Klassenzimmer (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Philipp von Ditfurth)

Mit mobilen Heizungen durch die Energiekrise

Rhein-Pfalz-Kreis: Viel Geld, damit Schüler im Winter nicht frieren

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Birgit Baltes

Die Energiekrise trifft auch die Schulen im Rhein-Pfalz-Kreis. Der Bauausschuss in Ludwigshafen hat am Donnerstagabend beschlossen, rund 450.000 Euro auszugeben, damit Schüler und Lehrer im Winter nicht frieren müssen.

Der Beschluss am Donnerstagabend fiel im Ludwigshafener Bauausschuss einstimmig, sagte Landrat Clemens Körner (CDU) dem SWR. Demnach wird der Rhein-Pfalz-Kreis an der Realschule Plus in Bobenheim-Roxheim für rund 130.000 Euro eine mobile, ölbetriebene Heizanlage mieten, die auch Grundschule und Sporthalle mit Wärme versorgen kann. Dazu kommen geschätzte 80.000 Euro für das Heizöl.

Hotmobil: Die mobile Heizzentrale im Kfz-Anhänger (Foto: Pressestelle, Hotmobil Deutschland GmbH)
Symbolbild für eine mobile Heizanlage. Hier von der 1994 gegründeten Firma HOTMOBIL. Sie ist nach eigenen Angaben bundesweit einer der ersten und größten Anbieter von mobile Heizzentralen im Kfz-Anhänger.

Am Schulzentrum Schifferstadt soll ein riesiger stillgelegter Ölheiztank reaktiviert und mit etwa 80.000 Litern befüllt werden. Die Kosten liegen hier bei knapp 140.000 Euro. Und für die Realschule Plus in Böhl-Iggelheim soll eine mobile Heizanlage für knapp 100.000 Euro gebaut werden.

Die Peter-Gärtner-Realschule plus in Böhl-Iggelheim (Foto: SWR)
Für die Peter-Gärtner-Realschule Plus in Böhl-Iggelheim lässt der Rhein-Pfalz-Kreis eine mobile Heizanlage in einem Seecontainer bauen.

Heizungen in einigen Schulen im Raum Ludwigshafen marode oder kaputt

Die Heizanlagen an den drei Schulen im Landkreis sind entweder defekt oder drohen zumindest auszufallen. So hat einer der beiden Gasbrenner an den Schulen in Bobenheim-Roxheim bereits den Geist aufgegeben.

An der Schule in Böhl-Iggelheim droht die Holzhackschnitzelheizanlage zu versagen. Und weil es die Herstellerfirma nicht mehr gibt, seien kaum noch Ersatzteile zu haben, sagte Hausmeister Dietmar Fink dem SWR. So habe die Heizung schon tagelang still gestanden, weil eine kaputte Spirale aus der Schweiz angefordert werden musste.

Am Schulzentrum Schifferstadt gibt es zwar zwei große Gasbrenner, die noch funktionstüchtig sind. Aber auch dort drohe Kälte, wenn die Gasversorgung knapp wird, so Landrat Körner. Deshalb wolle man nun auf den alten Öltank zurückgreifen. Außerdem hofft der Landrat im Notfall auch in Schifferstadt auf eine mobile Heizanlage zurückgreifen zu können, die den Pfalzwerken gehört. Doch die Pfalzwerke konnten auf SWR-Anfrage nicht bestätigen, dass eine solche Anlage auch verfügbar ist.

Mobile Heizungen wegen Ahrtal und Ukraine-Krieg vergriffen

Die Kreisverwaltung hatte eigentlich versucht, für ihre Schulen mobile Heizanlagen zu kaufen. Aber schon im vergangenen Frühjahr seien keine mehr zu haben gewesen, berichtete Landrat Körner. Zahlreiche Geräte seien wegen der Katastrophe im Ahrtal gebraucht worden. Ukraine-Krieg und Gasmangel hätten die Nachfrage weiter befeuert.

"Dieser Markt ist so leer gefegt, wie wenn sie jetzt im Baumarkt einen Elektroheizer kaufen wollen."

Deshalb sei man kreativ geworden und habe in Böhl-Iggelheim eine mobile Anlage der Marke Eigenbau in Auftrag gegeben. Sie soll in einem See-Container installiert und flexibel einsetzbar sein.

In Bobenheim-Roxheim sei aber nichts mehr zu machen gewesen. Dort habe man nur noch mieten können, so der Landrat. Und die Firmen könnten angesichts der großen Nachfrage Mietdauer und Preise diktieren.

Rhein-Pfalz-Kreis: Schulen sollen klimaneutral werden

Warum aber gibt der Kreis für die mobilen Anlagen so viel Geld aus? Hintergrund ist, dass an allen drei Schulen geplant ist, die alten Heizungen langfristig durch neue klimaneutrale zu ersetzen. Deshalb lohne es sich nicht, jetzt noch kurzfristig "klassische" Anlagen einzubauen, so Körner und zählt auf:

In Bodenheim-Roxheim entsteht bald ein Schulneubau. Dort sollen alle Schulen künftig mit bodennaher Erdwärme geheizt werden. In Schifferstadt soll nicht nur das Schulzentrum, sondern das gesamte Quartier in ein bis zwei Jahren mit einer Wasserstoff-Heizanlage versorgt werden. Und in Böhl-Iggelheim würden zurzeit im Zuge eines geplanten Neubaus der Berufsbildenden Schule (BBS) mehrere alternative Heizmethoden geprüft, wie Biomasse, Biogas, Solar- und Geothermie.

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