Die Germersheimer Tafel sagt, sie ist eigentlich gut aufgestellt. Altersarmut, Flüchtlinge aus Syrien und die Corona-Pandemie - all das hat die Tafel mit ihren rund 90 Ehrenamtlichen gut gemeistert, sagt der Vorsitzende Werner Seessle.
Und auch die Tafeln in Neustadt und Haßloch mit rund 80 Ehrenamtlichen haben das bisher gut hinbekommen, so der Vorsitzende Klaus Roth. Doch jetzt mache die Lebensmittelknappheit den Pfälzer Tafeln zunehmend zu schaffen.
Germersheimer Tafel spürt Folgen von Hamsterkäufen
Seessle sagt, dass die durch Hamsterkäufe leer gefegten Regale in den Supermärkten für die Germersheimer Tafel deutlich spürbar sind. Grundnahrungsmittel wie Mehl, Speiseöl und Zucker seien nicht mehr gespendet worden.
Der Ukraine-Krieg und seine Folgen Warum Hamsterkäufe in RLP unnötig sind
In der Corona-Pandemie das Klopapier, jetzt verschwinden Sonnenblumenöl und Mehl aus den Supermarkt-Regalen. Warum wird gehamstert?
Deshalb sei der Förderverein der Germersheimer Tafel eingesprungen, um den mehr als 1.200 Erwachsenen und Kindern zu helfen, die auf die Tafel angewiesen seien. Der Verein habe ebenfalls gehamstert und große Mengen der fehlenden Lebensmittel mit zurückgelegten Spenden aufgekauft, so Seessle.
"Wir werden nicht nur durch Ukraine-Flüchtlinge Zuwachs bekommen, sondern langfristig auch durch Rentner und Minijobber."
Tafel für Neustadt und Haßloch: Aufnahmestopp, wenn nichts mehr geht
Auch der Vorsitzende der Tafeln in Neustadt und Haßloch, Klaus Roth, berichtet, dass die Lebensmittelspenden rückläufig seien, vor allem bei Molkereiprodukten wie Milch, Yogurt und Käse, aber auch bei Brot. Roth führt das auf die gestiegenen Lebensmittelpreise zurück.
Gleichzeitig steige die Nachfrage. Die ersten Familien aus der Ukraine seien bei der Tafel registriert. Man rechne auch mit einem weiteren Anstieg bedürftiger ukrainischer, aber auch einheimischer Familien. Wenn aber die Lebensmittel ausgingen, müsse man einen irgendwann einen Aufnahmestopp verhängen.
Tafel Edenkoben: Alleinerziehende landet bei Tafel
Der Vorsitzende der Tafel Edenkoben, Heine, hat zwar noch keine Probleme mit Spendenengpässen bei Grundnahrungsmitteln. Auch auf die rund 50 erwarteten Flüchtlingsfamilien sei man vorbereitet: sowohl die Tafel, was die Versorgung mit Lebensmitteln betrifft, als auch die Verbandsgemeinde Unterkünfte betreffend.
Aber der Vorsitzende der Tafel sorgt sich um all jene Familien, die die gestiegenen Lebensmittel- und Energiekosten nicht mehr stemmen können. So sei gerade eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern völlig verzweifelt zur Tafel gekommen, weil sie die Strom- und Heizkosten nicht mehr bezahlen konnte.
"Die Frau war so verzweifelt, das sie weinend in meinen Armen lag ."
Tafel Landau: Lebensmittelspenden gehen zurück
Kerstin Baudisch, Vorsitzende der Tafel Landau sagt, dass die Lebensmittelspenden seit Jahren rückläufig seien. Das liege auch daran, dass die Supermärkte per Gesetz verpflichtet sind, nichts mehr abzugeben, was bereits das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten habe. Aktuell fehlt es vor allem an Mehl und Nudeln, so Baudisch.
Die Vorsitzende der Landauer Tafel führt das aber weniger auf Hamsterkäufe zurück, als auf Lebensmittelspenden für die Ukraine. Baudisch vermutet, dass Helfer palettenweise Grundnahrungsmittel aufgekauft haben, um sie für die Menschen im Kriegsgebiet zu spenden.
Gleichzeitig stelle die Tafel Landau fest, dass es immer mehr bedürftige Familien mit Kindern gebe. Was die Flüchtlinge aus der Ukraine betreffe, sei der Andrang noch überschaubar. Insgesamt versorge die Tafel allerdings knapp 500 Erwachsenen und knapp 300 Kindern. Baudisch rechnet damit, dass die Zahl der Bedürftigen zunehmen wird, sobald im Frühjahr die Nebenkostenabrechnungen vorliegen.
"Die Nebenkosten kommen - das wird ein heißer Sommer."
Eine Lebensmittelkette habe bereits aufgrund der angespannten Nachfrage eine für März geplante Spendenaktion für die Tafel Landau verschoben. Baudisch fürchtet jetzt, dass diese komplett wegfallen könnte: "Das wäre fatal, wenn das wegfallen würde."
Schon jetzt spüre sie die Spannungen. Alte Tafel-Kunden seien unzufrieden, dass weniger Lebensmittel als gewohnt zur Verfügung stehen. Es komme deshalb zu Konflikten zwischen den "Alten" und den "Neuen". Baudisch versichert aber: "Wir werden keinen wegschicken."