Umzugskartons im neuen Rathaus in Offenbach an der Queich (Foto: SWR)

Abschied vom "Schimmel-Rathaus"

Schimmelbefall: Verbandsgemeinde Offenbach bezieht neues Rathaus

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AUTOR/IN
Birgit Baltes

Es ist das Ende einer fast endlosen Geschichte: 2011 wurden im Rathaus in Offenbach (Kreis Südliche Weinstraße) Schimmel und ein undichtes Dach festgestellt. Aber erst jetzt zieht die Verwaltung um.

Umzugskartons stapeln sich in den lichtdurchfluteten Fluren des neuen Rathauses der Verbandsgemeinde Offenbach. Noch bis Dienstag ist die Verwaltung für Bürgerinnen und Bürger nicht erreichbar. Aber in den Büros sitzen etliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits am Computer. Die EDV läuft, sagt der Verbandsbürgermeister von Offenbach, Axel Wassyl (FWG), und wirkt erleichtert.

Mitarbeiterin im neuen Rathaus in Offenbach an der Queich (Foto: SWR)
Die EDV läuft im neuen Rathaus in Offenbach an der Queich.

Offenbach: Neubau etwas kleiner, aber hell und luftig

Der Rathaus-Neubau ist etwas kleiner als das alte Rathaus, Baujahr 1977, das direkt an das neue grenzt. Aber durch die vielen bodentiefen Fenster wirkt es größer und transparenter als der dunkle Altbau aus Beton. Hinzu kommt eine eingebaute Lüftungsanlage, die die 45 Verwaltungsangestellten im Sommer mit gekühlter Frischluft und im Winter mit Wärme versorgt. Sie seien einfach nur froh, jetzt endlich hier eingezogen zu sein, sagt Wassyl.

Offebach: Lange in marodem Altbau zusammengerückt

Und der Verbandsbürgermeister weiß, wovon er spricht: Seit 2019, also drei Jahre lang, war die Verwaltung im alten Rathaus eingepfercht. Das war zu dem Zeitpunkt, als die Arbeiten am Neubau begannen. 2019 wurde ein Vorbau des Altbaus abgerissen und mehrere Büros fielen weg. Zudem mussten weitere Räume - darunter auch sein eigenes Büro, das Besprechungszimmer und der Ratssaal - wegen Schimmelbefalls und eindringenden Regenwassers gesperrt werden.

Er selbst habe in seinem Büro nicht mal mehr Papiere ablegen können, weil es von der Decke tropfte, so Wassyl: "Wir waren beengt und die Mitarbeiter waren relativ unzufrieden, wir hatten teilweise Büros, die hatten keinen Rettungswege und die Schimmelbelastung war teilweise bedrängend".

"Es waren teilweise unwürdige Arbeitsbedingungen".

Rathaus Offenbach: jahrelange Diskussionen

"Es war ein steiniger Weg" bis zum Neubau, sagt Wassyl. Denn die schweren Baumängel im alten Rathaus hätten sich schon 2011 gezeigt. Da sei Wasser durch das Flachdach eingedrungen, die Fenster seien undicht gewesen und schließlich habe sich in einigen Räumen an den Wänden Schimmel gebildet.

Doch zunächst stimmte der Gemeinderat mehrheitlich dafür, das alte Rathaus zu sanieren. Viele Mitglieder seien überzeugt gewesen, dass eine Sanierung günstiger sei als ein Neubau, erinnert sich Wassyl. Die Gemeinde hatte dann eine Gutachterfirma beauftragt und die stellte fest, dass es mehr als eine Million Euro günstiger sei, neu zu bauen, als den Altbau zu sanieren. Das gab 2015 für den Gemeinderat den Ausschlag, für einen Neubau und den Abriss des alten Rathauses zu stimmen.

Eingang altes Rathaus Offenbach an der Queich (Foto: SWR)
Verbandsbürgermeister Axel Wassyl (FWG) am Eingang des alten Rathauses in Offenbach. Die Wandelemente stehen unter Denkmalschutz.

Offenbach: Rathaus wird unter Denkmalschutz gestellt

Diese Entscheidung wurde jedoch ein Jahr später wieder infrage gestellt. Denn Ratsmitglieder hatten beantragt, den Altbau wegen seiner architektonisch herausragenden Bedeutung unter Denkmalschutz zu stellen. Die Denkmalschutzbehörde des Landes stimmte dem zu.

Schließlich wurde der Abriss 2016 doch genehmigt, mit der Auflage, dass künstlerisch gestaltete Wandelemente gesichert und erhalten bleiben müssen. Im Mai 2019 folgte schließlich der erste Spatenstich für den Neubau. Nach fast zehnjähriger Diskussion.

Eigentlich sollte der Neubau vor einem Jahr bezugsfertig sein, aber durch Lieferengpässe und fehlende Arbeitskräfte infolge der Corona-Pandemie gab es immer wieder Verzögerungen. Ein Jahr später ist es geschafft. Die Bilanz: Statt der geplanten 6,1 Millionen Euro belaufen sich die Kosten für den Neubau nun auf knapp 6,4 Millionen Euro.

Offenbach: Wie geht es weiter mit dem alten Rathaus?

Ursprünglich war geplant, den maroden Altbau komplett abzureißen und nur die denkmalgeschützten Wandelemete zu erhalten. Doch inzwischen hat die Verbandsgemeinde einen anderen Plan, sagt Bürgermeister Wassyl.

Sie würde gerne nur die beiden überirdischen Geschosse abreißen lassen und den Keller erhalten, um ihn als Speicher für ihr geplantes klimaneutrales Nahwärmenetz zu nutzen. Das sei deutlich kostengünstiger als ein Komplettabriss. Über dem Keller könnte dann eine Art Bürgergarten entstehen. Ein Teil der denkmalgeschützten Wandelemente könne stehen bleiben, ein weiterer als Skulpturen aufgestellt werden, so Wassyl.

Der Bauausschuss der Verbandsgemeinde Offenbach hat den Plänen schon zugestimmt. Das Ganze muss aber noch durch den Rat. Und weil die Gemeinde Fördergelder beantragen will, wird mit einem Abriss erst im kommenden Jahr zu rechnen sein, sagt Bürgermeister Wassyl.

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Birgit Baltes