Tag der Organspende

Kleinkarlbach: Eine Leberspende schenkte dieser Pfälzerin ein zweites Leben

Stand

Von Autor/in Laura Scanu

Am 7. Juni ist Tag der Organspende. In Rheinland-Pfalz warten im Moment 375 Menschen auf ein Spenderorgan. Sandra Hügelschäfer aus Kleinkarlbach (Kreis Bad Dürkheim) hatte großes Glück: Sie bekam eine neue Leber. Wie lebt sie damit?

Sandra Hügelschäfer steht vor der grünen Tafel in einem Klassenzimmer in Bad Dürkheim und hat Tränen in den Augen. Vor ihr sitzen rund 50 Schülerinnen und Schüler der Berufsschule. "Ich freue mich jeden Tag, dass ich heute noch leben darf", sagt sie sichtlich bewegt. "Ich bin unendlich dankbar, dass ich dieses Organ gespendet bekommen habe." Die Jugendlichen applaudieren.   

Sandra Hügelschäfer ist 45 Jahre alt und kommt aus Kleinkarlbach (Kreis Bad Dürkheim). Sie hat vor vier Jahren eine Leber transplantiert bekommen. Jetzt setzt sie sich dafür ein, dass mehr Menschen Organe spenden, unter anderem bei sogenannten Schultouren der Initiative Organspende Rheinland-Pfalz. Denn: Es warten immer noch über 8100 Deutsche auf ein Organ.  

Akutes Leberversagen aus dem Nichts  

Vor vier Jahren, im Oktober 2021, wurde Hügelschäfer krank. Anfänglich hatte sie nur Halsschmerzen und war erschöpft. Sie vermutete Corona. Aber die Schmerzen wurden schlimmer, sie kam ins Krankenhaus. Dort stellten Ärzte fest: 80 Prozent der Leber sind zerstört.  

Nach einigen Untersuchungen stellten die Ärzte fest, warum: Auslöser für das Leberversagen waren Medikamente. Wie genau das kam, können ihr die Ärzte bis heute nicht sagen. "Ich war gesund, habe immer Sport gemacht. Mir ging es immer gut", sagt die 45-Jährige.

Organspende-Tour: Sandra Hügelschäfer ist Organspende-Empfängerin
Organspende-Tour: Sandra Hügelschäfer ist Organspende-Empfängerin

Es geht um Leben und Tod

Sandra Hügelschäfer wurde innerhalb weniger Tage zum "high urgent case". "Wenn wir keine neue Leber finden, dann sterben Sie", sagt ihr ein Arzt ganz klar.  Aber sie hatte Glück: Mit 41 Jahren bekommt sie eine neue Leber und kann weiterleben.  

 Aufklärung über Organspende an Schulen  

Sandra Hügelschäfer ist gelernte Erzieherin. Seit ihrer Transplantation kann sie den Beruf allerdings nicht mehr ausüben. Auch nach vier Jahren mit der neuen Leber müsse sie sich noch erholen, erklärt sie.  

Dafür widmet sie ihre Zeit jetzt der Aufklärungsarbeit. Sie macht mit bei der Sommertour der Initiative Organspende Rheinland-Pfalz, die Schülerinnen und Schüler aufklären und sensibilisieren will. Insgesamt acht Schulen in der Vorder- und Südpfalz nehmen in diesem Jahr teil.  

Besuch bei Schule in Bad Dürkheim

An der Berufsbildenden Schule in Bad Dürkheim erzählt Hügelschäfer zum ersten Mal vor Schülerinnen und Schülern ihre Geschichte. Die sind bewegt und beeindruckt. "Ich fand es toll und ich werde später mit meinen Eltern darüber sprechen", sagt die 18-jährige Marwa Marrawi. Ihr Mitschüler Jordan Karakasher sagt, er habe viel mehr gelernt als im Unterricht.  

Ich fand es toll und ich werde später mit meinen Eltern darüber sprechen.

