Interview

Ex-Generalvikar Sturm: "Die Pfalz fehlt mir natürlich"

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AUTOR/IN
Schollbach, Panja

Hinter Ex-Generalvikar Andreas Sturm liegt ein turbulentes Jahr. Vom Generalvikar des Bistums Speyer zum Pfarrer der Altkatholiken in Singen. Wie geht es ihm?

Beitragstext:
Hinter Ex-Generalvikar Andreas Sturm liegt ein turbulentes Jahr. Vom Generalvikar – zum Pfarrer, von Speyer nach Singen. Allmählich kommt er zur Ruhe:

Ton 1: „Es ist toll. Ich fühle mich sehr wohl hier. Die Menschen in der Gemeinde sind sehr offen und begegnen mir sehr herzlich. Und ja, ich komme hier langsam richtig gut an.“

Als er noch Generalvikar war, gehörten mehr als eine halbe Million Gläubige zum Bistum Speyer, in seiner neuen alt-katholische Gemeinde in Singen sind es gerade mal 326.

Ton 2: „Es ist schon eine ziemliche Umstellung, weil mein Alltag war früher einfach auch geprägt durch sehr viele Sitzungen. Ich hatte ein Team um mich herum, mit denen ich viele Sachen besprochen, bearbeitet und vorbereitet habe. Und jetzt bin ich schon ganz stark auf mich gestellt (..) Und das verändert natürlich das Arbeiten schon enorm.“

Aber das Wichtigste ist für Sturm, dass er Zeit für die Seelsorge hat und ein offenes Ohr für die Menschen in der Gemeinde.

Ton 3:
In der altkatholischen Kirche gibt es, das sagen manche so ein bisschen spöttisch, das „achte Sakrament“, nämlich das Kirchencafé im Anschluss an den Gottesdienst. Wir bleiben dann einfach noch zusammen und erzählen. Da ergeben sich sehr viele Gespräche mit Gemeindemitgliedern, Da trifft man einfach auf Menschen mit ihren Fragen, Sorgen und Problemen, aber auch mit ihren Freuden - ja, alles dabei.

Vor allem seien die Altkatholiken – ihrem Namen zum Trotz - wesentlich moderner als die katholische Kirche – Frauen dürfen Priesterinnen sein, homosexuelle Paare oder wiederverheiratete Geschiedene werden gesegnet und Gläubige aller Konfessionen dürfen am Abendmahl teilnehmen.

Ton 4
„Da ist schon eine große Offenheit, die ich vermisst habe in meiner früheren Position und Kirche. Das tut mir gut. Ansonsten muss ich sagen, nach einem halben Jahr ist noch alles sehr frisch. Da gilt es, schon noch ein bisschen, die Sachen mehr kennenzulernen (…) ich wollte in eine Kirche wechseln, wo ich mit engagierten Frauen und Männern gemeinsam auf dem Weg bin und wir auch was verändern können bei uns vor Ort.“

Denn, dass sich in der katholischen Kirche noch was verändert – daran glaubt Sturm nicht mehr

Ton 5
„ich es sehr belastend finde, zu erleben, wie viele hochengagierte Leute jetzt ebenfalls resignieren und die Hoffnung aufgeben. Und denen kann ich wirklich nur zurufen: Setzt euch auf allen Ebenen ein und verändert was!“

Jetzt ist Andreas Sturm zurück an der Basis, macht Seelsorge, Gottesdienste, Beerdigungen – alles, was als Pfarrer eben zum Job gehört. Hat er seine Entscheidung schon einmal bereut?

Ton 7
Was mich manchmal traurig stimmt, ist, dass es Kontakte gibt, die abgebrochen sind. Das tut mir leid und das bedauere ich wirklich sehr, weil ich Menschen so vor den Kopf gestoßen habe mit meinem Schritt, Aber es ist nicht so, dass ich meinen Schritt irgendwie bereue.

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Schollbach, Panja