endlich scheint eine Lösung gefunden zu sein.

Marc Adeneuer, Winzer von der Ahr, erklärt, dass die über 1,3 Millionen Euro nun als Sponsorengelder anerkannt werden. Das Geld würde in den nächsten Wochen ausgezahlt. "Nur mit öffentlichem Druck über die Medien ist es jetzt gelungen, eine Lösung zu finden", so Adeneuer weiter. Er ist zuversichtlich, dass die Hilfe nun ankommt, noch vor der Weinlese 2022. Das Geld würde dringend zum Kauf von landwirtschaftlichem Gerät gebraucht.