Schlüsselbund (Foto: SWR, Leon Ahnesorg)

Ein halbes Jahr Ukraine-Krieg

Geflüchtete Ukrainerin arbeitet für Jobcenter Vorderpfalz

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Leon Ahnesorg
Leon Ahnesorg (Foto: SWR, DASDING)

Seit einem halben Jahr muss Myroslava Pylypiv damit klarkommen, dass die Ukraine, ihre Heimat, im Krieg lebt. Doch die 32-jährige Mutter hat es geschafft wieder nach vorne zu schauen. Jetzt hilft sie anderen Geflüchteten in der Pfalz, Arbeit zu finden.

Myroslava Pylypiv krallt ihren Schlüsselanhänger fest in ihren Händen, wenn sie von ihrer Flucht von der Ukraine nach Deutschland erzählt. Der Anhänger ist verziert mit Bändchen in den blau-gelben Nationalfarben. "Ich habe schon geweint. Für mich war das sehr schwer, zu fliehen und mein Haus zu verlassen, das wir für unser ganzes Leben gebaut haben."

Flucht über polnische Grenze

Am 24. Februar klingelt am frühen Morgen ihr Handy. Es ist ihr Mann. Er arbeitet zu diesem Zeitpunkt in Polen und sagt ihr, dass sie sofort mit den Kindern über die polnische Grenze fliehen soll. "Es ist Krieg", hat er gesagt, erinnert sich die zweifache Mutter. An der Grenze würde er auf sie warten. Ohne lange zu zögern, packt sie eine kleine Tasche und flieht mit ihrer 10-jährigen Tochter und ihrem 14-jährigen Sohn in Richtung Grenze. Sie möchte nicht im Detail erzählen, was sie dort gesehen hat. Zu sehr überwältigen sie die Gefühle.

"An der Grenze war einfach nur Panik."

Ihr kleines Reich in der Agentur für Arbeit

Währen des Interviews sitzt Myroslava Pylypiv in ihrem kleinen Büro im vierten Stock in der Agentur für Arbeit in Speyer. Ein grauer Schreibtisch, ein grauer PC-Bildschirm, viel mehr als das Nötigste passt nicht in das kleine Einzelbüro. Was sie gedacht hat, als sie ihr Büro gesehen hat? Die Ukrainerin grinst und sagt voller Überzeugung: "Was für ein gemütliches Zimmer dachte ich. Mir gefällt es."

Myroslava Pylypiv (Foto: SWR, Leon Ahnesorg)
Myroslava Pylypiv hilft hier, ihren Landsfrauen Arbeit zu finden.

Als Kind Deutsch gelernt

Hier arbeitet sie schon seit drei Monaten, hilft den Beratern vom Jobcenter Vorderpfalz und der Agentur für Arbeit als Übersetzerin für Ukrainer. Myroslava Pylipiv lernte schon als Kind Deutsch, Ihre Urgroßmutter war eine gebürtige Deutsche. Und ihre Mutter lebt schon seit einigen Jahren in einer kleinen Wohnung im pfälzischen Schifferstadt.

Bereicherung fürs Team

1.200 Ukrainerinnen und Ukrainer werden durch das Jobcenter Vorderpfalz betreut. Die meisten davon sind Frauen und zeigen sich dankbar für die Hilfe ihrer Landsfrau. "Manche umarmen mich und bedanken sich, dass ich da bin. Das freut mich dann, dass ich helfen kann."

Ihr Chef Daniel Lips ist sehr zufrieden mit seiner neuen Mitarbeiterin. Von Anfang habe er gespürt, dass sie eine "große Bereicherung für das Team" sein würde, erzählt er. "Ich war sehr beeindruckt von der heutigen Kollegin. Wir haben natürlich einen ganz anderen Zugang zu den Menschen, wenn daneben jemand sitzt, der selber die aktuelle Fluchterfahrung hat."

Zukunft in der Pfalz

Seit der Flucht im Februar leben Myroslava, ihr Mann und ihre beiden Kinder gemeinsam mit ihrer Mutter in einer kleinen Wohnung in Schifferstadt. "Es ist schon wenig Platz, aber ich sage mir immer: Gott sei Dank sind wir zusammen und wir sind in Sicherheit. Hier ist kein Krieg." Sie atmet tief durch.

Ihre Kinder gehen inzwischen beide in die Schule und ihr Mann lernt Deutsch. "Ich hätte niemals gedacht, dass wir in Deutschland so herzlich aufgenommen werden", sagt sie. Für die Ukrainerin und ihre Familie steht fest: Die Pfalz ist ihre neue Heimat. "Mein Wunsch ist, dass wir uns hier ein neues Haus bauen."

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