Beute jagen können die stattlichen, einen halben Meter großen, flauschigen Jungvögel noch nicht, aber sie üben fleißig fliegen. Dabei erleiden sie die ein oder andere Bruchlandung. Vogelexperte Sven Ofer, der sich seit Jahren ehrenamtlich um die Uhus am Speyerer Dom kümmert, wird dann gerufen, um die Tollpatsche wieder in Sicherheit zu bringen.

"Letzte Woche war ich zweimal am Tag in Speyer. Immer das gleiche Spiel. Passanten sehen die Jungvögel am Boden sitzen und rufen die Polizei. Die ruft die Feuerwehr und die ruft dann mich", lacht Sven Ofer.
Uhu Kinder bringen sich immer wieder selbst in Gefahr
Er hat die Uhu-Riesen-Babys schon ins sichere Gebüsch gelegt oder auf Gerüste gesetzt. Aber die Uhus bringen es fertig und kriechen zwei Stunden später wieder aus dem Gebüsch heraus – ungeschützt vor Krähen, Dohlen und herumlaufenden Hunden. Und schon kann Sven Ofer wieder kommen, um die Jungtiere erneut in Sicherheit zu bringen.

Mittlerweile, erzählt der Hauptberufliche Forstwirt, sind die Jungvögel besser geworden, im Sich-Verstecken. Daher halten wir an diesem frühen Abend vergeblich Ausschau nach den Uhu-Babys. Lediglich ein Elternteil sitzt ungerührt und mit geschlossenen Augen in einer Fensternische am Ostteil des Doms und döst noch ein bisschen vor sich hin, bevor es bald auf Beutefang geht.
Eine Krähe fliegt die Eule immer wieder an, und versucht sie durch ihr Geschrei vergebens zu verjagen. Denn nachts, wenn die Krähen in den Bäumen des Domgartens schlafen, werden sie wiederum von den Uhus gejagt, die sie gerne ihrem Nachwuchs als Leckerbissen präsentieren. Überhaupt sind die Uhus beim Versorgen ihres Nachwuchses nicht zimperlich. Auf dem Speiseplan stehen Ratten, Igel und eben auch andere Vögel.

"Am späten Abend hört man die Bettellaute der Jungtiere", erzählt Sven Ofer und dann herrscht rund um den Speyrer Dom richtig gehend Uhu-Tourismus. Naturfreunde stellen sich auf mit ihren Kameras und Teleobjektiven, um die niedlichen Uhu-Kinder fotografisch einzufangen. Sven Ofer hat da nichts dagegen, denn von weitem stört man ja die fünfköpfige Uhu Familie nicht.
Auffangstationen füllen sich Unwetter wirft junge Vögel aus dem Nest
Gewitter, Wind und Starkregen führen dazu, dass einige Jungvögel aus ihren Nestern fallen oder bei ihren ersten Flugversuchen zu Boden gedrückt werden. mehr...
Es wird noch eine Weile dauern, bis die Uhu Kinder sich selbst auf Beutefang machen und dann wird ihr Revier sicher weiter gehen als nur der Domgarten, weiß der Vogelexperte. Doch ob sie im nächsten Jahr selbst Uhu-Eltern werden, steht in den Sternen.
Nur wenige Uhu Kinder überleben
Denn leider überlebt statistisch gesehen von den dreien nur eines den nächsten Winter. Strommäste sind die ärgsten Feinde der Uhus. Nicht nur deshalb stehen sie strengstens unter Artenschutz.

Und wer sich wundert, warum die Uhus sich ausgerechnet den Speyrer Dom als Nistort ausgesucht haben, dem sei erklärt: Für Uhus ist der Dom nur ein gewaltiger Felsen, mit geeigneten Felsvorsprüngen. "Es gibt sogar schon im Mittelalter Aufzeichnungen, dass Uhus und andere Vögel Kirchen und Ruinen als Nistorte ausgewählt haben“" weiß Sven Ofer, der auch alle drei Uhu-Kinder bereits beringt hat.