Jürgen Hundemer, erster Vorsitzender der Ehrenamtsbörse Vehra in Ludwigshafen und somit verantwortlich für die Tafel in der Stadt am Rhein, ist verzweifelt: "Allein im Januar haben wir 48 neue Kunden dazu bekommen, Tendenz steigend. Ich hoffe, dass wir das - wenn es so weiter geht - in Zukunft noch stemmen können", erklärt er im Gespräch mit dem SWR.
Die Leiterin der Tafel, Stephanie Zimmer, einst selbst Ehrenamtliche, bestätigt: "Im Augenblick bekommen wir zehn bis 20 Neukunden pro Woche." Laut Jürgen Hundemer liegt die Ursache darin, dass immer mehr Menschen in Not gerieten und die aktuelle Preisentwicklung sicher dafür sorgen werde, dass noch mehr Ludwigshafener Bürger ihre Lebensmittel über die Tafel besorgen müssten.
Ein Viertel der Helfer ist abgesprungen
Zugleich hat die Tafel Ludwigshafen aber immer weniger Helfer. Durch Corona seien gut 25 Prozent der Helfer abgesprungen. Die Ehrenamtlichen bei der Tafel seien meist ältere Menschen und die hätten oft Angst, sich mit Corona anzustecken, so Jürgen Hundemer. Dafür habe er natürlich Verständnis.
Trotzdem muss er die viele Arbeit irgendwie gestemmt bekommen. Im Monat besuchen rund 2.000 Menschen die Ludwigshafener Tafel, um sich mit Brot, Milchprodukten, Obst und Gemüse einzudecken.

Über 100 Ehrenamtliche helfen dabei mit, die Lebensmittel bei den Discountern abzuholen, dann im Tafelladen einzusortieren und an die Kundschaft auszugeben. Berechtige Kunden sind Menschen, die vom Arbeitslosengeld oder der Grundsicherung leben müssen, Asylbewerber und Rentner mit schmalem Geldbeutel.
Pandemie hat Spuren hinterlassen
Sabine Altmeyer-Baumann, Vorsitzende des Landesverbandes der Tafeln in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, bestätigt dem SWR: "Die Pandemie hat im Ehrenamt Spuren hinterlassen." Nach wie vor blieben aufgrund der anhaltenden Omikron-Welle Helfer den Tafeln fern. Und hinzu käme, dass sich natürlich auch unter den Helfern immer mehr Menschen infizieren. Auch das reiße Löcher ins Helferteam, weiß Altmeyer-Baum.
Pandemie-Folgen: Mehr Kunden bei den Tafeln
Manch neuer Helfer wundere sich dann auch über den Knochenjob, der bei den Tafeln zu leisten sei. Da der Kundenstamm immer größer würde, müssten die Öffnungszeiten immer weiter verlängert werden und die Ausgabe der günstigen Lebensmittel sei eben nicht mit "ein bisschen helfen" zu erledigen.
Tafel in Speyer ist gut durch die Krise gekommen
Keine Probleme Helfer zu finden, hat die Tafel in Speyer: "Wir hatten viel Unterstützung vom Deutschen Roten Kreuz. Die haben uns auch junge Leute vermittelt. Schüler, Studenten, die keinen Unterricht hatten und daher Zeit, bei uns mitzuhelfen", sagt die Leiterin, Karin Maier. Einige würden bis heute bei der Speyrer Tafel mithelfen. Und mittlerweile, wo sich die Corona-Lage etwas beruhigt habe, seien auch einige Ältere wieder mit dabei.
Bad Dürkheim: Helfer dringend gesucht
Anders sieht es in Bad Dürkheim aus. Der erste Vorsitzende der Tafel, Werner Grill, kämpft wie Ludwigshafen mit Personalproblemen. Gut zehn Leute würden ihm fehlen, erzählt er. Die Suche nach neuen Helfern gestalte sich mühsam. Persönliche Ansprachen und Mitteilungen in Amtsblättern hätten nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Rund 450 Menschen aus und rund um Bad Dürkheim suchten die ortsansässige Tafel pro Woche auf, so Werner Grill. Doch es würden durch die gestiegenen Energiepreise sicher bald mehr werden.

Plakataktion gegen den Helfermangel
Die Ludwigshafener Tafel will jetzt konkret etwas gegen den chronischen Helfermangel tun. Ab der kommenden Woche wird es eine große, von der Stadt Ludwigshafen unterstützte Plakataktion geben, mit der die Ludwigshafener Tafel nach Ehrenamtlichen suchen will. Gesucht werden Menschen, die Lebensmittel ausgeben, den Fahrdienst übernehmen, in der Warenannahme arbeiten, den Fuhrpark in Stand halten oder sich um die Grünflächen der Tafel kümmern. Jeder, der stundenweise helfen kann, ist willkommen, sagt Jürgen Hundemer von der Ludwigshafener Tafel, bevor er sich wieder schnell selbst unter die Helfer mischt. Arbeit gibt’s hier an sechs Tagen der Woche genug.