Marwa Marrawi, Schülerin der Berufsbildenden Schule in Bad Dürkheim
Schülerin Marwa Marrawi

45 Prozent der Deutschen haben einen Organspendeausweis

In Deutschland stehen 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger einer Organspende positiv gegenüber, allerdings haben viel weniger Menschen einen Organspendeausweis, erklärt Ulrich Rüther von der Initiative Organspende Rheinland-Pfalz. Zum Vergleich: In Spanien haben fast viermal so viele Menschen einen Organspendeausweis.

Weil gerade junge Menschen offen für das Thema seien, wende sich die Initiative Organspende gezielt an Schulen, sagt Ulrich Rüther.

Ulrich Rüther von der Initiative Organspende Rheinland-Pfalz
Ulrich Rüther von der Initiative Organspende Rheinland-Pfalz

Ein zweites Leben durch die Organspende  

Für Hügelschäfer ist es erstmal wichtig, dass sich Menschen entscheiden. Denn die eigene Entscheidung könne eine zusätzliche Last bei Angehörigen einmal abnehmen, sagt sie.

Dass sich eine Person für die Organspende entschieden hat, ist auch der Grund, weshalb Sandra Hügelschäfer noch lebt. "Immer wenn ich unterwegs bin, zünde ich eine Kerze für meinen Organspender oder meine Organspenderin an", erzählt sie mit Tränen in den Augen.  

Am 11. November 2021 hat Hügelschäfer ihre neue Leber transplantiert bekommen. Ihr zweiter Geburtstag, wie sie sagt. Ein Tattoo auf dem linken Unterarm erinnert sie immer daran.  

Sandra Hügelschäfer aus Kleinkarlbach hat sich ihren zweiten Geburtstag tätowieren lassen
Sandra Hügelschäfer hat sich ihren zweiten Geburtstag auf den Unterarm tätowieren lassen

Der Weg zu den World Transplant Games  

Ihr nächstes Ziel ist im August Dresden, als Teilnehmerin an den World Transplant Games. In den Disziplinen Rückenschwimmen, Tischtennis und Ballweitwurf will sich Sandra Hügelschäfer beweisen.  

Tischtennis mit neuer Leber: Sandra Hügelschäfer trainiert für die World Transplant Games
Tischtennis mit neuer Leber: Sandra Hügelschäfer trainiert für die World Transplant Games

Die World Transplant Games sind ein Wettbewerb, bei denen Transplantierte, Lebenspender und Spenderfamilien zusammenkommen und Sport machen. Hügelschäfer freut sich darauf: Die Vorbereitung gebe ihr Kraft. Und sie freue sich andere Menschen kennenzulernen, die eine ähnliche Geschichte teilen.  

Brackenheim

Sportler mit Spenderherz

Der 26 Jahre alte Brackenheimer Pascal Kobia hat schon viel erlebt. Eine unheilbare Herz-Diagnose mit 20 Jahren, Hoffen auf ein passendes Spenderherz und schließlich die erfolgreiche Transplantation vor zwei Jahren. Seither trainiert er als Tennisspieler für die World Transplant Games im August 2025 in Dresden. Im Interview erzählt er, was ihm Hoffnung gab.

Landesschau Baden-Württemberg SWR BW

Sinzheim

Tag der Organspende Zwischen Leben und Tod: Wie ein Spenderherz einem Mann ein zweites Leben schenkte

Für Patrick Pirih hat 2004 sein zweites Leben begonnen: Der 59-Jährige aus Sinzheim lebt seit 21 Jahren mit einem Spenderherz. Und ist dankbar für jeden Tag, den er dadurch geschenkt bekam.

Neuwied

Bis zu 20 Einsätze im Jahr Tag der Organspende: Neuwieder transportiert Spenderorgane

Viele Menschen in Deutschland warten auf eine Organspende. Damit sie rechtzeitig beim Empfänger ankommt, transportieren ehrenamtliche Kuriere sie durch ganz Deutschland. Uwe Oster aus Neuwied ist einer von ihnen.

SWR4 RP am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

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Laura Scanu