40 Fachleute verkosten einen Tag lang am Weincampus in Neustadt verschiedene Weine: aber nicht für ein Fachmagazin. Mit den Ergebnissen wird ein Computer gefüttert, der "riechen" kann. Los geht es am Freitag - es ist die erste dieser kuriosen Weinproben. Weitere sollen folgen.
Das Gerät dazu gibt es schon. Es ist ein Prototyp, den das Fraunhofer-Institut gemeinsam mit dem Weincampus Neustadt entwickelt hat.

Gerät "riecht" mit digitalen Sensoren
Der Computer ist so groß wie ein Mineralwasserkasten, erklärt der Projektleiter am Weincampus, Dominik Durner. Es hat einen kleinen Schlauch, den man über den Wein hält. Das Gerät saugt die Aromastoffe, die von dem Wein ausgehen auf, und Sensoren sollen dann bestimmte Geruchskomponenten erfassen. Damit das Ganze aber überhaupt funktioniert, muss das Gerät mit Daten gefüttert werden. Und die werden bei mehreren Weinproben gesammelt.
Am Wein wird zunächst blind geschnuppert
Das Projekt startet am Freitagvormittag. In einem ersten Durchlauf riechen die Weinfachleute nur am Wein. Er wird in schwarzen Gläsern ausgeschenkt. Die Verkostenden schreiben alle ihre Geruchseindrücke in einem Laptop auf.

In einem zweiten Durchgang sollen sie den Wein auch schmecken. In einem dritten erfahren sie zusätzlich, wie der Wein aussieht und in einem letzten Durchgang auch, was es für eine Rebsorte ist und welcher Jahrgang.
Weitere Weinprobe im November für mehr Daten
Diese Daten werden Stück für Stück an den Computer mit seinen Sensoren übertragen. Die Projektbetreiber am Weincampus sprechen von einer "Digitalen Nase". Im November wird es eine weitere Weinprobe geben - dann aber mit Weinen, die schlecht produziert wurden. "Die Weinfachleute tun mir jetzt schon leid", sagt Projektleiter Durner, aber nur mit diesen Daten könne der riechende Computer später objektiv erfassen, ob ein Wein gelungen ist oder nicht.
Einsatz im Weinkeller geplant
Bislang ist es noch ein Forschungsprojekt. Wann das Gerät marktreif ist, sei noch unklar, so Durner. Wenn es aber soweit ist, soll es kleiner sein, damit Winzer es in ihrem Keller einsetzen können. So könnten sie, noch während der Wein in den Fässern ist, schneller feststellen, ob was bei der Gärung schief läuft und gegensteuern.

Einsatz des Wein-schnüffelnden Computers im Handel?
Das Gerät könnte aber auch für den Handel genutzt werden, um Weine für den Verbraucher zu testen: Ist auch wirklich das in der Flasche, was auf dem Etikett drauf steht, oder nicht.
"Das Gerät soll niemals das Handwerk des Winzer, die Expertise des Sommeliers oder den Geschmack des Kunden ersetzen."
Wird der Computer also eines Tages Sommeliers und Weinkenner ersetzen? Durner ist sich sicher, dass es soweit nicht kommen wird. Die "Digitale Nase" kann allenfalls Winzer und Weinfachleute unterstützen. Es werde immer die Expertise der Fachleute gebraucht und natürlich auch der Geschmack des Weinkunden.