Die Stadt Speyer besitzt zwei UNESCO-Welterbestätten: Der Kaiserdom trägt diesen Titel seit 1981. Vierzig Jahre später - 2021 - kam das Judenhof-Museum hinzu. Der Judenhof ist außerdem Teil des jüdischen Erbes der sogenannten SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz.

Die Ernennung zum Welterbe hat das Museum in Speyer international bekannt gemacht. Touristen aus aller Welt kommen nach Speyer, um sich das Zentrum des mittelalterlichen jüdischen Viertels von Speyer anzuschauen. Auch am Sonntag werden zahlreiche Besucher erwartet.
So sieht es in der Mikwe in Speyer aus
Wir haben uns das Museum vorab angeschaut. Zu finden ist es in der Kleinen Pfaffengasse, ganz in der Nähe des Speyerer Doms. Von außen wirkt das Museum klein und unscheinbar. Durch eine schmale Hofeinfahrt gelangen die Besucherinnenn und Besucher ins Innere. Wenn man in den großen Hof tritt, in dem dutzende Rosen in bunten Farben blühen, ist man überwältigt. Meterhohe Sandsteinmauern, die rund eintausend Jahre alt sind, erinnern an die mittelalterliche Judengemeinde. Rechts geht es in die Männersynagoge, links in die "Frauenschul" mit eigenem Gebetsraum.

Speyer: Jüdische Mikwe ist besondere Attraktion
Matthias Nowak macht Führungen im Judenhof-Museum, das 2010 eröffnet wurde. Besondere Attraktion ist die Mikwe, das Tauchbad für die rituelle Reinigung der Juden. "Diese Anlage zählt zu den bedeutendsten und größten Mikwen in Mitteleuropa. Sie ist noch im Originalzustand erhalten", sagt Nowak.
Über viele Sandsteinstufen geht es hinab in die Tiefe. Das steinerne Tauchbecken liegt rund zehn Meter unter der Erdoberfläche. Und das war beabsichtigt: Das Wasser musste im Mittelalter "rein" sein. "Deswegen hat man bis zum Grundwasserspiegel gegraben. Der Wasserpegel verändert sich natürlich, je nachdem, wie hoch der Grundwasserspiegel steht. Sie sehen das hier an den Wänden. Die sind zum Teil grünlich gefärbt. Also manchmal ist der Wasserstand so hoch, dass er bis in die Treppen reicht." Die Besucher beeindruckt vor allem, dass alles noch so gut erhalten ist.
Zehntausende Kreuzfahrtpassagiere im Judenhof-Museum
Allein 100.000 Besucher durch Passagiere der Kreuzfahrtschiffe, die am Rheinufer in Speyer anlegen, zählt das Museum im Jahr. Die meisten kommen aus den USA: "Sehr viele haben jüdische Wurzeln. Für sie ist natürlich dieses Areal ein Anziehungspunkt, den sie unbedingt sehen wollen, weil es um die Wiege des aschkenasischen Judentums geht. Das zieht die Amerikaner magisch an." Als askenasisch werden mittel-, nord- und osteuropäische Juden und ihre Nachfahren bezeichnet.
Unesco SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz werden Unesco-Weltkulturerbe
Die drei jüdischen Zentren am Rhein Speyer, Worms und Mainz, die sich im Mittelalter zu den so genannten SchUM-Städten zusammengeschlossen haben, gehören zum Unesco-Weltkulturerbe. Das hat das Unesco-Welterbekomitee in seiner Konferenz am 27. Juli 2021 auf seiner Konferenz im chinesischen Fuzhouz entschieden. Bereits am 24. Juli fiel die Entscheidung, dass Baden-Baden und Bad Ems zusammen mit anderen Bäderstädten in das Welterbe aufgenommen werden.
Kostenlose Führungen im Speyerer Dom und Judenhof
Am Sonntag gib es kostenlose Führungen durch den Speyerer Dom und im Judenhof. Als musikalische Programmpunkte treten im Judenhof die Formation "Klezmers Techter" und der Chor der jüdischen Kultusgemeinde auf. Im Dom findet das Kurzkonzert "Faszination Domorgel" statt.