Jaguar Prozess Frankenthal (Foto: SWR)

Zeuge im Prozess: "Ich war ein Jahr wie in Trance"

Tödlicher Unfall bei Weisenheim: Beifahrer leidet unter psychischen Folgen

Stand

Im Prozess um den tödlichen Unfall in Weisenheim am Berg (Kreis Bad Dürkheim) hat der Beifahrer des Angeklagten ausgesagt. Er leide seit dem Unfall an den psychischen Folgen des Erlebten, sagte der 26-Jährige.

Angeklagt ist ein 29 Jahre alte Mann aus Biblis (Kreis Bergstraße) wegen fahrlässiger Tötung und wegen eines verbotenen Autorennens gegen sich selbst. Er soll am 19. September 2020 auf der Kreisstraße zwischen Weisenheim am Berg und Kirchheim (Kreis Bad Dürkheim) versucht haben, so schnell wie möglich zu fahren. Bei dem schweren Unfall, den er dann verursacht haben soll, starben drei Menschen.

Autowrack von tödlichem Unfall bei Weisenheim am Berg (Foto: Privatfoto)
In diesem Wrack starben zwei Frauen und ein Kind

Demnach war der Jaguar-Fahrer mit bis zu 150 Kilometern pro Stunde viel zu schnell unterwegs. Er soll laut Anklage die Kontrolle über seinen PS-starken Wagen verloren haben, auf die Gegenfahrbahn geraten und dort mit einem Mitsubishi-Kleinwagen zusammengestoßen sein. Bei dem Unfall wurden zwei Frauen und ein Kleinkind getötet. Ein vier Wochen altes Baby überlebte. Sein Freund hat den Unfall als Beifahrer miterlebt.

Beifahrer: "Ich war ein Jahr wie in Trance. Ich war total neben mir"

Am Donnerstag sagte er vor dem Landgericht Frankenthal als Zeuge aus. Er wurde per Videoschalte aus einem anderen Gerichtssaal des Landgerichts zugeschaltet. Seine Zeugenaussage war verschoben worden, weil er aus gesundheitlichen Gründen nicht am Prozessauftakt teilnehmen hatte können. Der 26-Jährige soll wegen des Unfalls an einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden.

"Ich habe die Geschwindigkeit nicht bemerkt, das ist die Wahrheit", so der Zeuge. Der Jaguar sei mit normalem Landstraßentempo unterwegs gewesen, mit rund 100 Stundenkilometern. Er habe nur bemerkt, wie der Jaguar über einen "Hubbel" fährt. Die Strecke sei dort oft verschmutzt. Der junge Mann hatte während der Fahrt auf seinem Tablet im Auto eine Kampfsportshow angeschaut, wie er sagt. Als er dabei kurz aufschaute, sei der Wagen auch schon auf das andere Auto geprallt. "Das war leider dann die junge Familie." Er erinnere sich, dass ihm "der Airbag ins Gesicht knallte, dann lag ich auf dem Boden neben dem Auto", erzählt der Zeuge, offenbar den Tränen nahe. "Ich habe Schreie gehört. Ich glaube, ich habe auch geschrien."

Beifahrer: Angeklagter ist "normal" gefahren

Auf die Frage der Richterin, wie sein Freund gefahren sei, sagte der Zeuge: "Einfach normal. Ich fahre auch selbst normal. Mir wäre es aufgefallen, wenn er schneller gefahren wäre, dann hätte ich es ihm gesagt."

Die Richterin hält ihm entgegen, er habe zu den Ermittlern gesagt, der Fahrstil seines Freundes sei "zügig" gewesen. "Würden Sie ihn heute auch zügig nennen?" Der Zeuge überlegt lange. "Nein, ich würde ihn auch mal normal nennen". Allerdings bekomme man in solchen Autos nicht mehr mit, wie schnell man fährt. Er selbst fahre einen Audi mit 400 PS.

Frankenthal

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Freund des Angeklagten: Nach dem Unfall wie in Trance

Nach dem Unfall, so der junge Mann, sei es ihm sehr schlecht gegangen. Auch seine Beziehung sei deswegen in die Brüche gegangen. Vorübergehend sei er sogar zur Behandlung in einer psychiatrischen Klinik gewesen. "Ich will gar nicht wissen, wie das erst für die Famile der Opfer gewesen sein muss." Er sei "mindestens ein Jahr wie in Trance" gewesen. "Ich war total neben mir."

Auch dem Angeklagten sei es sehr schlecht gegangen. Auf die Frage der Richterin, wie der Angeklagte als Mensch sei, sagte der Freund: "Ein sehr herzenslieber Mensch, immer zuverlässig, lacht viel und ist für seine Freunde da." Er sei eher ruhig vom Typ her. "Wenn eine Frau ihn beschreiben würde, dann wäre er ein Fels in der Brandung. Er nimmt einen auch mal in den Arm. So ist er, wie man sich einen Kumpel vorstellt."

Zeugin will Jaguar vor dem Unfall gesehen haben

Zuvor hatte am Donnerstag aber eine Zeugin ausgesagt, die am Tag des Unfalls nachmittags mit ihren Kindern in einer Eisdiele in Weisenheim am Berg saß - mit Blick auf die Umgehungsstraße. Sie sollte etwas zum Fahrverhalten des Angeklagten beitragen, das sie beobachtet haben könnte. Von der Eisdiele aus sei ihr ein Jaguar mit zwei jungen Männern aufgefallen, der deutlich zu schnell gefahren sei. Die Kinder hätten auf das Kennzeichen geachtet - es war ein Heppenheimer Nummernschild. Der Angeklagte stammt aus dem Kreis Bergstraße. Unklar ist jedoch, ob es sich tatsächlich um den Unfall-Jaguar handelt.

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Vor Gericht hatten bereits mehrere Augenzeugen berichtet, wie der Mann kurz vor dem Unfall mit dem Kleinwagen, in dem nur ein Säugling überlebte, gefahren sein soll. Zum Prozessauftakt sagte der Angeklagte, er sei eigentlich ein entspannter, geduldiger Fahrer: "Ich habe nicht empfunden, dass ich übermäßig schnell war."

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