Ludwigshafen-West – viele Menschen sind hier auf Sozialhilfe angewiesen. Hohe Arbeitslosigkeit und ein hoher Migrationsanteil sind prägend für den Stadtteil, das zeigt eine Studie aus dem Jahr 2015. Und hier war die Wahlquote bei der letzten Bundestagswahl in ganz Rheinland-Pfalz am niedrigsten.
In dem Stadtteil gibt es kaum Wahlplakate an den Straßen. Wahlkampfhelfer lassen sich hier auch nicht blicken – so sagen es die Menschen auf der Straße. Der Stadtteil wirkt an vielen Stellen, als ob es gerade keinen Wahlkampf gibt.
Politikverdrossenheit im Quartier
Dass hier nur etwa 45 Prozent der knapp 2.200 Wahlberechtigten bei der letzten Bundestagswahl 2021 gewählt haben, wundert die Menschen auf der Straße nicht. Eine Frau erzählt: "Von meiner Verwandtschaft wollen viele nicht mehr wählen gehen. Die sagen, die Politiker lügen alle, die geben Versprechen und halten sich nicht dran."
Eine andere sagt: "Das ist für mich eine Erklärung: Viele sagen, dass es egal sei, wen man wählt, es kommt eh nix Gescheites raus." Beide Frauen wollen selbst aber wählen gehen.
Im Stadtteil leben viele Menschen mit geringerer Bildung und wenig Geld. Dazu kommen viele Sozialwohnungen und die Bayreuther Straße. Ein Wohnblock, in den Menschen ohne Wohnsitz einquartiert werden.

Stefan Gabriel ist dort als Sozialarbeiter viel unterwegs und Bereichsleiter für die Quartiersarbeit der Ökumenischen Fördergemeinschaft. Die kümmert sich unter anderem um die Bewohner der Bayreuther Straße oder betreibt Kindergärten. Er sagt: "Da gibt es verschiedene Faktoren und wenn man die zusammenstellt, dann ist das ein Stadtteil mit so genannten Risikofaktoren." Dazu zählen Armut und Arbeitslosigkeit.
Die Menschen denken einfach: Egal was wir wählen, das ändert die Situation nicht.
Die Stimmung auf der Straße kann Stefan Gabriel aus vielen Gesprächen bestätigen: "Die Menschen denken einfach: Egal was wir wählen, das ändert die Situation nicht. Zumindest im Einweisungsgebiet ist das so."
Wahlbeteiligung in sozial schwachen Gebieten niedrig
Auch die Politikwissenschaft sieht einen Zusammenhang. Vor allem in Gebieten, in denen Menschen mit geringerer Bildung und weniger Geld leben, habe die Wahlbeteiligung besonders stark nachgelassen, so der Mannheimer Politikwissenschaftler Rüdiger Schmitt-Beck gegenüber dem SWR. Das sei besonders paradox, weil ja genau diese Menschen auf eine bessere Sozialpolitik angewiesen sind.